Experten uneins über weiteren Preisverlauf von Lithium und Co.

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Iris Martinz
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Ist das Preishoch für Batteriematerialien endlich überwunden? Kritische Materialien wie Lithium oder Kobalt, wesentliche Bestandteile in Batterien für die Elektromobilität, haben in den letzten Jahren wahre Preishöhenflüge erlebt – und damit Elektroautos teurer gemacht. Nun scheint die Preisrallye vorerst gestoppt: Lithium hat seit Januar knapp 20 Prozent, Kobalt mehr als 50 Prozent an Wert verloren. Das berichtet das Branchenportal Benchmark Mineral Intelligence. Experten sind allerdings uneins, ob der Trend nach unten anhält oder nur von kurzer Dauer sein wird.

Der Preisverfall ist nicht auf weniger verkaufte Autos zurückzuführen und kommt entsprechend unerwartet. Viele Analysten waren von weiterhin steigenden Preisen für die kritischen Materialien ausgegangen – und damit auch von einem Abschwächen der Nachfrage nach E-Autos. Die Preissenkungen schaffen nun hingegen Spielraum für günstigere Autopreise: Tesla hat erst diesen Monat die Preise für Model S und Model X um mehrere tausend Dollar pro Fahrzeug gesenkt. Die Preise für Model 3 und Model Y wurden bereits im Januar nach unten korrigiert. Auch der Ford Mustang Mach-E wurde in den USA bereits billiger – allerdings nach einer saftigen Preiserhöhung im vergangenen Jahr.

Experten uneins über weiteren Preisverlauf

Batteriehersteller wie Amprius gehen daher davon aus, dass die fallenden Preise für Lithium und Co. die Verkäufe von Elektroautos ankurbeln werden. „Für Elektroautos sind die hohen Kosten die größte Markthürde„, erklärt Kang Sun, CEO von Amprius Technologies, das gerade Pläne für eine neue Batteriefabrik in Colorado, USA, vorgestellt hat. Er gehe demnach auch davon aus, dass die Mineralpreise weiter fallen werden. Die Nachfrage sei weniger stark gestiegen als erwartet.

Andere Experten führen den Preisverfall aber auf kurzfristige Faktoren wie die sinkende Nachfrage nach Elektroautos in Europa und China zurück, nachdem dort viele Förderprogramme ausgelaufen sind. Möglicherweise wäre er auch darauf zurückzuführen, dass neue Projekte für Abbau und Verarbeitung den Eindruck erwecken, dass das Lithiumversorgungsproblem schneller gelöst werden könnte als erwartet.

Obwohl die Preise zuletzt sanken, ist der Preis für Lithium immer noch so hoch, dass sich der Abbau auch in schwierigem Umfeld lohnt. Selbst wenn der Abbau und die Verarbeitung 8000 Dollar pro Tonne kosten: Verkauft werden kann das Material aktuell um den zehnfachen Preis. Zusätzlich werden Investoren solcher Projekte oft von Regierungen großzügig unterstützt. Shweta Natarajan, Partnerin im Beratungsunternehmen Mobility Impact Partners, geht daher davon aus, dass die Preise sinken müssen. Auch neue Batterietechnologien, die zunehmend ohne oder mit deutlich weniger der kritischen Materialien auskommen, könnten den Preis drücken.

Andererseits wird für 2050 der 42-fache Bedarf an Lithium gegenüber der heutigen Menge erwartet. Zusätzliche Lieferquellen müssen also noch erschlossen werden. Dabei wäre der Abbau nicht der große Kostenfaktor, sondern die Verarbeitungsinfrastruktur, wie Bold Baatar, CEO für die Kupferproduktion des Bergbaugiganten Rio Tinto, erklärt. Die meisten Lithium-Raffinerien befänden sich in China und nur wenige Manager und Ingenieure außerhalb des Landes hätten ausreichend Know How für diesen Verarbeitungsschritt. Die US-Regierung unter Joe Biden nimmt daher Milliarden von Dollars in die Hand, um Abbau und Verarbeitung von Lithium ins Land zu holen. Die Versorgung mit Lithium und anderen kritischen Materialien wurde zur Frage der nationalen Sicherheit erklärt.

Autohersteller stellen sich auf

Auch die Autohersteller selber sind nicht untätig: Sie haben entweder langfristige Verträge mit Lithium-Lieferanten abgeschlossen oder engagieren sich zunehmend selbst in der Lithium-Versorgung. Tesla will nahe Corpus Christi in Texas ein eigenes Lithium-Verarbeitungswerk errichten. General Motors investiert rund 650 Millionen Dollar in ein Unternehmen, dass eine Lithium-Mine in Nevada erschließen soll. Riskante Investments, sollte der Preis für Lithium tatsächlich noch weiter fallen.

Quelle: The New York Times – Falling Lithium Prices Are Making Electric Cars More Affordable

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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