Porsche fordert Technologieoffenheit für Verbrenner

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Porsche | Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorstand für Finanzen und IT

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Porsche soll eine umfassende Neuausrichtung seiner Elektrostrategie und seine bisherigen Ziele im Bereich der Elektromobilität überdenken, dies gibt zumindest die Automobilwoche in einem aktuellen Artikel zu verstehen. Bislang sollten Modelle wie der Porsche 718, der Cayenne und das neue große SUV mit dem Projektnamen K1 ausschließlich als Elektroautos auf den Markt kommen.

Nun zeichnet sich womöglich eine Veränderung ab. So erklärte Finanz- und IT-Chef Lutz Meschke in einer Telefonkonferenz zum dritten Quartal, dass Porsche plant, Verbrennungsmotoren länger beizubehalten und gleichzeitig flexiblere Plattformen zu entwickeln.

Porsche: Statt reiner E-Strategie auch wieder Verbrenner am Start?

So sollen wohl künftige Modelle auf unterschiedliche Antriebsarten ausgerichtet werden. Dabei steht vor allem die Frage im Mittelpunkt, ob neben Elektroantrieben auch Verbrenner und Plug-In-Hybride unterstützt werden können. Laut Meschke befinden sich entsprechende Konzepte bereits in einer entscheidungsreifen Phase. Eine Änderung der Antriebsart könnte jedoch beim für nächstes Jahr geplanten 718-Modell schwierig umzusetzen sein, da die Markteinführung bevorsteht.

Die bisherigen Elektroziele von Porsche galten als ambitioniert. Bis 2030 plante das Unternehmen, dass 80 Prozent der Neuwagen rein elektrisch betrieben werden. Einzig der Porsche 911 sollte weiterhin als Verbrenner angeboten werden, da für dieses Modell keine vollständige Elektrifizierung vorgesehen ist. Diese Vorgaben könnten theoretisch weiterhin eingehalten werden, doch Porsche beobachtet, dass die Nachfrage nach Elektroautos in einigen Regionen weniger dynamisch wächst als erwartet. Meschke räumt ein, dass das Ziel zwar erreichbar bleibe, aber die Einführung in vielen Märkten langsamer verlaufe als gedacht. Angesichts dessen zieht Porsche eine flexiblere Handhabung seiner Elektrostrategie in Betracht.

„Zudem verläuft die Transformation hin zu Elektrofahrzeugen global langsamer als ursprünglich angenommen. Aus diesem Grund überprüfen wir aktuell unser Produktangebot und Ökosystem, aber auch unsere Budgets und Kostenposition. Alles mit dem Ziel, unsere Flexibilität und Belastbarkeit noch weiter zu erhöhen“, so Meschke in der vom Sportwagenhersteller herausgegebenen Mitteilung zu den Ergebnissen des dritten Quartals 2024.

Lutz Meschke, Porsche spricht sich gegen „Verbrenner-Verbot 2035“ aus

Meschke richtete darüber hinaus in der Telefonkonferenz, einen klaren Appell an die europäische Politik. Das ab 2035 geplante „Verbot für Verbrennungsmotoren“ solle nochmals überdacht werden. Während Porsche bisher keine klare Position zu diesem Thema einnahm, sieht der Finanzchef nun Anpassungsbedarf, wie die Automobilwoche berichtet. Er betont, dass die Automobilindustrie darauf angewiesen sei, Verbrennertechnologien weiterzuführen, und dass insbesondere Zulieferer in ihre Entwicklungen investieren müssten, um ihre wirtschaftliche Stabilität zu sichern.

Eine einseitige Fokussierung auf den reinen Elektroantrieb benachteilige die Industrie, vor allem im Bereich der Volumenfahrzeuge. Europäische Hersteller hätten es derzeit schwer, mit asiatischen Wettbewerbern mitzuhalten, da diese bei der Herstellung von Elektroautos deutlich günstigere Produktionskosten erzielen. Meschke fordert daher Unterstützung von der EU, um die europäische Industrie langfristig zu stärken und einer möglichen Deindustrialisierung entgegenzuwirken.

