Das australisch-deutsche Unternehmen Vulcan Energy Resources will die Gewinnung von Lithium deutlich günstiger und klimafreundlicher machen: Indem es den für die Batterieherstellung wichtigen Rohstoff aus solehaltigem Thermalwasser aus den Tiefen des Oberrheingrabens gewinnt. Auf einer Veranstaltung hat Vulcan-Mitgründer Horst Kreuter einige Details verraten. Demnach will das Unternehmen ab 2025 pro Jahr 40.000 Tonnen Lithiumhydroxid herstellen.
„Das genügt für die Herstellung von Batterien für etwa eine Million Elektrofahrzeuge pro Jahr“, sagte Kreuter beim Auto Motor und Sport Kongress 2022. Diese Menge würde für die gesamte Batterieproduktion in Deutschland reichen und die Abhängigkeit von anderen, internationalen Lieferanten massiv verringern. Vulcans Angaben zufolge liegt unter dem gut 300 Kilometer langen und bis zu 40 Kilometer breiten Oberrheingraben das größte Lithium-Vorkommen Europas, in einer Menge, die für bis zu 400 Millionen Elektroautos reichen soll. Zum Vergleich: Weltweit sind aktuell insgesamt, inklusive Verbrenner, gut 1,4 Milliarden Pkw auf den Straßen.
Der als CO2-neutral zertifizierte Förderprozess von Vulcan Energy Resources hat noch einen großen Vorteil: Da das Unternehmen gut 165 Grad und somit kochend heißes Thermalwasser an die Oberfläche pumpt, kann es auf umweltfreundliche Art und Weise über eine Dampfturbine Strom erzeugen, der zum einen für die Gewinnung des Lithiums gebraucht wird; zum anderen kann die überschüssige Energie und Wärme in das öffentliche Strom- und Fernwärmenetz gespeist werden. Aus dem heißen Wasser wiederum wird in einer Extraktionsanlage das kostbare Lithium von anderen im Wasser gelösten Elementen getrennt. Am Schluss des Prozesses wird das verwendete Thermalwasser wieder in das natürliche Reservoir in bis zu vier Kilometern Tiefe zurück. Vermutlich reichert es sich dort erneut mit Lithium an, wie Kreuter am Randes des Kongresses erklärte.
„Wir sind die billigsten“
Die Gewinnung von Lithium aus dem Oberrheingraben hätte neben der Sicherung der Lieferketten und der umweltfreundlichen Herstellung einen weiteren wesentlichen Vorteil: Das Verfahren, das in einer Pilotanlage bereits angelaufen ist, soll besonders günstig sein, wie Kreuter auf dem Kongress erklärte: „Wir haben keinen Bergbau, wir haben Einnahmen aus dem Lithium sowie aus der Wärme und Stromerzeugung. Wir haben einen Preisvorteil gegenüber der Konkurrenz, wir sind die billigsten“, versprach er. Früheren Unternehmensangaben zufolge soll eine im Oberrheingraben gewonnene Tonne Lithium-Hydroxid weniger als 5000 Euro kosten.
Der Preis für die Tonne Lithium stieg in den vergangen zwei Jahren aufgrund der hohen Nachfrage massiv an, von etwa 10.000 auf aktuell mehr als 70.000 Euro. Kreuter und Vulcan rechnen zwar bis zum eigenen Start der Produktion ab Anfang 2025 mit deutlich gesunkenen Preisen um etwa 20.000 Euro. Selbst dann aber wäre die hiesige Lithium-Förderung noch hochprofitabel. Um die 40.000 Tonnen Lithium in Batteriequalität gewinnen zu können, will Vulcan bis 2025 fünf Geothermieanlagen mit angeschlossener Lithiumverarbeitung aufbauen. Diese sollen neben dem Batterierohstoff mehr als 70 MW an Energie erzeugen.
An Kapital für sein vielversprechendes Vorhaben mangelt es Vulcan Energy Resources nicht: Mit dem Volkswagen-Konzern, der Stellantis-Gruppe, Renault, dem belgischen Recycling-Unternehmen Umicore sowie dem südkoreanischen Akku-Hersteller LG Energy Solutions sind einige namhafte Auto- und Batteriehersteller als Investoren an dem deutsch-australischen Unternehmen beteiligt. Und haben sich ihren Kapitaleinsatz bereits mit Abnahmeverträgen für Lithium veredeln lassen.
Quelle: Auto Motor und Sport – CO2-negatives Lithium für europäische Akkus