Audi A6 Sportback e-tron performance: Der Reichweitenheld

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Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 4 min

Manche Begriffe können irreführend sein. Das Wort „performance“ ist so ein Fall. Bei der Bezeichnung Audi A6 Sportback e-tron performance mag sich der eine oder andere Leser gedacht haben: „Nicht schon wieder so eine Elektro-Krawallkiste.“ Diesen Zeitgenossen sei versichert, dass es sich bei diesem Auto keineswegs um ein solches Gefährt handelt. Die Bezeichnung „performance“ bezieht sich zum einen auf die Strecke, die der A6 Sportback mit einer vollgeladenen Batterie zurücklegen kann und zum anderen auf die Aerodynamik. „Mit einer Reichweite von bis zu 756 Kilometern ist der A6 Sportback e-tron performance unser Reichweitenheld“, verkündet Florian Hauser vom Produktmarketing stolz.

Bleibt noch die Aerodynamik. Mit einem cw-Wert von 0,21 ist der A6 Sportback e-tron der beste Audi aller Zeiten und hält in dieser Kategorie auch im gesamten Volkswagen Konzern den Top-Wert. „In den letzten drei Jahren hat sich die Bedeutung unseres Jobs verdreifacht“, freut sich Aerodynamiker Matteo Ghelfi. Logisch. Bei der Elektromobilität spielt der Luftwiderstand eine entscheidende Rolle. Der Elektroantrieb ist sehr effizient, daher wird ein größerer Anteil für die Fortbewegung aufgewendet. Im WLTP-Zyklus werden 34 Prozent der Energie der Batterie dazu verwendet, um den Luftwiderstand zu überwinden. Beim Verbrennungsmotor sind es dagegen nur zehn Prozent.

Der Ideenreichtum der Windkanalspezialisten kennt fast keine Grenzen. Das weiß jeder Formel-1-Fan. Zum einen ist der Sportback mit einer Höhe von 1,49 Metern vier Zentimeter niedriger als der A6 Avant e-tron, was schon mal 0,04 Prozentpunkte bringt (0,25 zu 0,21). Viel Arbeit steckt in der Karosserie: Die Fahrgastzelle ist so schlank wie möglich und fällt nach hinten ab. Die Front ist ebenfalls aerodynamisch optimiert. Dazu gehört der steuerbare Kühllufteinlass vorne mit den vier Lamellen, die sich je nach Bedarf öffnen oder geschlossen bleiben genauso. Die Air Curtains leiten die Luft geschmeidig um die Räder. Der Unterboden ist bei der Aerodynamik ebenfalls sehr wichtig, im Grunde essenziell. Das wissen auch Matteo Ghelfi und seine Kollegen.

Wer sich unter das Auto wirft, entdeckt Interessantes: Vor den Vorderrädern befindet sich ein Anstromkörper, der das Rad quasi in die Länge zieht, indem er den Luftstrom so beruhigt, dass die Pneus geschmeidiger umströmt werden. Vor den Hinterrädern befindet sich ebenfalls ein kleiner Spoiler, und ein vier Millimeter hoher Gurney-Flap beruhigt die Luft vor der Hinterachse.

Ansonsten heißt es: Mühsam ernährt sich das Luftwiderstands-Eichhörnchen. Die digitalen Außenspiegel bringen sieben Kilometer Reichweite (der Stromverbrauch der Displays ist dabei berücksichtigt), die Felgen sechs Kilometer und die adaptive Luftfederung, die die Höhe der Karosserie verändert, noch einmal sechs Kilometer. So kommen im Idealfall die erwähnten 756 Kilometer WLTP-Reichweite heraus. Was schon ein ziemliches Brett ist.

Doch was hilft die ganze Fahrzyklus-Arithmetik, wenn der Vor-Pilot den Audi A6 Sportback e-tron performance so getreten hat, als gäbe es kein morgen mehr. Dann meldet der Bordcomputer bei der vollen Akku-Kapazität von 100 Kilowattstunden (94,9 kWh netto) eine prognostizierte Reichweite von 454 km. Die errechnet das System ja immer aus den Verbrauchswerten der vorhergegangenen Fahrt. Also erstmal alles auf Null zurücksetzen und es los geht’s bei 21 Grad Celsius Außentemperatur.