Das „Verbrenner-Verbot 2035„, wie Meschke durch die Automobilwoche zitiert wird, dürfe man so nicht stehen lassen. Hier zitieren wir direkt die Bundesregierung: „Ab 2035 neuzugelassene Fahrzeuge dürfen kein CO₂ mehr ausstoßen. Denn die Flottengrenzwerte bei Personenkraftwagen sollen bis 2035 auf null sinken.“ Von einem Verbrenner-Verbot kann somit keine Rede sein, nur davon, dass diese kein CO₂ mehr ausstoßen dürfen. Ferner möchten wir in diesem Zusammenhang einen Kommentar unseres Chefredakteurs Michael Neißendorfer aus dem Januar aufgreifen, der sich zufälligerweise auf Porsche bezog:

„Die EU hat schon vor gut einem Jahr beschlossen, dass ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr zugelassen werden dürfen. Die Industrie hat nun noch elf lange Jahre Zeit, entschieden darauf hinzuarbeiten und wichtige Weichen zu stellen, attraktive Modelle zu entwickeln, robuste Lieferketten aufzustellen – und wäre auch in der Pflicht, einen Beitrag dazu zu leisten, um Vorbehalte, Vorurteile und Zweifel gegenüber Elektroautos abzubauen, um dieses Ziel nicht zu gefährden.“

Über die Position von Meschke das „Verbrenner-Verbot 2035“ zu stoppen darf also durchaus diskutiert werden. Dennoch gibt der Hersteller zu verstehen, dass man für eine umweltfreundliche Zukunft auf technologische Offenheit und alternative Ansätze zur Reduzierung von CO₂ setzt. Meschke spricht sich für eine Förderung von E-Fuels und Technologien wie das Direct Air Capture-Verfahren aus, das CO₂ direkt aus der Atmosphäre entfernt. Diese Verfahren könnten Verbrennungsmotoren nahezu klimaneutral betreiben und somit einen weiteren Weg zur Emissionsreduktion bieten.

In China sieht Porsche erhebliche Herausforderungen auf sich zukommen

Besonders in China sieht Porsche in den kommenden Jahren erhebliche Herausforderungen auf sich zukommen. Die chinesische Automobilbranche hat durch die Elektromobilität einen Vorsprung gewonnen, und lokale Hersteller dominieren den Markt. Diese bieten gut ausgestattete Elektroautos für rund 30.000 Euro an, wodurch der Kosten- und Preisdruck auf europäische Anbieter wie Porsche weiter steigt.

Der Markenname spiele auf dem chinesischen Markt eine zunehmend geringere Rolle. „Porsche wird sich bei seiner Strategie Value over Volume konsequent auf die Abstimmung von Angebot und Nachfrage konzentrieren. Insbesondere auf dem chinesischen Markt, wo unverändert Herausforderungen bestehen“, so der Hersteller hierzu in seiner Pressemitteilung. Für das Jahr 2025 rechnet Porsche mit einer stagnierenden Nachfrage in China und reduziert deshalb seine ursprünglich geplanten Absatzziele. Im Gegenzug will Porsche seine Marktpräsenz in Südkorea und Indien ausbauen. Gerade in Indien erwartet das Unternehmen starkes Wachstumspotenzial und prüft bereits die Möglichkeit einer lokalen Fertigung, ähnlich der bestehenden Produktionsstruktur in Malaysia.

Quelle: Automobilwoche – Porsche ändert Strategie: Geplante E-Autos sollen Verbrenner erhalten // Porsche – Pressemitteilung vom 25.10.2024

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Läubli:

Wieso so eine Angstmache? …wegen Porsche oder VW geht die Welt noch lange nicht unter.

DoDo:

Nun ja, eine Tankstelle hast du ja auch nicht direkt an deinem Parkplatz, nicht wahr? Zumindest die meisten nicht.

Hiker:

Wer von Euch zwei ist da wohl der „schäbigere“?

