Fahrbericht des Voyah Dream: Der nächste Luxus-Van aus China

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Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 5 min

Vans feiern ein Comeback, getrimmt auf Luxus. In China macht jetzt der Voyah Dream dem Lexus LM Konkurrenz. Wir sind den Stromer gefahren und wünschten uns danach, dass er auch nach Deutschland kommt. Die Chancen stehen gut.

Vor einigen Jahren war die Sache klar: SUVs sind die neuen Vans. Als Folge dieses Trends schickten einige Hersteller ihre Vans in das automobile Nirwana. Der Ford Galaxy und der S-Max sind zwei Beispiele, das VW-Konzernbrüderpaar VW Sharan und Alhambra zwei weitere. Jetzt feiern die Vans ein Comeback. Der Lexus LM verbindet auf Wunsch Platz mit Luxus und einem 48-Zoll-Bildschirm. Einen solchen Monster-Monitor hat der Voyah Dream, in dem wir unterwegs sind, nicht. Apropos Monster: Der brachiale Kühlergrill des Luxus-Stromers der Dongfeng-Tochtermarke lässt den Nieren-Gigantismus der BMW-Designer zum Minimalismus verkommen. Wenn dieses Ungetüm mit dem weit aufgerissenen Maul im Rückspiegel auftaucht, bekommt es der eine oder andere Kleinwagen sicher mit der Angst zu tun.

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Die Platzverhältnisse im vollelektrischen Van sind dank eines Radstandes von 3,20 Metern und der Länge von 5,31 Metern opulent. In den beiden belüfteten und beheizbaren Einzelsitzen im Fond lässt es sich fürstlich reisen: Massagefunktion, ausfahrbare Beinauflage, eine Kuschel-Kopfstütze und weiches Leder. Was will man mehr? Keine nervigen Sitznachbarn im Zug oder Flugzeug. Wem das nicht reicht, lässt sich der Beifahrersitz auch noch umklappen. Doch Spaßreisen hört beim Komfort nicht auf. Im Voyah Dream sorgen zehn Lautsprecher des Dynaudio-Soundsystem für eine angemessene Beschallung und das große Panorama-Glasdach für angenehmes Licht im Innenraum.

Für uns ist klar: Wer sich in einem solchen Nobel-Cruiser chauffieren lässt, braucht keinen Mercedes S-Klasse oder BMW 7er mehr. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, ehe weitere Hersteller auf diesen Zug in Richtung neuer Luxus aufspringen. Großfamilien werden sich ohnehin über den Siebensitzer freuen. Dass ganz hinten nicht so üppige Raumverhältnisse herrschen, dürfte niemanden verwundern. Immerhin bleibt dahinter noch ein Kofferraum mit einem Fassungsvermögen von 423 Litern.

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Ohne eine vernünftige Geräuschdämmung und ein Fahrwerk, das mit dem stattlichen Gewicht von 2692 Kilogramm zurechtkommt, bereitet das mobile Logieren in den bequemsten Sitzen nur halb so viel Vergnügen. Bei einem Stromer fällt schon mal eine Geräuschquelle weg und der Fahrtwind bleibt beim Dream dank der fünf Millimeter dicken Isolierverglasung weitgehend außen vor. Das Luftfahrwerk mit der Doppelquerlenkerachse vorn und der Fünflenker-Hinterachse samt den adaptiven Dämpfern hält Fahrbahnunebenheiten vom Rücken der ruhenden Passagiere fern.

Und wenn es einmal schnell gehen soll, helfen die 320 kW / 435 PS und das maximale Drehmoment von 620 Newtonmetern. Damit erreicht der schnelle Träumer bereits nach 5,9 Sekunden die 100 km/h-Marke. Ob der Voyah Dream mit dieser Beschleunigung der schnellste in Serie gebaute Van ist, sei mal dahingestellt. Spaß macht der Raketenstart auf jeden Fall.

