SAP setzt konsequent auf Elektromobilität im Dienstwagenpool: Ab 2026 können Beschäftigte ausschließlich Elektroautos bestellen, die bisherige Übergangsregelung für Plug-in-Hybride läuft Ende dieses Jahres aus. Steffen Krautwasser, Leiter des globalen Fuhrparks, verteidigt im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung den Kurs – auch wenn es Widerstände in der Belegschaft gibt. Mit rund 19.000 Autos gehört SAP zu den größten Flottenbetreibern Deutschlands.
Krautwasser betont, dass die Entscheidung lange vor dem EU-Beschluss zum Verbrenner-Aus getroffen wurde. „Uns war immer klar, dass es auf diesem Weg ein Auf und Ab geben würde“, sagt er. Die Grundlage seien interne Auswertungen, die für Elektroautos sprechen. „Im Unterhalt sind die E-Autos einfach günstiger – auch, was die gesamten Kosten angeht.“ Gleichzeitig sei der ökologische Aspekt entscheidend: Der Fuhrpark verursache zwei Drittel der konzernweiten CO₂-Emissionen. Ziel sei es, SAP bis 2030 klimaneutral zu machen.
Dass nicht alle Mitarbeiter:innen diese Linie begrüßen, überrascht ihn nicht. „Wie in der Gesellschaft insgesamt gibt es auch bei uns einige Stimmen, die sich gegen Elektroautos aussprechen. Aber die Gruppe der überzeugten Befürworter ist mindestens genauso groß.“ Daher will SAP die Umstellung als gemeinschaftlichen Prozess gestalten. „Der Firmenwagen soll ein tolles Benefit bleiben. Was uns entgegenkommt, ist, dass es inzwischen wirklich gute Alternativen zu Verbrennern gibt.“
Ein Reizthema ist die Marke Tesla, die nicht auf der Bestellliste steht. Krautwasser stellt klar, dass es dabei keine politischen Motive gebe. „Wir schauen uns das völlig neutral an. Wichtig sind uns Servicequalität, Ersatzteilversorgung und kalkulierbare Restwerte. Da sind wir mit Tesla aktuell nicht zufrieden.“ Er fügte hinzu, dass kein Hersteller dauerhaft ausgeschlossen sei.
Die Plug-in-Hybride, die 2025 noch ausnahmsweise verfügbar sind, stoßen auf Nachfrage. Viele Beschäftigte haben sie bestellt, doch eine Verlängerung ist ausgeschlossen. „2026 wird es keine Plug-in-Hybride mehr zur Bestellung geben“, stellt Krautwasser klar. Der Anteil reiner Elektroautos wächst bereits deutlich: Rund 55 Prozent der Flotte sind elektrifiziert – der Großteil davon bereits rein elektrisch.
„Es kursieren nach wie vor viele Mythen zu E-Autos“
Auch die Frage nach der Ladeinfrastruktur beantwortet Krautwasser mit Gelassenheit. „Sie brauchen ja keine 19.000 Ladesäulen, denn die Beschäftigten laden nicht jeden Tag und oftmals auch gar nicht am Arbeitsplatz.“ Viele würden zu Hause laden, zudem hätten heutige E-Autos eine höhere Reichweite. SAP setze beim Ausbau auf ein bedarfsgerechtes Vorgehen. „Wir bauen kontinuierlich aus, wollen aber auch nicht überinvestieren. Vielmehr schauen wir uns genau das Nutzungsverhalten unserer Beschäftigten an.“
Die Debatte um Elektromobilität in Deutschland sieht Krautwasser kritisch. „Es kursieren nach wie vor viele Mythen – zu kurzen Reichweiten, Bränden oder fehlender Infrastruktur. Es dauert lange, bis damit aufgeräumt ist.“ Er verweist auf die jahrzehntelange Entwicklungsgeschichte des Verbrenners. Im Vergleich dazu sei die Elektromobilität noch jung, biete aber schon heute viele Vorteile. „In Deutschland schauen wir bei Veränderungen öfter als andere Länder auf die Nachteile. Nüchtern betrachtet bietet die Elektromobilität gegenüber den Verbrennern vor allem Vorteile.“
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung – SAP braucht als Dienstwagen „die Verbrenner nicht mehr“