Plug-in-Hybrid Denza Z9 GT: Dynamischer Dreiklang

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Wolfgang Gomoll
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Was Nio recht ist, ist BYD nur billig. Nur läuft es bei BYD genau andersherum ab als bei Nio. Der Autobauer aus Shenzhen hat erst seine Volumenmarke nach Europa gebracht, sich dort eine blutige Nase geholt und zieht nun mit Denza den Edelableger nach. „Wir werden die gesamte Modellpalette nach Europa bringen, also auch SUVs, Crossover und Vans“, sagt BYD-Vizepräsidentin Stella Li. Den Anfang macht der Denza Z9 GT, der als vollelektrische Variante im vierten Quartal dieses Jahres nach Deutschland kommt und als Plug-in-Hybrid Anfang 2026. Die Gegner: Porsche Panamera als Plug-in-Hybrid beziehungsweise der Taycan als E-Auto.

Die modebewusste Managerin wurde von CEO Chuanfu Wang installiert, um das schleppende Europageschäft anzukurbeln. Freundlich im Ton, hart in der Sache, hat Li schnell erkannt, woran es bei BYD hakt. Ohne genügend Händler sowie einem funktionierenden After-Sales- beziehungsweise Servicenetz geht auf dem alten Kontinent und speziell in Deutschland gar nichts. Also soll es bis zum Ende dieses Jahres rund 140 BYD-Händler in Deutschland geben. Mit rund 20 allerdings deutlich weniger Denza-Stationen und die werden auch unabhängig von den BYD-Kollegen sein.

Ein Denza, der im Showroom neben einem BYD Atto 2 steht, ist für Stella Li undenkbar. Denza bedeutet in der BYD-Produktwelt Premium und das konsequent. Einst als Joint Venture mit Mercedes gegründet, hat BYD nun die alleinige Kontrolle über die Marke und will sich damit auch auf dem margenträchtigen Premium-Segment etablieren. Kleinvieh macht zwar auch Mist, aber mit den edlen Fahrzeugen lässt sich richtig Geld verdienen. Diese betriebswirtschaftliche Weisheit der Automobilindustrie hat sich auch im Reich der Mitte herumgesprochen. Manager und Ingenieure der chinesischen Hersteller wissen um die Vorteile von Synergien.

Deshalb steckt unter dem Shooting Brake mit dem interessanten Namen Denza Z9 GT (die Chinesen schreiben die Modellbezeichnung als Z9GT) BYD-Technik. Angefangen bei der modernen e3-Plattform bis hin zur Zweikammer-Luftfeder, was alles andere als schlecht ist. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Blade-Batterien verbaut sind, der Stromer die Akkus (Nettokapazität 100 Kilowattstunden) mit bis zu 270 kW lädt sowie das Karosseriesteuerungssystem DiSus Intelligent Body Control System hat. Das Fahrwerk besteht aus einer Doppelquerlenker-Vorderachse, einer Mehrlenker-Hinterachse und einer Zweikammer-Luftfeder.

Während der Z9 GT als Elektroauto von drei Motoren, die insgesamt 710 kW / 965 PS (230 kW / 313 PS vorn, 240 kW / 326 PS links und rechts hinten) leisten, nach vorne gewuchtet wird, sind es beim Plug-in-Hybrid die Kombination aus einem Verbrennungsmotor mit 152 kW / 207 PS und einem E-Maschinen-Dreiklang bestehend aus 200 kW / 272 PS vorne und jeweils 220 kW / 299 PS hinten. Also haben beide Modelle einen elektrischen Allradantrieb und der Teilzeitstromer immer noch einen Benziner, wenn der 38,5-kWh-Batterie mal der Saft ausgeht. Was nach dem chinesischen CLTC-Zyklus erst nach 201 km der Fall ist. Allerdings muss man 15 bis 20 Prozent abziehen, um auf den WLTP-Wert zu kommen.