Auch die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ist nicht von schlechten Eltern. Wenn man es sich mit hohem Speed auf der linken Spur bequem macht, saugen die beiden E-Maschinen kräftig am Energieinhalt der Batterie, die immerhin eine Kapazität von 108,7 kWh hat. Die Reichweite von 482 Kilometern dürfte dann nicht erreicht werden. Voyah gibt den Durchschnittsverbrauch des Dream mit 20 kWh auf 100 km an. An einer DC-Schnellladesäule fließt der Strom mit maximal 125 kW und die Akkus sind in 36 Minuten von 20 auf 80 Prozent gefüllt. Da ist noch Luft nach oben.

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Der Allradantrieb inklusive Torque Vectoring sorgt auch bei glattem Untergrund für Traktion. Die Fahrmodi Eco, Normal, Performance und Individual unterscheiden sich in der Umsetzung der Reaktion auf die Befehle des Gaspedals und den Rückstellkräften der Lenkung, die etwas direkter sein könnten. Aber es gibt wohl kaum eine Auto-Gattung, bei der das weniger ins Gewicht fällt als bei so einem Van, bei dem es in erster Linie um das entspannte Vorankommen geht. Immerhin waren wir mit bis zu 160 km/h unterwegs und kamen prächtig zurecht.

Da sich der Voyah Dream mit der Limousine Passion die Technik teilt, bietet auch der Van kein echtes Segeln, sondern drei Rekuperationsstufen (stark, mittel, schwach). Dass ein modernes chinesisches Auto mit Fahrerassistenzsystemen gut ausstaffiert ist, gilt mittlerweile als selbstverständlich. Also bietet auch der Voyah Dream unter anderem einen adaptiven Tempomaten inklusive Spurwechsel, das „transparente“ Auto und autonomes Einparken.

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Gleiches gilt für das Cockpit oder Infotainment. Hier lautet die Devise der Autobauer im Reich der Mitte: „Nicht kleckern, sondern klotzen.“ Also blicken Fahrer und Beifahrer auf drei 12,3-Zoll-Bildschirme. Obwohl unser Mandarin mehr als überschaubar (sprich so gut wie inexistent) ist, konnten wir das Infotainment anhand der Symbole zumindest grundlegend bedienen. Dazu gibt es viele Ablagen, USB-Anschlüsse und eine induktive Ladeschale mit 50 Watt. Das alles für 469.900 Yuan (gut 61.600 Euro). Wir wünschen uns dennoch eine Ultra-Luxus-Version mit nur zwei Sitzen im Fond (die gibt es als Option) samt großem TV-Bildschirm mit 48 Zoll (1,22 m) und hoffen, dass der Voyah Dream auch bald nach Deutschland kommt. Ob und wann das der Fall ist, steht noch in den Sternen. Die Chancen stehen jedenfalls gut.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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Autojoe:

Wieder so eine Mega Schüssel vielleicht gut für einige komplexer die unbedingt damit auffallen möchten.

Spiritogre:

Ich fand es lustig die Jubelarien von einem berühmten deutschen You Tuber bzgl. des Li Mega zu sehen und sein ständiges „wieso können deutsche Hersteller sowas nicht“. Ich wollte die ganze Zeit in den Monitor schreien, „weil 150.000 Dollar Luxusvans kein Ding in Europa sind, du Dödel“. Die Handvoll Luxus-VIP-Vans hier sind alles Umbauten von normalen Vans, wie die Teile der Firma Klassen. Das sind keine Massenmarkt-Produkte.

Selbst in China überlegt Li Auto gerade die Produktion von geplanten 80k Li Mega auf 50k zu drosseln.

Captain Ahab:

Solche Dinger sieht man in Asien recht häufig. Habe nie verstanden, wem sowas gefällt.
Vielleicht hatte Perscheid doch recht.

Jakob Sperling:

Falls jemand einen Berufswechsel ins Bestattungsbusiness plant.

Frank Fei:

Mercedes kann ja mit dem eqt dagegen halten.

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