Audi A6 Sportback e-tron performance
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Irgendwann müssen wir uns ja auch mit der Leistung beschäftigen. Die ist mit 270 kW / 367 PS (mit Launch Control 280 kW / 380 PS), Hinterradantrieb und einem maximalen Drehmoment von 565 Newtonmetern sind absolut in Ordnung. So sprintet der 2175 Kilogramm schwere A6 Sportback e-tron performance in 5,4 Sekunden von null auf 100 km/h und ist bis zu 210 km/h schnell.

Passt also. Klar fehlt diesem A6 e-tron das „Umpf“, die Verve des S6, aber wer es darauf anlegt, ist immer noch ziemlich flott unterwegs. Was mehr ins Gewicht fällt, und der Ausdruck passt in diesem Zusammenhang gut, ist der fehlende Allradantrieb. Die fehlende Traktionsunterstützung merkt man beim Herausbeschleunigen aus den Kurven. Dafür ist die Hinterachse umso aktiver, was ja auch was für sich hat. Das Fahrwerk ist im Prinzip identisch mit dem des S6 e-tron, nur nicht ganz so sportlich abgestimmt, was aber nicht weiter stört, da auch dieser A6 e-tron keine nachwippende Sänfte ist.

Kein Weltrekord, aber aller Ehren wert

Bleibt nur noch die Frage, wie es denn nun mit dem Verbrauch ausschaut. Ist der Audi A6 Sportback e-tron performance ein Reichweitenheld? Auf der Fahrt, bei der wir auch mal flotter unterwegs waren und einige Höhenmeter zurückgelegt haben, kamen wir auf einen Stromverbrauch von 19,4 kWh/100 km. Kein Weltrekord, aber angesichts des Streckenprofils aller Ehren wert. Audi gibt 15,9 kWh/100 km an.

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Jetzt geht es noch schnell ans Laden. Mit maximal 11 kW dauert es zehn Stunden, ehe die Akkus von null auf 100 Prozent gefüllt sind. An einer Schnellladesäule sind bis zu 270 kW möglich und die Batterie ist in 21 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen. So weit, so gut. Allerdings hat der Heroe mit 75.600 Euro auch seinen Preis.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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Josef:

bei deinem ca 140er Schnitt…den ich nicht glauben kann, da ich in den letzten 20 Jahren kaum über 120 gekommen bin im Schnitt (meist bin ich froh wenn ich über die 100 komme, dank Verkehr und Baustellen)…außer Nachts um 3…gibt es genug Tests auch mit bereits aktuellen Autos wie dem EQE und ID7, die mit 150 bewegt wurden…und das geht, ohne das die Reichweite komplett zusammenbricht…

Vor kurzem von Muc nach Hamburg…wo es ging 160 auf dem Tacho…26!!! Baustellen später im Norden von Hamburg…Schnitt 87km/h.
Utopische Durchschnittsgeschwindigkeiten, sind reine Phantasiewerte und fast nie zu erreichen.

Bin gespannt auf den Mercedes CLA (und auf die neue Klasse von BMW) der den 24h Weltrekord mit 3117km aufgestellt hat und 155km/h im Schnitt (inkl. Ladezeiten) erreicht hat…gefahren immer mit 210km/h.

Ach ich vergaß…es gibt immer noch eine höhere Maximalforderung, die dann nicht erfüllt wird…1500km am Stück…usw….gähn.

Dagobert:

756 km Reichweite bei einer Akkukapazität von 94,9 kWh ergibt einen Verbrauch von 12,6 kWh/100 km. Die Werksangabe beträgt 15,9 kWh/100 km, wobei diese laut WLTP inklusive Ladeverluste angegeben wird. Dies entspricht Ladeverlusten von 27 %. Der Testverbrauch bei frühlingshaft milden Temperaturen während des Fahrevents in Spanien betrug 19,4 kWh/100 km. Angenommen, dieser Wert wurde im Bordcomputer abgelesen, ergibt sich inklusive Ladeverluste ein Verbrauch von 24,6 kWh/100 km – das sind 55 % mehr als die Werksangabe.

