Es scheint zu kommen, wie viele vorausgesagt haben: Nachdem die USA ihre Zölle auf Elektroautos aus China auf 100 Prozent erhöht haben und die EU erwägt, diese von bislang 10 auf dann 25 Prozent anzuheben, holen die Chinesen nun ebenfalls aus – und wollen ihrerseits ebenfalls 25 Prozent Einfuhrzoll auf Autos erheben. Allerdings nur, und hier treffen sie vor allem die deutschen Premium-Hersteller an ihrem wohl wundesten Punkt: nur für Verbrenner mit größeren Motoren über 2,5 Liter Hubraum, wie Insider der chinesischen Handelskammer EU-Verantwortlichen zukommen ließen, und was im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO stehen würde.
Was für das wirtschaftliche Klima herausfordernd wäre, wäre für das meteorologische Klima also gar nicht mal so schlecht. Schließlich könnten die ausländischen bzw. deutschen Hersteller die chinesischen Zölle umgehen, etwa indem sie kleinere Motoren verbauen oder gleich ganz auf den Elektroantrieb setzen. Was angesichts der Zulassungszahlen in China – gut ein Drittel aller Neufahrzeuge weltweit kommt dort auf die Straßen – wohl einen gar nicht mal so unwesentlichen Einfluß auf die globalen CO2-Emissionen hätte. Und auch auf die Strategien von Herstellern wie BMW und Mercedes, die weiterhin so lange wie möglich am Verbrenner festhalten wollen, während unzählige andere Hersteller wie etwa Audi (2033) und Volvo (2030) bereits ein fixes Datum für das Verbrenner-Aus formuliert haben.
Die EU-Kommission will im Juni final entscheiden, ob sie die Zölle auf chinesische Elektroautos tatsächlich einführt. Überhaupt diskutiert wurden sie, weil China nach Ansicht der EU seinen heimischen Herstellern mit Milliarden-Subventionen einen unlauteren Vorteil gegenüber dem Rest der Welt verschaffe und den Markt so massiv verzerre.
Auch die USA wollen ihre heimische Autoindustrie schützen und verlangen ab August gar 100 Prozent Einfuhrzoll auf E-Autos aus China. Auch andere wichtige Technologien wie Halbleiter und Solarzellen werden bei Einfuhr teurer, allerdings nur um 50 Prozent. Die Zölle für Batterien aus China steigen in den USA von 7 auf 25 Prozent.
Bei Arbeits- und Umweltrechtsverstößen „muss ein Riegel vorgeschoben werden“
Die Chefs von BMW wie auch Mercedes-Benz haben sich schon mehrmals gegen die höheren EU-Zölle ausgesprochen: „Ich glaube, wir dürfen ein bisschen selbstbewusst sein, und sollten nicht so ängstlich agieren, wie die Europäische Union es gerade tut“, sagte BMW-Chef Oliver Zipse. Mercedes-CEO Ola Källenius hätte sogar einen komplett anderen Vorschlag: „Ich denke, wir sollten den umgekehrten Weg gehen: die Zölle, die wir haben, nehmen und sie senken.“ Diese Forderungen sind allerdings nicht ganz uneigennützig, schließlich produzieren beide Hersteller Fahrzeuge in China – BMW den Elektro-Mini und den E-SUV iX3 und Mercedes die E-Modelle von Smart – und verschiffen sie von dort auch nach Europa. Zipse befürchtet zudem, dass China seinerseits weitere Gegenmaßnahmen beschließen könnte, etwa mit Bezug auf für E-Auto-Batterien wichtige Rohstoffe wie Kobalt, Lithium und Graphit.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) indes verteidigt die womöglich bald höheren EU-Zölle. Und das nicht nur, um faire Wettbewerbsbedingungen aus wirtschaftlicher Sicht zu schaffen und ein Preisdumping zu verhindern. Sondern auch, um Arbeits- und Umweltrechtsverstöße auf chinesischer Seite zu ahnden. Wenn man Standards absichtlich unterlaufe, wenn Flüsse vergiftet würden und Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen Rohstoffe abbauen müssten, und das dann zu günstigen Produkten führte, „dann muss da ebenfalls ein Riegel vorgeschoben werden“, sagte der Minister der Süddeutschen Zeitung zufolge und sprach von „sozialem und ökologischem Dumping“.
Quelle: Spiegel – China droht mit Zöllen für westliche Verbrennerfahrzeuge / Zeit – USA erhöhen Zölle auf E-Autos und andere Produkte aus China deutlich / Zeit – China droht mit Vergeltungsmaßnahmen für Strafzölle auf E-Autos / Süddeutsche Zeitung – Die deutschen Autobauer und ihre Angst vor Pekings Rache