Porsche beendet sein Engagement an der Batteriefabrik in Kirchardt bei Heilbronn. Der Sportwagenhersteller hat den Vertrag mit Valmet Automotive aufgelöst, wie die Automobilwoche berichtet. Das finnische Unternehmen hatte die Anlage aufgebaut, um Batterien für die kommende elektrische Generation der 718-Baureihe zu montieren. Eigentlich sollten Boxster und Cayman 2025 auf den Markt kommen, doch der Start verschiebt sich nun mindestens auf 2027. Ein Grund dafür ist die Insolvenz von Northvolt, das die Zellen liefern sollte.
Die Fabrik in Kirchardt war mit hohen Erwartungen gestartet. Valmet investierte nach eigenen Angaben einen zweistelligen Millionenbetrag in den Umbau des Standorts. Rund 13.000 Quadratmeter Produktionsfläche entstanden, die langfristig 160 Mitarbeiter beschäftigen sollten. Doch diese Zahl wurde nie erreicht. Abgesehen von einer Kleinserie an Akkus für Lamborghini blieb die Fabrik weitgehend ungenutzt. Nun steht offen, ob Valmet den Standort ohne Porsche überhaupt halten kann.
Auch für Porsche hat das Ende finanzielle Folgen. Im Halbjahresbericht 2025 wurden 500 Millionen Euro Sonderaufwendungen für Batterieprojekte vermerkt. Rund 300 Millionen Euro davon entfallen auf die bereits abgeschriebene Tochter Cellforce, die in Kirchentellinsfurt Batterien für Hochleistungsautos entwickeln sollte. Die Auflösung der Kooperation mit Valmet ist Teil derselben Problematik. Wie viel der Abbruch der Zusammenarbeit kostet, ist nicht bekannt.
Porsche E-Boxster und Cayman kommen deutlich später als geplant
Die Elektrifizierung der 718-Baureihe wird dadurch immer schwieriger. Porsche-Chef Oliver Blume räumte im Frühjahr ein, dass der Sportwagenbauer die Verfügbarkeit leistungsfähiger Zellen nicht beeinflussen könne. Boxster und Cayman sollen deshalb später erscheinen als der elektrische Cayenne, dessen Start für 2026 geplant ist. Damit klafft im Segment der kompakten Zweitürer eine Lücke, da die Verbrenner-Generation zum Jahresende ausläuft.
Währenddessen verschärft sich die Lage bei Cellforce. Dort könnte eine Massenentlassung bevorstehen. Nach Gewerkschaftsangaben droht bis zu 200 der rund 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verlust des Arbeitsplatzes. Die IG Metall organisiert am Standort Kirchentellinsfurt eine Kundgebung, um Druck auf die Geschäftsführung auszuüben. Ziel ist es, Entlassungen zu verhindern und über einen Sozialplan mitzubestimmen.
Die Gewerkschaft stellt sich auf einen Konflikt ein. Kai Lamparter, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Reutlingen-Tübingen, warnt vor einem „heillosen Chaos“, falls Porsche ohne Rücksicht auf die laufende Betriebsratswahl handelt. Sollte die Leitung Entlassungen vor deren Abschluss durchsetzen, will die Gewerkschaft Kündigungsschutzklagen einreichen. Das sei zwar kein gewünschter Schritt, aber notwendig, um die Rechte der Beschäftigten zu sichern.
Mit der doppelten Belastung aus Northvolt-Pleite und gescheiterter Cellforce-Fabrik steht Porsche unter Druck. Der Konzern muss die Batterielösung für die 718-Baureihe komplett neu entwickeln. Bisher war vorgesehen, dass die Zellen von Northvolt kommen, die Montage bei Valmet erfolgt und Cellforce sich auf Hochleistungsprojekte konzentriert. Diese Kette ist nun zusammengebrochen.
Für Valmet bedeutet das Ende der Partnerschaft ebenfalls Unsicherheit. Die Fabrik in Kirchardt war als Schritt gedacht, eine größere Rolle in der europäischen Batterieproduktion zu spielen. Der damalige Chef Olaf Bongwald hatte 2023 betont, Valmet wolle sich als wichtiger Anbieter für Entwicklung und Fertigung von Batteriesystemen etablieren. Ohne Kunden droht die Investition zum Verlustgeschäft zu werden.
Am Ende bleibt die Frage offen, ob die Verzögerung den Markteintritt von Boxster und Cayman dauerhaft schwächen wird. Sicher ist nur, dass Porsche seine Batteriepläne grundlegend überarbeiten muss.
Quelle: Automobilwoche – Nach Cellforce: Porsche gibt weitere Batteriefabrik auf