EU führt umstrittene Strafzölle auf E-Autos aus China vorläufig ein

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Daniel Krenzer
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Die Europäische Kommission hat bekanntgegeben, dass die angekündigten Strafzölle auf chinesische Elektroautos tatsächlich eingeführt werden. Wie das Manager Magazin berichtet, handelt es sich aber um eine vorläufige Regelung. Ob die angesetzten Summen tatsächlich abgeführt werden müssen, sei noch nicht sicher. Um die Pläne seitens der EU gibt es seit Wochen heftigen Streit innerhalb der Automobilindustrie. Viele europäische Autobauer lehnen diesen Schritt ab und bezeichnen das Vorgehen als gefährlichen Protektionismus.

Dass die Strafzölle nun zumindest erst einmal Gültigkeit besitzen, ist auf eine dementsprechende Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union zurückzuführen. „Die vorläufigen Zölle sind das Ergebnis einer Untersuchung der EU-Kommission. Diese ergab, dass die gesamte Wertschöpfungskette für Elektroautos in China stark subventioniert wird und durch die Einfuhren chinesischer E-Autos eine klar voraussehbare und unmittelbar bevorstehende Schädigung der Industrie in der EU droht“, heißt es.

Offenbar soll dieser Schritt vor allem auch dazu dienen, in den Verhandlungen mit China mehr Druck zu erzeugen. Das Manager Magazin schreibt: „Die endgültige Einführung der Strafzölle soll innerhalb von vier Monaten erfolgen, wenn China nicht noch überraschende Zugeständnisse macht. Bis dahin müssen die Zölle noch nicht gezahlt werden, sondern nur Sicherheitsleistungen für sie hinterlegt werden.“ Die EU fordert von China das Ende von vermeintlich wettbewerbsverzerrenden Subventionen auf den Bau von Elektroautos, womit diese in Europa im Schnitt 20 Prozent günstiger als die Konkurrenz-Modelle angeboten werden könnten.

Nun gibt es zwei mögliche Varianten: Entweder die EU und China einigen sich binnen vier Monaten auf eine alternative Lösung – der Smart-Europachef hatte beispielsweise eine Quotenregelung ins Spiel gebracht. Oder: Die EU legt einen Vorschlag für die endgültige Einführung von Strafzöllen vor, weil die Verhandlungen nicht wie erhofft verlaufen. „Die EU-Staaten könnten die dann vorgeschlagenen Zölle nur stoppen, wenn sich eine sogenannte qualifizierte Mehrheit gegen den Vorschlag ausspricht“, erläutert das Manager Magazin dazu.

Vor allem die deutschen Automobilhersteller, aber auch der Verband der Automobilindustrie, haben die Sorge, dass die Strafzölle zu chinesischen Gegenmaßnahmen führen, die Europas Autobauer wiederum empfindlich treffen könnten. Außerdem haben manche chinesische Hersteller bereits angekündigt, dann eben mehr günstige Verbrenner nach Europa zu exportieren – womit die Klimabemühungen in der EU ad absurdum geführt werden könnten. Zudem bauen viele europäische Hersteller inzwischen mithilfe von Kooperationen mit chinesischen Autoherstellern bereits selbst Modelle in China, die für den europäischen Markt durch Strafzölle deutlich weniger attraktiv werden könnten. Und ein weiterer Verlierer wären wohl die Verbraucher, denn das Angebot an erschwinglicheren Elektroautos würde zumindest erst einmal wieder einen Dämpfer erfahren.

Quelle: Manager Magazin – „EU führt vorläufige Strafzölle auf E-Autos aus China ein“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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