EU-Zölle auf chinesische E-Autos treten in Kraft

EU-Zölle auf chinesische E-Autos treten in Kraft
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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
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Die EU hat entschieden: Die Zusatzzölle auf Elektroautos aus China sind ab Donnerstag, dem 31.10.2024, in Kraft. Trotz Kritik, insbesondere aus Deutschland, wird diese Maßnahme gegen chinesische Autohersteller nun umgesetzt. China subventioniert laut der EU-Kommission massiv seine Elektroautos. Dies verzerre den Markt und führe dazu, dass chinesische Modelle oft 20 Prozent günstiger seien als europäische. Um diese Marktverzerrung auszugleichen, setzt die EU-Kommission ihre Pläne um, ab Ende Oktober Zölle von über 35 Prozent auf diese Autos zu erheben. Die EU-Kommission ersucht, durch die neuen Abgaben die europäische Wirtschaft zu schützen.

Die Höhe der Zölle variiert je nach Hersteller: Tesla wird etwa mit einem Zusatz von 7,8 Prozent belegt, während der chinesische Automobilriese SAIC den Höchstsatz von 35,3 Prozent zahlen muss. Auch andere namhafte chinesische Marken wie BYD (17 Prozent) und Geely (18,8 Prozent) sind betroffen. Deutschland hatte sich im Vorfeld gegen die Einführung der neuen Strafzölle ausgesprochen. Die Bedenken kommen vor allem von großen Automobilherstellern wie Volkswagen, BMW und Mercedes, die ebenfalls in China produzieren und Autos für den europäischen Markt von dort importieren. Auch diese Hersteller sehen sich nun mit zusätzlichen Zöllen konfrontiert, was ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen europäischen Marken schwächen könnte.

Die deutsche Autoindustrie blickt somit besorgt auf diese Entscheidung. Unternehmen wie Volkswagen, Mercedes und BMW haben den chinesischen Markt fest in ihren Geschäftsmodellen verankert. Ihre Produktion in China ist nicht nur auf den dortigen Markt ausgerichtet, sondern teilweise auch auf den Export ausgelegt. Der Verband der Automobilindustrie äußerte Bedenken, dass ein Handelskonflikt die Preise von Autos für europäische Verbraucher in die Höhe treiben könnte und die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland verzögern könnte.

Vertreter der Industrie warnen, dass der Konflikt auch die Klimaziele gefährden könnte, da die Elektromobilität in einer kritischen Phase des Aufbaus steht. Ein Sprecher sagte, die neuen Zölle könnten die Dynamik des Umstiegs auf Elektroautos verlangsamen. In Brüssel gibt es jedoch Stimmen, die darauf hinweisen, dass die Haltung der deutschen Topmanager vor allem durch kurzfristige wirtschaftliche Überlegungen beeinflusst sei, weniger durch das langfristige Überleben der Branche. Dieser Interessenkonflikt zeigt sich in der Haltung vieler großer Autobauer, die den Fokus auf kurzfristige Erträge legen, anstatt die Zukunft der Branche nachhaltig zu sichern.

Innerhalb der EU gibt es aber auch Befürworter der Zölle. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich in der Vergangenheit für Strafmaßnahmen gegen chinesische Autos ausgesprochen. Er argumentiert, dass Europa seine Wirtschaft vor unfairer Konkurrenz schützen müsse. Hier muss allerdings erwähnt werden, dass französische Hersteller, wie der Automobilkonzern Stellantis weniger in Abhängigkeit von China stehen, da die E-Autos der Marke kaum bis gar nicht in China verkauft werden. Ein Handelskampf mit China wäre für Frankreich weniger schwer zu ertragen, als beispielsweise für Deutschland.

Deutschland, das sich gegen diese Zölle aussprach, sorgt sich konkret vor möglichen Handelskonflikten mit China. Auch Vergeltungsmaßnahmen der chinesischen Regierung könnten deutsche Unternehmen stark treffen. China, ein bedeutender Absatzmarkt, importiert nicht nur Autos, sondern auch deutsche Produkte wie Milch oder Schweinefleisch, deren Exporte von der aktuellen Lage beeinflusst werden könnten. Tatsächlich prüft die chinesische Regierung zusätzliche Zölle auf diese Produkte und hat bereits erste Schritte eingeleitet, um Branntwein-Importe zu verteuern. Eine mögliche Kompromisslösung könnte sein, dass Händler chinesischer E-Autos Preisverpflichtungen eingehen, um so Zölle abzuwenden. Doch auch diese Option bleibt bislang offen und unklar. Für den Moment scheint der Handelskonflikt weiter zu eskalieren.

Quelle: SZ.de – EU setzt Extrazölle auf E-Autos aus China endgültig in Kraft / heise.de – Elektroauto: EU setzt Extrazölle auf E-Autos aus China endgültig in Kraft / Manager Magazin – EU beschließt Zusatzzölle auf chinesische E-Autos

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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