Chinesische Autohersteller auf der IAA: Entscheidendes Auswärtsspiel

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Wolfgang Gomoll
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Nicht nur die deutschen Hersteller, auch die Chinesen trumpfen auf der IAA Mobility in München groß auf. Hinter der Produktoffensive steckt ein notwendiges, knallhartes Kalkül: Die Autobauer aus dem Reich der Mitte sind in Europa zum Erfolg verdammt, um ihr Überleben auf dem Heimatmarkt zu sichern.

Noch vor zehn Jahren war die IAA fest in deutscher und europäischer Hand, die chinesischen Hersteller waren bestenfalls belächelte Exoten. Das hat sich grundlegend gewandelt. Die IAA ist mittlerweile nach München gezogen und will sich mit dem Zusatz „Mobility“ einen ganzheitlichen, modernen Ansatz verpassen. So ändern sich die Zeiten. Die IAA Mobility des Jahres 2025 mutiert zur bislang größten Bühne für Chinas Autohersteller in Europa. Mehr als 100 Unternehmen aus der Volksrepublik sind vertreten, darunter mehr als 30 Marken – ein Drittel mehr als noch 2023. Die Botschaft ist klar: Die Autobauer aus China schalten im Angriffsmodus ein paar Gänge hoch – und zwar in allen Segmenten: vom Einstiegs-E-Roller (Yadea) bis zur Luxuslimousine.

Warum diese Wucht? Weil der chinesische Heimatmarkt unter Überkapazitäten, Preiskämpfen und sinkenden Margen ächzt. Der Export ist zur strategischen Notwendigkeit geworden. Europa – vor allem Deutschland – gilt als der härteste und prestigeträchtigste Prüfstein: Wer auf der Autobahn überzeugt, gewinnt Glaubwürdigkeit bei Kunden, Handel und Investoren. Zudem gibt es auf Europas größtem Automarkt auch noch etwas zu verdienen. Im letzten Jahr wurden zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen über 2,8 Millionen Autos neu zugelassen. Auch für die Autobauer aus dem Reich der Mitte sind das keine „Peanuts“. München liefert die Bühne, die Frequenz und den direkten Vergleich mit den deutschen Platzhirschen.

BYD will endlich in Deutschland reüssieren und nutzt das Schaulaufen an der Isar für eine breit angelegte Modelloffensive. Im Mittelpunkt steht die Europapremiere des BYD Seal 6 DM-i Touring, des ersten Kombis der Marke für den deutschen Markt. Der Plug-in-Hybrid mit BYDs „Super-Hybrid“-Technologie soll eine kombinierte Reichweite von bis zu 1350 Kilometern bieten, rein elektrisch allerdings maximal nur magere 100. Auch die Premium-Submarke Denza ist mit dem Van D9 und dem Flaggschiff Z9 GT vertreten.

XPeng gewährt in München einen Ausblick auf seine nächste E-Limousine, P7. „Der P7 ist mehr als ein Auto – er ist in Form und Funktion die Antwort von XPeng auf das KI-Zeitalter“, strahlt XPeng-CEO He Xiaopeng. Das sind große Worte für ein Auto. Neben dem ansehnlichen Äußeren ist auch die Technik auf dem neuesten Stand: Die neue 800-Volt-Architektur verkürzt die Ladezeiten deutlich und soll die Marke technologisch in die erste Liga bringen. Ergänzt wird der Auftritt durch die SUVs G6 und G9 sowie den Van X9.

Avatr, das Premium-Joint-Venture von Changan und CATL, zeigt gleich vier Serienmodelle – wie immer stringent nummeriert: 06, 07, 11 und 12. Dazu gesellt sich ein neues Vision Car. Die Marke positioniert sich klar im oberen Segment: lange Reichweiten, hohe Leistung, luxuriöse Innenräume und ein digitaler Bedienfokus sollen in Deutschland den Erfolg bringen.

Die Mutter Changan nutzt die Messe für den offiziellen Deutschlandstart seiner Submarke Deepal. Gezeigt werden das vollelektrische SUV S07 und der kompaktere E-Crossover S05. Ziel ist es, die Marke in Europa zu etablieren und parallel ein Händlernetz aufzubauen.

ChangAn

Unter dem Dach von Dongfeng präsentiert Forthing den Plug-in-Hybrid-Van Forthing 4, den größeren Luxus-Van Forthing 9 sowie die Limousine Forthing 7. Letztere als Range-Extended Electric Vehicle (REEV) mit einem 28-kWh-Akku für bis zu 130 Kilometer elektrische Reichweite. Der Forthing 7 als REEV ist ab rund 38.000 Euro erhältlich und richtet sich vor allem an Familien und Flottenkunden.

Einen bewussten Gegenakzent setzt die Geländewagenmarke 212 Off Road Vehicle mit dem T01. Dabei handelt es sich um eine moderne Neuinterpretation des legendären BJ212. In Deutschland wird der T01 unter dem Namen BAW 212 angeboten. BAW steht für Beijing Automobile Works, den ursprünglichen Produzenten des BJ212. Der 4,70 Meter lange BAW 212/T01 ist ein Geländewagen im kantigen Retro-Look mit zuschaltbarem Allrad und Dieselmotor. Inmitten der E-Offensive ist er ein Statement für robuste, einfache Technik. Und das für weniger als 40.000 Euro.

Das Versprechen: viel Reichweite und Ausstattung zu fairen Preisen

Hongqi ist in China als Hersteller von Staatslimousinen bekannt und präsentiert in der bayerischen Landeshauptstadt seine aktuelle Luxuspalette. Die „Rote Fahne“ – so die deutsche Übersetzung des Markennamens – will sich im europäischen Premiumsegment positionieren, mit opulentem Design, üppiger Ausstattung und einer Mischung aus Elektro- und Hybridantrieben. Außerdem wird erwartet, dass sich Hongqi in Europa strategisch neu aufstellt.

Mit seiner Elektromarke Aion bringt GAC den 4,60 Meter langen E-Crossover Aion V und den kompakten Aion UT nach München. Während der Aion V sich mit dem Škoda Enyaq und dem VW ID.4 messen will, tritt der Aion UT gegen den VW ID.3 an. Das Versprechen: viel Reichweite und Ausstattung zu mehr als fairen Preisen, kombiniert mit moderner Software.

GAC
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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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