Für ordentlich Aufsehen sorgte Ende Juni eine Aussage des BMW Entwicklungsleiter Klaus Fröhlich, dieser gab zu verstehen, dass es „keine Kundenwünschen für Elektroautos gibt. Keine. Es gibt regulatorische Anfragen für E-Autos, aber keine Kundenanfragen.“ Doch nun rudert er zurück.
Ende Juni hat es sich noch so angehört, dass wenn die Nachfrage/Anreiz da wäre, BMW Europa überfluten und eine Millionen E-Autos verkaufen könne. „Aber die Europäer werden diese Dinge nicht kaufen“, betonte Fröhlich. In einem Gespräch mit der Welt gab er nun zu verstehen, dass seine Aussage aus dem Zusammenhang gerissen wurde.
Klaus Fröhlich: „Klar ist: Die Elektromobilität wird kommen.“
Aus Sicht von Fröhlich gehöre BMW zu den Pionieren der E-Mobilität. Der BMW i3 sei der beste Beweis dafür. Die europäische Konkurrenz bringe jetzt, sechs Jahre später, erst erste „Lernprojekte“ auf die Straße; während BMW bereits seine Hausaufgaben gemacht habe.
Seine Aussage, über das fehlende Interesse an den Elektroautos der Kunden sei in die Vergangenheit gerichtet gewesen: „Die Kundennachfrage nach E-Fahrzeugen war in den vergangenen Jahren jedoch insgesamt noch sehr zurückhaltend und meist von der Regulation oder einer zügigen Verbesserung der Rahmenbedingungen getrieben“, so Fröhlich der Welt gegenüber.
Laut Fröhlich sei man bei BMW davon überzeugt, dass die Nachfrage steigen wird, „daher auch unser beschleunigtes Angebot an elektrifizierten Fahrzeugen.“
BMW gibt Strom bei elektrifizierten Fahrzeugen
Wir erinnern uns hierzu: Nach einer Modellpflege bei BMW kommen etliche Plug-in-Hybride mit mehr Reichweite auf die Straße. Aber auch hinsichtlich reiner E-Autos will man künftig mehr Tempo vorlegen. So soll die Markteinführung von Elektroautos beschleunigt werden. Die Rede ist davon, dass bereits 2023 und damit zwei Jahre früher als bisher geplant, 25 elektrifizierte Modelle im Angebot vorhanden sein sollen.
Doch trotz aller Anstrengungen sei es nötig, sich nicht allein auf Elektroautos festzulegen, so der Entwicklungschef: „Aus unserer Sicht ist es aber weiterhin absolut notwendig, unseren Kunden bis auf Weiteres unterschiedliche Antriebskonzepte anzubieten.“ Und doch gibt man auch hier Strom.
BMW M läutet „Ära der Elektrifizierung“ ein und ein erstes Konzeptfahrzeug der BMW Perfomance-Sparte wurde ebenfalls bereits vollelektrisch vorgestellt: der BMW Vision M NEXT. Zudem hat man den „Power BEV“ im Rahmen von #NEXTGen vorgestellt.
Hierbei handelt es sich um einen Versuchsträger, der das technisch Machbare der Münchner in Sachen Elektroantrieb auslotet. Das Fahrzeug verfügt über drei E-Maschinen der fünften E-Antriebsgeneration. Insgesamt verfügt es so über eine maximale Systemleistung von mehr als 530 kW / 720 PS. So angetrieben kann es von 0 auf 100 km/h in deutlich unter 3 Sekunden beschleunigen.
China und Kalifornien aufgrund hoher Subventionen für E-Autos interessant
Die Aussage von Fröhlich, dass aus Sicht von BMW E-Fahrzeuge für China und Kalifornien interessant sind, steht noch im Raum. Ansonsten sei es laut ihm besser auf Plug-In-Hybride mit entsprechender elektrischer Reichweite zu setzen.
Diese Aussage begründet er damit, dass unterschiedliche Förderung für Elektroautos in den Ländern gelten, welche entsprechend die Nachfrage lenken. Als Beispiel hierfür hat er Norwegen aufgeführt, in dem bereits drei Viertel aller verkauften BMW-Fahrzeuge entweder reine E-Autos oder Hybride sind.
„Das Beispiel zeigt: Der Kunde muss in der Breite von der E-Mobilität überzeugt und begeistert sein. Daher ja auch unsere wiederholte Forderung, dass unter anderem die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden muss und die Ladekosten kalkulierbar sein müssen.“ – Klaus Fröhlich, BMW Entwicklungsleiter
Außerdem seien weitere Anreize notwendig, wie die Erlaubnis, Busspuren zu benutzen oder kostenlos zu parken. Auch der Chef von Fröhlich hat sich in der Vergangenheit zu Förderungen im Bereich der E-Mobilität geäußert.
Noch vor dem eigentlichen Besuch im Kanzleramt forderte BMW-Chef Harald Krüger von der Bundesregierung deutlich mehr Subventionen für Elektromobilität. BMW hat ein entsprechendes Positionspapier erarbeitet und fordert in diesem unter anderem Steuersenkungen für Ladestrom. Durchgesetzt wurde davon bekanntermaßen nichts.
Quelle: Die Welt – BMW-Entwicklungschef bemüht sich um Schadensbegrenzung