– Dieser Artikel hat am 12.06.2024, um 12:15 Uhr ein Update erfahren. –
Die Europäische Kommission plant, ab dem nächsten Monat vorübergehend zusätzliche Zölle von bis zu 38 Prozent auf importierte chinesische Elektroautos zu erheben, wie Reuters und die Süddeutsche Zeitung berichten. Diese Entscheidung beruht auf der Ansicht, dass die chinesischen Elektroautos übermäßig subventioniert sind. Derzeit liegt der Zollsatz bei 10 Prozent.
Im vergangenen Monat vervierfachten die USA bereits ihre Zölle auf chinesische Elektroautos auf 100 Prozent. Die EU wird voraussichtlich niedrigere Tarife festlegen, die jedoch immer noch signifikant sind. Dies betrifft chinesische Hersteller wie BYD und Geely sowie westliche Hersteller wie Tesla, die ihre Autos aus China nach Europa exportieren.
Betroffen seien Stand 12.06.2024 Modelle der Hersteller BYD, Geely und SAIC. Für BYD soll demnach ein Importzoll von 17,4 Prozent, für Geely von 20 Prozent und für den staatlichen chinesischen Volkswagen-Partnerkonzern SAIC von 38,1 Prozent gelten. Bisher haben BYD, Geely, SAIC und Tesla keine Stellungnahmen abgegeben. Allerdings lässt die Kommission die Tür für eine Einigung mit den chinesischen Behörden noch offen. Ob Hersteller die Zölle zahlen müssen, hänge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden werden kann. Hierfür hat man China eine Frist bis zum 04.07.2024 gesetzt.
China beabsichtigt, höhere Zölle der EU nicht hinzunehmen. Das Außenministerium in Peking teilte am Mittwoch mit, alle Maßnahmen in Erwägung zu ziehen, um entschieden die eigenen Interessen zu verteidigen. Sonderzölle der Europäischen Union auf Elektroautos würden Marktregeln verletzen.
Geteilte Meinung zu Strafzölle auf chinesische Elektroautos
Diese Maßnahme erfolgt vor dem Hintergrund, dass europäische Autohersteller zunehmend durch günstige chinesische Elektroautos herausgefordert werden. China hat die EU wegen der Anti-Subventions-Untersuchung kritisiert und zur Zusammenarbeit aufgerufen. Zuletzt wurden im Rahmen des IW-Zukunftspanels rund 900 deutsche Firmen aus Industrie und industrienahen Dienstleistungen im März und April 2024 befragt. Etwa 350 dieser Unternehmen gaben an, dass chinesische Wettbewerber ihre Absatzmärkte beeinflussen. Die Umfrageergebnisse verdeutlichten, dass die als subventioniert wahrgenommene Konkurrenz aus China eine erhebliche Bedrohung für das deutsche Geschäftsmodell darstellt. Die hohe Zustimmung der Wirtschaft zu einem härteren Vorgehen gegenüber China spiegelt die Dringlichkeit der Situation wider.
Dies scheint sich nun einzustellen. Allerdings nicht zur Freude aller. So haben sich inzwischen neben mehreren Herstellern auch die großen Automobilverbände gegen Strafzölle auf chinesische Autos ausgesprochen. Auch der deutsche Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) äußerte sich gegen die Erhebung von Strafzöllen. Ebenso hat der ehemalige Volkswagen-Chef Herbert Diess die möglichen globalen Auswirkungen solcher Spannungen eingeordnet und rät von entsprechenden Strafzöllen ab.
Europa will widerstandsfähiger werden
Getrieben wird die Erhöhung der Zölle auch durch die zunehmende politische Spannungen zwischen Europa und China. Die EU möchte ihre Abhängigkeit von chinesischen Produkten verringern und die heimische Produktion fördern. Diese Handelsmaßnahme ist Teil einer breiteren Strategie, die darauf abzielt, die europäische Wirtschaft widerstandsfähiger zu machen.
Die chinesischen Hersteller werden voraussichtlich nicht untätig bleiben und könnten ihrerseits Gegenmaßnahmen ergreifen. Dies könnte zu einem Handelskonflikt führen, der weitreichende Auswirkungen auf die globale Automobilindustrie haben könnte. Europa muss daher vorsichtig abwägen, um die gewünschten Effekte zu erzielen, ohne die Beziehungen zu China unnötig zu belasten.
Quelle: Reuters – EU to impose multi-billion-euro tariffs on Chinese EVs, FT reports / SZ.de – EU-Kommission droht hohe Strafzölle auf chinesische E-Autos an / Manager Magazin – EU plant Strafzölle von bis zu 38 Prozent fĂĽr chinesische E-Autos