Fahrbericht Porsche Macan Electric: Solider Einstieg

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Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Der Druck auf den neuen Porsche Macan ist groß, denn der Vorgänger mit Verbrennertechnik war der große Einnahmebringer der Zuffenhausener. Die neue Generation wird nur noch elektrisch angeboten, wobei sich die Verantwortlichen gerade vom Einstiegsmodell nennenswerte Verkäufe versprechen. Doch wieviel Porsche bietet ein Macan ohne Zusätze an Buchstaben und Ziffern am Heck?

Optisch ist das 4,78 Meter lange Einstiegsmodell nicht von den leistungsstärkeren Versionen Macan 4, 4S oder Turbo zu unterscheiden, und auch eine Leistung von 250 kW / 340 PS klingt erst einmal recht stattlich für eine Basisvariante. Im Vergleich zu seinen stärkeren Brüdern bis hinauf zum deklarierten Turbo ohne entsprechende Aufladung als Elektroversion wird der Macan jedoch ausschließlich über die Hinterachse angetrieben. Viel Leistung für einen Monoachsantrieb, und wer einmal flott auf kurvigen Landstraßen oder auf rutschiger Fahrbahn unterwegs ist, spürt schnell, dass nicht nur die 250 Kilowatt, sondern insbesondere die stattlichen 563 Nm maximales Drehmoment ihre Mühe haben, in artgerechten Vortrieb umgewandelt zu werden.

Zugegeben, auf trockener Piste und einer normalen Alltagsfahrweise ohne heftige Gaspedalschübe sieht das anders aus, denn hier bringt der über 2,2 Tonnen schwere Elektrocrossover seine Motorleistung höchst zurückhaltend auf die Fahrbahn und zeigt, dass die Leistung allemal ausreichend ist, um flott oder gar schnell unterwegs zu sein. Dabei präsentiert sich die Lenkung in den unterschiedlichen Geschwindigkeitsbereichen als präzise, die Abstimmung von Fahrwerk und Dämpfern für die an sich wenig sportliche Basisversion jedoch als betont straff.

Das stattliche Batteriepaket mit einer Kapazität von 100 kWh im Unterboden hat jedoch nicht nur seinen festen Anteil an der Abstimmung nebst gefälliger Gewichtsverteilung, sondern sorgt durch den Normverbrauch von 17 bis 20 kWh auf 100 Kilometer auch für eine maximale Reichweite von bis zu 640 Kilometern.

Porsche Macan Elektroauto
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Ist der Macan trotz Basisarrangement nun ein echter Porsche oder doch etwas zu wenig des sportlich Guten? Wirklich dynamische Gefühle kommen bei den 250 kW / 340 PS schon wegen des imposanten Leergewichts nicht auf. Auch wenn die Lenkung präzise navigieren lässt und die Fahrleistungen in Ordnung gehen, fehlt der rechte Schub aus allen Lagen, um beeindruckt zu sein. Dafür muss es dann wohl auch weniger der kaum stärkere Porsche Macan 4 mit seinen 408 PS – verteilt auf zwei Achsen – sein, sondern eher jene 330 kW / 448 PS des Macan 4S, die im Boost sogar kurzzeitig auf 516 PS in die Höhe schnellen. Noch gewaltiger macht sich auch das Plus an Drehmoment bemerkbar, denn bei 820 Nm bleibt einem auch trotz der 120 Kilogramm Mehrgewicht die Spucke weg.

Auch Laden kann er richtig flott

Das Einstiegsmodell dürfte für viele potenzielle Kunden gerade in Regionen ohne nennenswerte Allraddurchdringung genau die rechte Wahl sein – entsprechendes Porsche-Image inklusive. Aber um diese Kunden auch sicher einzufangen, dürfte das Gesamtpaket etwas entspannter und auch komfortabler sein. Das können auch elektronische Dämpfer kaum ausgleichen, denn die 235er Reifen vorn und 285er Pneus hinten mit stattlichen 20-Zöllern sehen eben nicht nur gut aus, sondern sorgen auch für eine gewissen Gesamthärte des Systems. Mit noch größeren Rädern eben mehr spürbar im schick verarbeiteten Innenraum, in dem zumindest vier Erwachsene gute Platzverhältnisse finden und den Laderaum durch Umklappen der Rückbank von 540 auf 1384 Liter erweitern können. Unter der Fronthaube gibt es zudem mit einem Volumen von 84 Litern mehr Platz als nur für das übliche Ladegeschirr.

