Nissan sucht Investoren – Saudi-Arabien im Gespräch

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Sebastian Henßler
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Der japanische Autohersteller Nissan steht weiterhin unter Druck. Nach schwierigen Jahren will das Unternehmen unabhängiger werden und sucht nach neuen Investoren. Im Mittelpunkt steht dabei der Staatsfonds PIF von Saudi-Arabien. Dieser zeigt Interesse an einer Beteiligung und könnte zeitnah eine wichtige Rolle spielen. Der Fonds unterstützt bereits andere Elektroautoprojekte und möchte seine Position in der Branche stärken. Nissan selbst dürfte dafür offen sein. Muss das Unternehmen doch dringend Kapital beschaffen.

Anfang April hat der neue Vorstandschef Ivan Espinosa die Leitung übernommen. Er steht vor der Aufgabe, den Konzern finanziell zu stabilisieren und für die Zukunft auszurichten, wie die Automobilwoche berichtet. Bei mehr als drei Millionen verkaufter Autos im Jahr 2024 sanken die Verkaufszahlen in mehreren Regionen. Gleichzeitig fehlen Mittel, um technologisch mitzuhalten. Die Konkurrenz entwickelt sich rasant weiter – besonders bei Elektroautos. Ein Zusammenschluss mit Honda hätte Entlastung bringen können. Doch die Gespräche scheiterten im Februar, wie wir berichtet haben. Daraufhin trat der damalige Konzernchef Makoto Uchida zurück. Es folgten Spekulationen über andere Partner. Tesla wurde genannt, auch der taiwanesische Zulieferer Foxconn. Doch konkrete Ergebnisse blieben aus.

Nun richtet sich der Blick nach Saudi-Arabien. Der Staatsfonds des Landes investiert bereits in Lucid Motors und hat mit Ceer Motors eine eigene Marke gegründet. Das Interesse an Nissan kommt nicht überraschend. Die Regierung verfolgt das Ziel, sich als wichtiger Akteur im Bereich Elektromobilität zu etablieren. Dafür sucht sie Partner mit internationaler Erfahrung. Nissan bringt genau das mit: ein globales Netz und Erfahrung aus über einem Jahrzehnt. Bereits 2010 brachte das Unternehmen mit dem Leaf eines der ersten Elektroautos auf den Markt. Die mittlerweile dritte Version des Leaf wurde vor kurzem angekündigt.

Parallel zur Investorensuche verändert sich die Partnerschaft mit Renault. Seit 1999 arbeiten beide Unternehmen zusammen, später kam Mitsubishi hinzu. Doch jetzt wird die Verbindung gelockert. Renault überträgt Nissan mehr Freiheit bei finanziellen Entscheidungen. So kann der japanische Hersteller flexibler agieren und neue Partner ins Boot holen. Ein Teil dieser Entflechtung betrifft das Indien-Geschäft. Die bisher gemeinsam betriebene Tochtergesellschaft in Chennai geht vollständig an Renault über. Nissan verliert damit zwar Anteile, gewinnt aber finanziellen Spielraum. Auch bei der Beteiligung an Renaults Elektro-Sparte Ampere gibt es Änderungen. Ursprünglich war geplant, dass Nissan rund 600 Millionen Euro investiert. Diese Verpflichtung entfällt nun.

Auch bei den Unternehmensanteilen lockert sich das enge Geflecht. Renault erlaubt eine Reduzierung der gegenseitigen Beteiligungen. Nissan kann Anteile verkaufen und so weitere Mittel generieren. Bislang hält Renault 36 Prozent an Nissan. Diese Zahl könnte in Zukunft sinken. Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt. Analysten gehen davon aus, dass Nissan das Geschäftsjahr 2024/2025 mit Verlust abschließen wird. Bereits zur Jahresmitte hatte das Unternehmen angekündigt, rund 9000 Arbeitsplätze zu streichen.

In dieser schwierigen Phase ist ein neuer Großinvestor entscheidend. Saudi-Arabien könnte diese Rolle übernehmen. Die Gespräche laufen, ein Ergebnis wird jedoch nicht kurzfristig erwartet. Klar ist: Nissan muss sich neu aufstellen, um auf dem hart umkämpften Markt bestehen zu können.

Quelle: Automobilwoche – Nissan: Saudi-Arabien als möglicher Retter

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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