Renault und Nissan sortieren ihre Partnerschaft neu

Cover Image for Renault und Nissan sortieren ihre Partnerschaft neu
Copyright ©

Tricky_Shark / Shutterstock / 2298021269

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die Renault Group und Nissan haben mehrere neue strategische Projekte und Anpassungen angekündigt: Die Renault Gruppe wird zum einen die 51-prozentige Beteilung von Nissan an der Renault Nissan Automotive India Private Ltd (RNAIPL) übernehmen und dadurch künftig 100 Prozent des Unternehmens halten, so die beiden Autohersteller in einer aktuellen Mitteilung. Für Renault bedeute dies eine wichtige Gelegenheit, sein internationales Geschäft auszubauen. Nissan behält seine Präsenz in Indien bei; der Schwerpunkt liegt dabei auf einer größeren Marktabdeckung. RNAIPL werde auch künftig Modelle von Nissan produzieren, darunter den neuen Nissan Magnite, und eine wichtige Stütze für die künftigen Expansionspläne des Unternehmens sein.

Nissan beauftragt zudem die Renault Group mit der Entwicklung und Produktion eines von Nissan entworfenen Derivats des neuen Renault Twingo. Außerdem soll die Allianzvereinbarung geändert werden: Durch Festlegen der Lock-up-Verpflichtung auf 10 Prozent statt wie bisher auf 15 Prozent soll die Flexibilität der Parteien in Bezug auf ihre wechselseitigen Beteiligungen erhöht werden. Und schließlich soll Nissan von seiner Verpflichtung entbunden werden, in Ampere zu investieren, die E-Auto-Sparte der Renault-Gruppe. Die vereinbarten Produktprojekte sollen fortgesetzt werden.

„Als langjähriger Partner von Nissan innerhalb der Allianz und als Hauptanteilseigner hat die Renault Group ein starkes Interesse daran, dass Nissan so schnell wie möglich eine Trendwende bei seinen Leistungen erreicht“, sagte Luca de Meo, CEO der Renault Group. „Wir haben mit einem pragmatischen und geschäftsorientierten Ansatz die effektivsten Möglichkeiten zur Unterstützung des Sanierungsplans erörtert und gleichzeitig wertschöpfende Geschäftsmöglichkeiten für die Renault Group entwickelt.“

Diese laut de Meo „für beide Seiten vorteilhafte Rahmenvereinbarung“ sei der Beweis für eine agile und effiziente Denkweise der neuen Allianz. „Dies bestätigt die Attraktivität unserer Produkte mit dem Twingo sowie unsere Bereitschaft, unser Geschäft auf internationalen Märkten auszubauen. Indien ist ein wichtiger Automobilmarkt, und die Renault Group wird hier ein effizientes industrielles Standbein und Ökosystem aufbauen.“

„Nissan ist bestrebt, den Wert und die Vorteile unserer strategischen Partnerschaft innerhalb der Allianz zu bewahren und gleichzeitig Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zu ergreifen“, sagte Ivan Espinosa, Präsident und CEO von Nissan. „Wir wollen ein agileres und effektiveres Geschäftsmodell schaffen, das es uns ermöglicht, schnell auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren und Barmittel für zukünftige Investitionen zu sparen. Wir bleiben dem indischen Markt verpflichtet, liefern Fahrzeuge, die auf die lokalen Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind, und gewährleisten gleichzeitig einen erstklassigen Vertrieb und Service für unsere bestehenden und künftigen Kunden. Indien bleibt ein Zentrum für unsere Forschung und Entwicklung, digitale und andere Wissensdienste. Unsere Pläne für neue SUV-Modelle für den indischen Markt bleiben erhalten, und wir werden unsere Fahrzeugexporte in andere Märkte im Rahmen der Geschäftsstrategie One Car, One World für Indien fortsetzen.“

Die vollständige Übernahme von RNAIPL unterliege den üblichen behördlichen Genehmigungen und soll bis Ende des ersten Halbjahres abgeschlossen sein. Die Renault Group und Nissan wollen weiterhin gemeinsam das Renault Nissan Technology & Business Center India (RNTBCI) betreiben, an dem Nissan einen Anteil von 49 Prozent und die Renault Group einen Anteil von 51 Prozent hält. Die Renault Group will ihre Entwicklung in Indien im Rahmen ihres „International Game Plan 2027“ beschleunigen. Im Zentrum steht das RNAIPL-Werk in Chennai, das über eine Produktionskapazität von über 400.000 Einheiten verfügt. Es produziert derzeit Fahrzeuge auf den CMFA- und CMFA+-Plattformen und biete mit der Einführung der CMF-B-Plattform im nächsten Jahr mit vier neuen Modellen gute Möglichkeiten für weitere Entwicklungen.

Quelle: Renault – Pressemitteilung vom 31.03.2025

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Test des Volvo EX90 – Souveränität in ihrer ruhigsten Form

Test des Volvo EX90 – Souveränität in ihrer ruhigsten Form

Sebastian Henßler  —  

Der Volvo EX90 zeigt sich als ruhiger Begleiter für lange Strecken und verbindet Stabilität, Komfort und Sicherheit mit skandinavischer Zurückhaltung.

Cover Image for „Vom Auto aufs Meer“ – Michael Jost über Ed-Tec

„Vom Auto aufs Meer“ – Michael Jost über Ed-Tec

Sebastian Henßler  —  

Ex-VW-Chefstratege Jost überträgt das Denken der Autoindustrie aufs Meer – mit Ed-Tec will er zeigen, dass Effizienz und Emotion kein Widerspruch sind.

Cover Image for In diesen 7 deutschen Städten gibt es die meisten Ladepunkte

In diesen 7 deutschen Städten gibt es die meisten Ladepunkte

Daniel Krenzer  —  

In Deutschlands Großstädten gibt es inzwischen Tausende Ladepunkte. In der Topliste schneiden zwei Städte überraschend gut ab.

Cover Image for Daimler Truck startet weitere Testphase mit Wasserstoff-Lkw

Daimler Truck startet weitere Testphase mit Wasserstoff-Lkw

Michael Neißendorfer  —  

Als Energiequelle kommt flüssiger Wasserstoff zum Einsatz, der zwar manche Vorteile gegenüber gasförmigem Wasserstoff bietet – aber auch viele Nachteile.

Cover Image for Ex-VW-Chefstratege: „Technologieoffenheit ist strategiefrei“

Ex-VW-Chefstratege: „Technologieoffenheit ist strategiefrei“

Sebastian Henßler  —  

Klare Prioritäten statt Beliebigkeit. „Technologieoffenheit klingt modern, ist aber strategiefrei“, so der ehemalige VW-Stratege Michael Jost im Gespräch.

Cover Image for Polygon Concept: Peugeot will ab 2027 Steer-by-Wire einführen

Polygon Concept: Peugeot will ab 2027 Steer-by-Wire einführen

Michael Neißendorfer  —  

Mit dem Polygon Concept zeigt Peugeot, wohin die Reise gehen könnte. Nicht nur beim Lenkrad, sondern auch Bereichen wie Nachhaltigkeit und Individualisierung.