Hiker:

Das mit der Scham ist bereits Tatsache. Ich habe das Kopfschütteln und die bösen Kommentare gehört als neulich so ein Knallkopf mit lautem Motorengebrüll durch die Stadt gerast kam. Der Stolz dieser Idioten vor dem Herrn über Ihre hirnlosen stinkenden Totgeburten ist längst aggressivem Trotz gewichen.

Hiker:

Was um alles in der Welt soll daran Zukunft sein? Ein FCEV benötigt für dasselbe Ergebnis zirka vier bis fünf mal mehr Energie. Eine schlimmere Totgeburt als das kann man sich nicht ausmalen.

Grünen Wasserstoff herzustellen ist so ziemlich das aufwändigste was man tun kann. Zudem gibt es Anwendung die man im Gegensatz zur Elktromobilität nur mit H2 dekarbonisieren kann.

Aber das kann man sturen Wasserstoff Enthusiasten wie Du einer zu sein scheinst noch tausendmal schwarz auf weiss beweisen. Ihr ignoriert lieber ganz einfache Physik, als diesen BS endlich zu beerdigen.

Und Ihr schadet mit Eurem dummen Geschwätz massiv der Entwicklung hin zu emissionsfreier Mobilität. Eigentlich solltet Ihr für den Schaden den Ihr anrichtet zahlen müssen.

pani:

Olle Kamellen. Die einleuchtenden und gut begründbaren und begründeten Argumente gegen Wasserstoff für PKW kannst auch du überall nachlesen.
Deine Einschätzung ist mit ziemlicher Sicherheit voll daneben.

pani:

Natürlich wird die Entscheidung Bestand haben. Das Preispari zwischen Verbrennern und E-Autos ist z.B. mit dem Elroq bereits hergestellt. Wenn der Gesetzgeber jetzt noch die Strompreise an öffentlichen Ladesäulen deckeln würde und an ein paar wenigen anderen Stellschrauben drehen würde, würde das E-Auto auch bei uns lange ! vor 2035 ein Selbstläufer. Welcher Trottel kauft noch einen Verbrenner, wenn der viel teurer ist als ein E-Auto (allemal bzgl. TCO). Die verbleibenden Trottel kann der Staat durch extrem teuren Sprit und nach Grundfläche und PS Zahl des Autos gestaffelter Luxussteuer ausbremsen.
Auch Tempo 130 (warum eigentlich nicht 140 ?) auf unseren Autobahnen wäre nach meiner festen Überzeugung der Sache dienlich. Wenn wir erstmal alle elektisch unterwegs sind, werden wir angesichts zunehmend verbesserter Assistenzsysteme und effizienterer Akkus vielleicht eh wieder etwas schneller unterwegs sein können… .

pani:

Gut, bis auf den letzten Absatz. Wir haben schon genug Faschistenwähler, die glauben, sie müssten aus Protest AfD wählen, weil es ihnen finanziell immer schlechter geht.
Nein, wir brauchen unsere Autoindustrie.

rabo:

In einem FCEV wird kein Wasserstoff verbrannt, sondern Strom erzeugt. Kein Gestank, Feinstaub oder Krach. Es handelt sich um ein EV (Electric Vehicle) = Elektrofahrzeug). Für mich die Zukunftstechnologie bis wir irgendwann später die Fusionstechnologie beherrschen.

Hiker:

Nein, nein und nochmal nein. Anstatt darauf zu beharren diese Abzocker, Versager und dreisten Betrüger auch noch weiter mit Geldern aus Steuern zu belohnen lassen wir sie das erntenwas sie gesät haben.

Und hören wir bitte damit auf, diejenigen die es gewagt haben ihre Fabriken in Deutschland zu bauen mit allen verfügbaren Mitteln zu vergraulen! Das ist nämlich die letzte Chance für den Deutschen Facharbeiter nicht auch noch den letzten Arbeitsplatz zu verlieren.

Nach den Erfahrungen die Tesla in Deutschland machen musste, wird sich ein Unternehmer wohl zweimal überlegen hier zu investieren.

Das sind diejenigen die an ihren Ästen sägen und nicht die, die sich weigern in eine verlorene Sache zu investieren. Die Deutsche Autoindustrie hat sich das selber zuzuschreiben!

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