Diese Antriebskombination bugsiert den über zwei Tonnen schweren Chinesen in 3,6 Sekunden von null auf 100 km/h (das E-Auto ist 0,2 Sekunden schneller) und bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h (Stromer 230 km/h). Den Durchschnittsverbrauch des Plug-in-Hybriden bei leerer Batterie gibt Denza mit 7,6 l/100 km an.

Denza Z9 GT Cockpit
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So viel zu den reinen Daten. Der Denza Z9 GT beherrscht noch einige andere Stunts aus dem BYD-Regal. Da sich die beiden Hinterräder in beide Richtungen drehen können, schafft auch der Z9 GT eine Panzerwende wie der BYD U8 oder die elektrische Mercedes G-Klasse. Das beeindruckt nicht nur vor der Eisdiele, sondern hilft auch beim Rangieren in enge Parklücken. Dazu muss der Fahrer eines der beiden Vorderräder blockieren und dann legen die hinteren beiden los. Sensoren stoppen die Prozedur, sobald eine Kollision droht. Die Gummispuren auf dem Asphalt zeigen, dass man schnell zum besten Freund des Reifenhändlers mutiert, wenn man diese Aktion häufiger durchführt. Da können die Denza-Produktmanager noch so oft behaupten, dass der Gummiabrieb minimal sei. Sobald die Kurven nicht ganz so eng sind, reicht die Hinterachslenkung, die die Räder mit maximal zehn Grad einschlägt und so dem 5,19 Meter langen Shooting Brake (5,18 Meter in der elektrischen Version) einen Wendekreis von 9,24 Metern beschert.

Beim Elchtest ist der Denza schneller als der Taycan

Damit ist der Stolz-Vorrat der chinesischen Ingenieure noch lange nicht aufgebraucht. Einer behauptet sogar, dass der Denza Z9 GT als Elektroauto den Elchtest mit 94 km/h bewältigt und damit 20 km/h schneller ist als der Porsche Taycan. Den Beweis bleiben die Chinesen allerdings vorerst schuldig. Trotzdem hinterlässt das Fahrwerk bei den ersten kurzen Testfahrten einen guten Eindruck. Komfortabel, aber nicht zu abgekoppelt. Die den einzelnen Fahrmodi (Schnee, Eco, Normal, Sport, Sport plus nur über das Display) unterscheiden sich deutlich. In Sport plus ist die Federung deutlich straffer als in Normal, ohne jedoch prügelhart zu sein. Also spürt man, dass bei den Chinesen der Komfort immer an erster Stelle steht. Schließlich sitzen wir in einem Auto, das für den Heimatmarkt abgestimmt ist. Die volle Motorleistung ist bei allen Fahrprogrammen verfügbar, lediglich die Kennlinie des Gaspedals und damit das Ansprechverhalten unterscheidet sich.

Denza Z9 GT Seite
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Angenehm sind auch die aufblasbaren Sitzwangen, sobald es um enge Kurven geht. Nicht ganz neu, aber angenehm. Hoffentlich bleibt dieses Feature vom Defektteufel verschont. Überhaupt findet man im Denza Z9 GT vieles, was man schon vom Nio ET9 kennt. Neben dem Panorama-Glasdach auch sogar zwei Kühlschränke (vier Liter vorne, zehn Liter hinten), die bis zu minus sechs Grad schaffen.

Die Verwandtschaft spürt man auch im Innenraum, in dem es zwar wesentlich mehr analoge Knöpfe gibt als im Nio, aber die Displays dennoch eine prominente Rolle spielen. Das gleichschenklige Infotainment-Dreieck besteht aus zwei 13,2 Zoll-Bildschirmen (Fahrer und Beifahrer) und einem zentralen Touchscreen, der 17,3 Zoll misst. Dazu kommt ein Head-up-Display. Die Bedienung der Kacheln ist eingängig und einige Funktionen sind spannend. So kann man das eigene Kamerabild mit Comic-Köpfen und ähnlichem verschönern. Haben wir natürlich ausprobiert. Bleibt noch der Preis. In China beginnt der Denza Z9 GT als Plug-in-Hybrid bei 334.800 Yuan (umgerechnet rund 42.000 Euro). In Europa dürften die Preise allerdings höher liegen.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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