Zuletzt gab es vom kleinen chinesischen Elektroauto-Hersteller Aiways vor allem Hiobsbotschaften. So wurde in der Heimat das Geld knapp und Mitarbeiter mussten offenbar entlassen werden – und auch in Deutschland läuft es nicht rund. Die Absatzzahlen liegen weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück – zuletzt beendete der Autobauer die Kooperation mit dem Elektrofachmarkt Euronics, wo die E-Autos bislang vertrieben wurden. Eine Nachfolgelösung ist laut Aiways-Homepage aktuell noch nicht bekannt.
Das alles kommt zur Unzeit, denn nach dem Premierenmodell U5 ist seit einigen Monaten der U6 auf dem Markt – und der macht als Coupé optisch einiges her. Wie gut schneidet der Exot gegen die renommierten Hersteller ab, wollte die Auto, Motor und Sport (AMS) nun in ihrer aktuellen Ausgabe (18/2023) wissen – und ließ den Aiways U6 gegen Hyundai Ioniq 5, VW ID.4 Pro und Skoda Enyaq Coupé antreten.
Mehr Schein als Sein?
Im Aiways U6 sehen demnach die Materialien hochwertig aus, die Sitze bequem und die Menüs wohlsortiert – allerdings sei das mitunter mehr oberflächlicher Schein als Sein. Positiv sei das großzügige Raumangebot für Fahrer und Mitfahrer, allerdings falle der Kofferraum vergleichsweise gering aus, was natürlich auch an der Coupéform liegt. Negativ aufgefallen ist den Testern zudem ein starkes Knarzen, wenn es mal unebener wurde sowie ein straßenbahnartiger Klang beim Rekuperieren.
Schon beim U5 waren Software und Assistenzsysteme Schwachstellen des chinesischen Fahrzeuges. Daran hat sich offenbar nicht allzu viel verändert, zumindest verwenden die Tester Formulierungen wie “übergriffig”, “ruckig” und “schwaches Niveau”. Auch für das Fahrverhalten bleiben nahezu keine lobende Worte übrig, außer dass der U6 immerhin verlässlich um die Kurven steuere.
Zweikampf um den Sieg
So überrascht es nicht, dass der U6 in diesem Teilnehmerfeld nicht auf das Treppchen kommt, zumal er bei der Ladeperformance recht deutlich am schlechtesten abschneidet. Hier ist gegen den Hyundai Ioniq 5 mit seiner 800-Volt-Technik im Teilnehmerfeld kein Kraut gewachsen. Am Ende bekommt der Aiways 523 von 1000 möglichen Punkten. In allen bewerteten Teilbereichen hinkt er zumindest weiten Teilen der Konkurrenz deutlich hinterher – bis auf eine nicht ganz unerhebliche: den Kosten. Hier distanziert der U6 die Widersacher.
Weil den AMS-Testern vor allem das Fahrverhalten des Ioniq 5 fast so wenig zusagt wie beim Aiways und zudem beim Südkoreaner bei der Sicherheit ein paar Punkte auf der Strecke bleiben, reicht es mit 586 Punkten nur für Platz drei. So wird es am Ende ein Zweikampf unter Geschwistern um den Sieg, schließlich sind der Skoda und der VW recht eng miteinander verwandt. Mit 609:601 Punkten entscheidet diesen das Enyaq Coupé für sich, vor allem weil er in der Umwelt-Wertung die besseren Noten erreicht.
Quelle: Auto, Motor und Sport (18/2023, S. 30 bis 41) – “Gevolt und gekonnt?”