Fahrbericht des neuen Mercedes Elektro-Sprinter

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Mercedes-Benz

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Auf dem Weg zur kommenden Elektroplattform Van.ea soll der Mercedes eSprinter neue Kunden zu den Elektrotransportern locken. Erstmals wird der Sprinter dabei nicht nur in Deutschland gefertigt, sondern soll aus Charleston heraus nun auch die USA erobern – am liebsten elektrisch.

Bis zum komplett neuen Sprinter, der dann allein als Elektroversion angeboten wird, dauert es noch mehr als zwei Jahre. Bis dahin dürften sich viele Interessenten mit der Modellpflege anfreunden können, die Details verbessert und insbesondere die Elektroversion des eSprinter auf ein neues Niveau hebt. Bisher bot die Elektroversion mit kleinem Akkupaket und einem Normverbrauch von 38 kWh auf 100 Kilometer nur überschaubaren Alltagsnutzen. Das sieht bei der Neuauflage völlig anders aus. Hier hat der Kunde ganz nach Einsatzmöglichkeiten die Wahl, für welches der drei Akkupakete er sich entscheidet.

Zugegeben, das Einstiegsmodell mit einem Batteriemodul von schmalen 56 kWh ist nur für den Lieferverkehr in der Innenstadt die rechte Wahl. „Die meisten Kunden werden sich wohl für das mittlere Akkupaket mit 81 kWh entscheiden“, erläutert Dr. Andreas Zygan, verantwortlich für die Technik der Mercedes Vans. Wer den elektrischen Sprinter auf langen Strecken einsetzen und im Winter keine böse Reichweitenenttäuschung erleben will, entscheidet sich gleich für das große Akkupaket mit 113 kWh, mit dem ohne Nachladen mehr als 440 Kilometer drin sind.

Der Mercedes Sprinter ist ein weltweiter Bestseller – und das soll sich zukünftig in den USA noch stärker bemerkbar machen. Hier waren die Preise hoch und die Einfuhrschwellen üppig, sodass nicht genug Sprinter auf den Markt rollten, um die Nachfrage ertragreich befriedigen zu können. Das hat sich mit der neuen Produktionsstätte in Charleston / North Carolina komplett geändert. Durch die lokale Fertigung versprechen sich die Verantwortlichen einen stattlichen Anstieg der nordamerikanischen Nachfrage. Der US-Kunde bekommt, anders als in Europa, jedoch nur den geschlossenen Kastenwagen mit großem Akkupaket und das zu Preisen, die nennenswert unter denen in Europa liegen.

„Mit dem neuen eSprinter heben wir das Segment des elektrischen Large Vans auf ein neues Niveau“

Die europäischen Modelle kommen mit zwei Längen und zwei Aufbauformen aus Ludwigsfelde und dem Stammwerk in Düsseldorf. „Mit dem neuen eSprinter heben wir das Segment des elektrischen Large Vans auf ein neues Niveau“, sagt Mathias Geisen, Leiter Mercedes-Vans, „der Dreiklang aus Effizienz, Reichweite und Ladevolumen bei gleichzeitiger TCO-Optimierung macht den neuen eSprinter zum vielseitigsten Mercedes-Benz eVan aller Zeiten.“

Um die Kosten in den Griff zu bekommen und die Nachteile bei der teuren Fertigung in Deutschland zu minimieren, strafft Mercedes sein Angebot. Der neue eSprinter besteht aus einem einheitlichen Vorbau, der alle Hochvolt-Komponenten beinhaltet und daher mit allen Fahrzeugvarianten kombiniert werden kann – unabhängig von Radstand und Batteriegröße. Im Unterboden befindet sich zwischen den Achsen die Hochvoltbatterie mit einer Größe von 56 bis 113 kWh, während im Heckmodul die elektrisch angetriebene Hinterachse verbaut ist. Der 130 Kilogramm schwere Permanentmagnet-Synchronmotor wird zwei Leistungsstufen mit 100 kW / 136 PS sowie 150 kW / 204 PS angeboten, die maximal 400 Newtonmeter Drehmoment leisten. Ein Allradantrieb wird im Unterschied zu den Verbrennervarianten nicht angeboten.

