Auf der Technologiemesse CES in Las Vegas gibt es wieder einige automobile Neuheiten zu bestaunen. Tesla verspricht mehr Reichweite und zeigt Elektroautos, die Solarzellen nutzen. Selbst die sonst so scheuen Japaner von Suzuki wagen sich aus der Deckung. Von den deutschen Autobauern fehlt bis auf BMW jede Spur.
Die Glücksspielmetropole Las Vegas ist grell, schillernd, durchgeknallt und schläft nie. Wirklich nie. Auch wenn das eigentlich laut Frank Sinatra für New York gilt, ist das in der Wüste Nevadas Tatsache. Übrigens fühlte sich auch der italo-amerikanische Schauspieler und Sänger in der Glitzerwelt der Casinos pudelwohl. Kurzum: Las Vegas steht immer unter Strom. Doch selbst dafür gibt es noch eine Steigerung. Nämlich dann, wenn während der CES Tausende von Tech-Freaks mit karierten Kurzarmhemden und Rucksäcken den berühmten Strip und das Messegelände bevölkern, das Las Vegas Convention Center.
CES ist die Abkürzung für Consumer Electronics Show. Also (Unterhaltungs-)Elektronik, die für den Endverbraucher gedacht ist. „Die CES ist das wichtigste Tech-Event der Welt“, trommeln die Veranstalter in typisch amerikanischer Zurückhaltung. Unrecht haben sie dennoch nicht. Schon vor Jahren haben die Automobilisten das Stelldichein in Las Vegas für sich entdeckt und und ihre neuesten Errungenschaften präsentiert. Jetzt, wo das Infotainment immer wichtiger wird und die Entwicklungszyklen immer kürzer, ist die Bühne unter der Sonne Nevadas wie geschaffen für Mercedes, Audi & Co.
Doch in diesem Jahr üben sich die einst so selbstbewussten deutschen Hersteller mit vornehmer Zurückhaltung. Lediglich BMW wagt den Sprung über den großen Teich. Klar, bei den Münchnern geht in diesem Jahr die Neue Klasse an den Start. Ein wichtiges und wegweisendes Elektroauto-Konzept. Passend zur CES werden Panoramic Vision und das dazugehörige neue Betriebssystem im Zentrum des weiß-blauen Auftritts stehen.
Die Idee, ein holografisches Head-up-Display, das über die gesamte Bildschirmbreite reicht, ins Auto zu bringen, treibt auch Hyundai schon länger um. Zusammen mit dem hauseigenen Zulieferer Hyundai Mobis hat der koreanische Autobauer ein Holographic Display entwickelt. Der Clou ist eine hauchdünne transparente Folie als Teil der Windschutzscheibe, auf die die Inhalte projiziert werden. Diese Folie kommt von Zeiss und ist mit 0,1 Millimetern nur wenig dicker als ein menschliches Haar ist. Auf der CES kann sich das Publikum selbst ein Bild von der neuen Technologie machen.
Honda gibt ebenfalls Gas und präsentiert zwei Elektroautos, die auf der neuen 0 Series Platform basieren: ein Crossover und eine vanartige Limousine. Beide sollen nächstes Jahr erscheinen. Aber Honda hat ja noch ein weiteres Eisen im Feuer. Und das könnte noch richtig rot glühen. Mit Sony firmiert der Autobauer als Sony Honda Mobility. Also steht auf der CES ein konkreter Ausblick auf die Serienversion des heiß erwarteten Sony-Autos. Die Karosserie spielt da nur eine Nebenrolle. Bei einem Multimedia-Konzern wie Sony geht es hauptsächlich um die Konnektivität und innovative Lösungen bei der Bedienung des Infotainments. Unterhaltung und Spiele dürfen bei den Vätern der Playstation natürlich nicht fehlen. Vermutlich kann man seine Spielstände ins Auto importieren und Gran Turismo 7 oder Fifa zocken, während man im Stau steht. Das hat was und sorgt für Frieden in der Fahrgastzelle.
Suzuki hat eine autonome Elektroplattform entwickelt
Deutlich pragmatischer ist Suzuki unterwegs. Der sonst eher zurückhaltende japanische Autobauer steigt erstmals in den turbulenten Technologie-Ring der CES. Die Neuheiten sind deswegen nicht minder spannend. Suzuki adressiert mit dem autonomen Fahren eines der wichtigsten Themen dieser CES. Gemeinsam mit dem Technologieunternehmen Applied EV hat Suzuki eine autonome Elektroplattform entwickelt, die für Kleinwagen oder ähnliche Vehikel dieser Größe ausgelegt ist. Die Robo-Fahrzeuge sollen in definierten Arealen zum Einsatz kommen und so auch dem Mangel an Fahrern in der Industrie entgegenwirken. In die gleiche Kerbe schlägt Glydways, das zusammen mit Suzuki ein urbanes Transportsystem entwickelt hat, bei dem kleine, autonom fahrende Fahrzeuge spezielle Fahrspuren nutzen.
Damit ist Suzukis Ideenreichtum noch lange nicht erschöpft. Noch eine Nummer kleiner ist eine vielseitige Architektur für die elektrische Mikromobilität, deren Basis die selbst entwickelte Technologie für elektrische Rollstühle bildet. Das Ergebnis sind Roboter, die mit künstlicher Intelligenz agieren. Beispiele sind der automatische Lomby-Lieferroboter LM-A und die Schneeräumungsdrohne V3, die von Everblue Technologies realisiert wird.
Und was ist eigentlich mit Tesla? Elon Musk will sich beim Heimspiel nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und zeigt Elektroautos mit mehr Reichweite. Dazu tragen auch Solarpaneele bei. Die chinesische Geely-Tochter Zeekr ist schon zum dritten Mal in Folge auf der CES und hat drei Modelle im Gepäck. Der elektrische ID.Buzz-Gegner Zeekr Mix punktet mit autonomen Fahrfunktionen, zu denen eine Vielzahl von Sensoren inklusive eines Lidar-Radars beitragen. Deutlich markanter kommt der Zeekr 009 Grand daher. Die Luxus-Version des elektrischen Vans hat vier Sitze und ein hochwertiges Interieur. Wer Spaß haben will, steigt in den Zeekr 001 FR, der mit 969 kW / 1318 PS den Power-Limousinen von Lucid und Tesla Feuer unter den Reifen macht.