Auf diese technologische Bankrotterklärung wird dann ein unkritisches Loblied gesungen…

Mal an die Autohersteller: Ich kann diese Fahrevents in Spanien – also lahmes Rumgegurke auf schmalen Landstrassen bei 21°C nicht mehr sehen. Die Schnellladefähigkeit kann wegen mangelnder Verfügbarkeit entsprechender Säulen von den Journalisten auch nie überprüft werden. Euer Versuch die Kunden für dumm zu verkaufen widert mich an. Ich bin heute bei 1-4°C Aussentemperatur 460 km in 3h15min gefahren, gebt mir doch mal einen A6 E-tron für so einen Versuch – da bleiben von euren 756 km vielleicht noch 250 km übrig…

Gastschreiber:

So unterschiedlich sind die Wünsche, für mich ist ein Glas- oder Schiebedach ein NoGo und dass die Klima kWh an Kühlleistung verbraucht, also ich habe das nicht bemerkt bisher. Es gibt im Sommer kaum einen Unterschied ob Klima an oder aus auf der längeren Strecke, im Winter bei der Heizung ist es in jedem Fall spürbar.
Ich erlebe zu oft Probleme mit den Dächern, letztens im Ford Explorer macht es den Innnenraum etwas lauter und im Mini Iceman hat es geknarzt.
Vorteile, sehe ich nur, wenn ich in Dämmerung etwas mehr Licht brauch um bspw. ein Video zu machen. Sonst…

brainDotExe:

Ja, ein Schiebedach vermisse ich auch schmerzlichst bei den ganzen neuen Modellen.

Mein i4 hat zum Glück noch eines, ich befürchte aber, dass der Nachfolger es vielleicht schon nicht mehr haben wird…

brainDotExe:

Die Problematik ist ganz einfach, dass die Geschmäcker sich viel zu schnell auseinander entwickelt haben.
Es wird zukünftig nicht mehr möglich sein ein Auto mit einer Designline für die ganze Welt zu bauen.

Auch wenn das Singleframe Design jetzt absolut nicht das Hauptproblem ist, kann man das als Beispiel nehmen.
Während das bei uns weiterhin sehr gut ankommt, ist es anscheinend (?) in China nicht mehr gefragt.
Audi müsste also in diesem Beispiel für China und den Rest der Welt unterschiedliche Designs entwickeln.

Tom:

Der Single Frame ist sicher nicht das zentrale Problem.
Die Preisleistung stimmt nicht mehr. Und für die jungen vermögenden Chinesen, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind, fehlt das „Bling Bling“. Ohne Partner ist das nicht so schnell aufzuholen.
Die Entwicklung wurde einfach verschlafen!

Hans Christoph Thumm:

Die Werte sind ganz schön, über das Design lässt sich streiten! Ich jedenfalls finde es gelungener als beim EQE. Der i5 sieht live besser aus als auf Bildern, wie es beim A6 ist wird man sehen.
Schade bei einem so teueren (E-) Auto ist, dass kein echtes Schiebedach verbaut wird, wie beim i5 und Q6 leider auch. Der Porsche Macan ist da echt besser aufgestellt, im Sommer, wenn das Auto in der Sonne gestanden hat, spart ein Loch im Dach etliche kWh Kühlleistung.
Darüber hinaus ist die Aufpreis/Paket Gestaltung bei Audi sehr kundenunfreundlich. Da sitzt man in Anbetracht der aktuellen Verkäufe immer noch auf einem zu hohen Ross!

NOFX:

Vor allem diese „Schlund“ unter und neben dem „Grill“ wirkt völlig überzeichnet.

Wenn man in Fernost eh „verschissen“ hat, darf europafreundlicheres Design mal wieder Einzug halten.

Die Seitenlinie erinnert an der Ford Fusion/Mondeo, was aber jetzt nicht schlecht ist.

Gastschreiber:

Feines Auto, die Flotten werden sich freuen eine Alternative zum i5 und ID.7 zu haben.
Die Zulassungszahlen zeigen ja inzwischen, dass solche Fahrzeuge ihre Abnehmer finden.
Da stimmt dann auch das Service- und Ersatzteilkonzept, was auch die Flotten freut.

Sagitarius:

In Europa vielleicht noch verkaufbar. In China und den USA hat Audi solche Absatzeinbrüche, dass man in China inzwischen einen lokalen Startup Partner braucht.

Die Kunden können mit dem 25 Jahren alten Singleframe Design nichts mehr anfangen.

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