Das Ladevolumen des neuen Mercedes Sprinters liegt bei 14 Kubikmetern, das zulässige Gesamtgewicht beträgt bis zu 4,25 Tonnen. Mit der Reichweite von rund 440 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp, sollen auch eingefleischte Dieselfans ernsthaft zum Elektromodell herüberschielen. Im reinen Citybetrieb sind 530 Kilometer drin und wer als Gewerbebetrieb mit vergünstigtem Industriestrom laden kann, der dürfte nun deutlich schneller ins Grübeln kommen, auf den Stecker umzusteigen. Für echte Langstreckeneinsätze mit hohen Geschwindigkeiten eignet sich der eSprinter dagegen nur eingeschränkt, da die maximale Ladeleistung mäßige 115 Kilowatt beträgt.

Überzeugen kann die Elektroversion im Alltagsbetrieb allemal. Der flüsterleise Elektromotor gefällt nicht nur in der City mit seinem strammen Anzug, sondern auch bei flotter Landstraßenfahrt und auf der Autobahn. Da sich das Batteriepaket unsichtbar im Unterboden versteckt, ist der Laderaum nicht eingeschränkt. Im Tageseinsatz kann der Fahrer über einen Taster neben dem Starter zwischen den vier Rekuperationsstufen D-, D, D+, D++ wechseln. Wer lieber der Technik die Arbeit überlässt, ist im Automatikmodus unterwegs, in dem sich der Lademeister automatisch der Verkehrssituation anpasst. Der Eco-Assistent zeigt im Instrumentendisplay an, wann der Fahrer den Fuß vom Pedal nehmen sollte. Weitere Unterstützung bei der Ladeplanung bietet das Bediensystem MB-UX, das die Ladestopps flexibel an Routenführung und Fahrweise anpasst.

Bleibt der Preis und der ist für das Elektromodell zugegeben happig. Der neue Mercedes eSprinter startet in der Länge A2 mit dem kleinen 100 kW / 136 PS Antrieb und schmaler 56-kWh-Batterie für 59.990 Euro (netto). Viele Kunden dürften sich für die Version mit langem Radstand (A3) und dem großen Akkupaket entscheiden, was den Preis um 27.150 Euro auf 87.140 nach oben treibt. Da sieht es in den USA deutlich günstiger aus, denn die gleiche Variante beginnt hier bereits bei 71.886 Dollar (66.600 Euro), mehr als 20.000 Euro weniger als in Deutschland. Da dürfte es sich hierzulande für viele Kunden lohnen, den surrenden Lademeister zu leasen. Hier geht es für den eSprinter mit einer Laufzeit von 48 Monaten und maximal 80.000 Kilometern bei 690 Euro pro Monat los.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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Frank:

50% Ladeverluste sind nicht gerade wenig.

Frank:

Der hat ja dann einen Super cW -Wert, hatten die Verbrennerversion nicht.

Wolfbrecht Gösebert:

Ergänzend zum Artikel:

Die DC-Ladezeit (20-80%?) wird mit 28/32/41 Min. für die 3 Akkus angegeben.
Die Anhängelast-Angabe beträgt einheitlich 2.000 kg.

egon_meier:

Sie wissen, dass es nicht möglich ist aus dem Normverbrauch nach WLTP die Reichweite zu errechnen?
Ich dachte, dieses Basiswissen ist schon seit Jahren überall vorhanden.

Der Normverbrauch wird an der Ladesäule gemessen .. da sind noch (erhebliche .. ) Ladeverluste drin.

Frank:

Normverbrauch von 38 kWh auf 100 Kilometer………..Reichweite von rund 440 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp

mit einen Akku von 113kWh, da passt doch was nicht ?

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