Nissan und Honda: Fusionsgespräche erneut möglich?

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Sebastian Henßler
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Die Gespräche zwischen Honda und Nissan über eine Fusion sind augenscheinlich Mitte Februar gescheitert, doch Honda signalisiert Interesse an einer Wiederaufnahme unter einer Bedingung: Nissan-Chef Makoto Uchida soll gehen. Diese Forderung wird als entscheidender Punkt für neue Verhandlungen betrachtet. Einem Bericht der Financial Times zufolge hat Honda seine Position inoffiziell klargemacht, während Nissan sich öffentlich dazu nicht geäußert hat.

Ursprünglich planten beide Unternehmen, eine der größten Fusionen in der Automobilbranche durchzuführen. Mit einem Volumen von 60 Milliarden Dollar (57,4 Mrd. Euro) hätte das neue Unternehmen Toyota und Volkswagen als dominierende Marktteilnehmer herausfordern können. Trotz intensiver Verhandlungen scheiterte das Vorhaben, da Honda Nissan zu einer Tochtergesellschaft machen wollte. Dieser Schritt stieß bei Nissan auf Widerstand.

Neben der Struktur der Fusion gab es weitere Unstimmigkeiten. Honda forderte Nissan auf, seine e-Power-Technologie aufzugeben und stattdessen Hondas Hybridtechnologie zu nutzen. Nissan hat mehr als zwei Milliarden Dollar in e-Power investiert und sieht diese Technologie als Schlüssel zur eigenen Elektrifizierungsstrategie. Diese Forderung war für Nissan inakzeptabel, da e-Power für asiatische und europäische Märkte entwickelt wurde. Das System, das Elektroantrieb mit einem Verbrennungsmotor zur Stromerzeugung kombiniert, ist für dichten Stadtverkehr konzipiert und wurde seit 2016 kontinuierlich verbessert.

Während Nissan an e-Power festhält, steht das Unternehmen wirtschaftlich unter Druck. Im letzten Quartal gingen die weltweiten Verkaufszahlen um 2,2 Prozent zurück, und das Unternehmen verzeichnete einen Nettoverlust von 14,1 Milliarden Yen (etwa 85,5 Millionen Euro). Besonders auf dem US-Markt fehlt Nissan ein konkurrenzfähiges Hybridmodell, während Toyota und Honda Marktanteile gewinnen. Modelle wie der Rogue verlieren an Attraktivität, da Kunden zunehmend auf Hybridalternativen umsteigen. Die wirtschaftliche Lage zwingt Nissan zu drastischen Sparmaßnahmen.

Die aktuelle Restrukturierung sieht den Abbau von 9000 Arbeitsplätzen vor. Zudem sollen drei Werke geschlossen werden, beginnend mit einem Standort in Thailand. Weitere Fabriken in bisher nicht genannten Regionen folgen in den kommenden Jahren. Auch in den USA werden Kapazitäten reduziert: In den Werken in Smyrna und Canton werden Schichten gestrichen. Mit diesen Maßnahmen will Nissan seine Produktionskapazität weltweit um eine Million Einheiten senken. Ziel ist eine effizientere Auslastung der Werke außerhalb Chinas, die von aktuell 70 auf 85 Prozent steigen soll.

Makoto Uchida, der als Nissan-CEO bis 2026 im Amt bleiben wollte, steht intern unter Druck. Neben Honda fordern auch Teile des Verwaltungsrats sowie der französische Partner Renault eine Veränderung an der Spitze. Laut Medienberichten führt der Verwaltungsrat bereits Gespräche über einen möglichen Rücktritt von Uchida in den kommenden Monaten. Sollte er sein Amt aufgeben, könnte Honda erneut Verhandlungen über eine Fusion aufnehmen. Nissan sucht parallel nach anderen strategischen Partnern. Trotz des gescheiterten Zusammenschlusses mit Honda betont das Unternehmen, weiterhin an Kooperationen interessiert zu sein. Dabei könnte Renault eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere im Bereich der Elektrifizierung.

Analysten bewerten die aktuellen Sparmaßnahmen unterschiedlich. Während einige sie als notwendige Schritte zur Kostenreduzierung sehen, halten andere sie für unzureichend. Nissan muss langfristige Lösungen finden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der weltweite Absatz schrumpft, und der Hersteller steht vor der Herausforderung, neue Anreize für Kunden zu schaffen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Nissan mit seinem Restrukturierungsplan die erhoffte Stabilität erreicht oder ob weitere Einschnitte notwendig werden.

Quelle: Manager Magazin – Honda will offenbar wieder Gespräche, wenn der Nissan-Chef geht / Automotive News – Honda demanded Nissan ditch its e-Power hybrid tech as part of merger, Japanese paper says / Automobilwoche – Weniger Schichten, drei Werke dicht: So will CEO Uchida Nissan retten

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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