Porsche Macan Reichweite Leistung
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Auch wenn die neue Taycan-Generation mit Schnellladungen jenseits der 310-kW-Marke die Tankzeiten nochmals deutlich verkürzen konnte, rangiert der elektrische Macan hier eine Stufe darunter immer noch in der ersten Liga, denn 270-kW-Nachzapfen ist im Vergleich zu so manchem Konkurrenten noch immer pfeilschnell. Von 10 bis 80 Prozent in rund 20 Minuten getankt sind allemal flott und sorgen für wenig überflüssige Langeweile bei Kaffeepausen und Toilettenstopps, die an sich keiner möchte. Zudem wird nicht derart früh wie bei vielen Wettbewerbern auf der linken Autobahnspur abgeregelt, denn selbst die mindestens 80.700 Euro teure Basisversion darf auf Wunsch seines Piloten bis zu 220 km/h schnell rennen.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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T K:

Absurder Kommentar

Spiritogre:

Und trotzdem würde jeder Chinese auf der Welt bei der Wahl und genügend Geld sofort den Porsche nehmen anstelle eines China-Kübels…

Jakob Sperling:

Google: pedal misapplication

Micha:

Sehe ich überhaupt nicht so. Der Macsn ist ein weiteres Beispiel für überragendes Porsche Design. Kein Firlefanz. Kein Gimmik Design. Leider für meinen Geldbeutel zu teuer, aber ich freue mich jetzt schon diese Fahrzeuge mehr auf der Straße zu sehen.

Smartino:

Weder Front noch Profil sind typisch Porsche. Er ist optisch kaum von durchschnittlichen chinesischen Autos zu unterscheiden, welche nur die Hälfte oder gar noch weniger kosten.

Uli:

Ganz so krass und gefährlich wie sie würde ich es nicht beschreiben, aber ein Fahrzeug mit „alt“ 340 PS als quasi untermotorisiert wie hier im Artikel beschrieben zu bezeichnen empfinde ich schon leicht absurd. Unser BEV Familienauto hat ebenfalls 340 PS und einen Leistungsmangel konnte ich bis dato nicht erkennen.
Eine Quelle zur Unfallhäufigkeit von gut motorisierten BEV würde mich schon interessieren.

Jakob Sperling:

„fehlt der rechte Schub aus allen Lagen, um beeindruckt zu sein“

Die Anforderungen bezüglich Drehmoment und Beschleunigung, die heute an ein als sportlich zu geltendes Elektroauto gestellt werden, sind völlig absurd und sinnbefreit, ja sogar gefährlich. Sie ergeben sich eigentlich nur aus dem Wettstreit mit konkurrenzierenden Fahrzeugen. Man kann ja nicht einen Sportwagen anbieten, der weniger Schub hat, als eine ’normale‘ Elektro-Limousine.
(Fast) beliebig viel Schub ist mit einem Elektromotor sehr einfach zu erreichen, eine sogenannte ‚low hangig fruit‘, was zu diesen absurden Ergebnissen führt.

Ein Normalbenutzer sollte und kann diesen Schub in keiner Situation sinnvoll nutzen. Im Gegenteil: Inzwischen wird immer klarer, dass ein Normalbenutzer – das sind um die 99%, nämlich alle, die nicht speziell ausgebildet sind – mit diesem Schub nicht umgehen kann. Viele gefährliche Unfälle bei BEV ergeben sich daraus, dass ein Benutzer in schwierigen Situationen mal kurz das falsche Pedal erwischt. Bei einem bisherigen Verbrenner ist das meist problemlos und kann innert nützlicher Frist korrigiert werden. Ein BEV mit einem starken (unbegrenzten) Motor hingegen geht ab wie ein Geschoss und prallt in was immer da kommt, auch wenn das Mauern oder Menschen sind.
Es ist absehbar, das Hersteller solche Beschleunigungen künftig werden verhindern müssen, bzw. falls überhaupt, nur für speziell geschulte Benutzer werden freigeben dürfen. Da wird sich dann die Absurdität der Situation zeigen: Wir kaufen ein Fahrzeug mit einem unglaublich mächtigen Motor, von dem aber z.B. 2/3 der Leistung künstlich gedrosselt sein werden.

Drehmoment und Beschleunigung sind über bestimmten Werten, die heute mehr oder weniger locker erreicht werden, einfach nicht mehr sinnvolle und somit aussagekräftige Attribute. Die Hersteller von Sportwagen werden sich mit andere Eigenschaften von der Masse abheben müssen. Eigenschaften, die vielleicht nicht mehr so einfach zu messen sind wie kW, Nm und Sekunden-auf-Hundert. Ein Porsche z.B. hat solche Eigenschaften.
Journalisten könnten dazu beitragen, dass diese Entwicklung nach und nach in die Köpfe der Benutzer einfliesst und die Hersteller nicht mehr angetrieben werden, dieses absurde Spiel noch weiter zu treiben.

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