Eindrücke des Skoda Enyaq Coupe RS: Hoch. Leistung. Sport.

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Wolfgang Plank

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  —  Lesedauer 4 min

Das Kürzel RS hat bei Škoda lange Tradition. Den Auftakt machte 1974 der legendäre 130 „Rally Sport“, seit 2000 adeln die Tschechen mit den beiden Buchstaben auch besonders potente Serienautos. Über die Jahre waren auch Diesel-Modelle und Plug-in-Hybriden dabei – nun prangt das Gütesiegel mit dem Enyaq Coupé RS iV erstmals an einem reinen E-Auto. So ändern sich die Zeiten.

Stolze 220 kW (299 PS) haben sie dem Stark-Stromer – verteilt auf zwei Achsen – mitgegeben. Das Maximum dessen, was bislang aus Mladá Boleslav auf die Straße kam. Ein E-Škoda für Eilige. Die dreistellige Tachoanzeige schafft er aus dem Stand in 6,5 Sekunden, rauf geht’s bis zu abgeregelten 180. Soll heißen: Im Großen und Ganzen vernünftig, aber eben auch bereits für ein wenig Fahrspaß. Vorteil für Eilige Käufer: Zum Auftakt Ende März gibt’s ausschließlich den Wuchtbrummer. Falls Putins Krieg und gerissene Lieferketten es überhaupt zulassen. Frühestens in der zweiten Jahreshälfte folgen dann die restlichen Coupé-Versionen.

Vorne thront man beim RS wie Gott in Tschechien – ist aber dank stark konturierter Sportsitze auch bestens für schnellere Bogenfahrten gerüstet. Auch hinten hat man reichlich Platz und wegen des serienmäßigen Glasdachs den Kopf frei. Nur der Einstieg erfordert eine kurze Verbeugung vor dem schick abfallenden Dach. Design fordert halt immer auch ein paar kleine Zugeständnisse. Hinter voller Bestuhlung packt der RS 570 Liter weg, bei geklappten Lehnen gut 1,6 Kubikmeter. Das ist nur minimal weniger als im normalen Enyaq.

Falls der Gepäckraum dennoch knapp wird – die Allrad-Modelle dürfen für ein E-Auto stolze 1,4 Tonnen (bis zehn Prozent Steigung) an den Haken nehmen. Damit schafft das Enyak Coupé RS einen ordentlichen Wohnwagen oder einen Pferdetransporter. Ein durchaus starkes Argument, denn maue oder gar fehlende Anhängelast hält bislang viele Kunden vom Stromer ab.

Mit seinen beiden Motoren (150 kW/204 PS hinten und 75 kW/109 PS vorne) macht das Topmodell trotz 2,3 Tonnen Gewicht ordentlich Meter. Allerdings gilt Buch eins der Batterie-Bibel: Dynamik kostet Distanz. Wer auch nur in die Nähe der maximalen Reichweite von 504 Kilometern kommen will, darf dem 82-kWh-Akku nicht ständig Volllast und Tempo 180 abverlangen. Gute 400 indes schafft man mit durchschnittlicher Fahrweise locker

Vergnügen beschert das Enyaq Coupé RS ohnehin durch sein Handling. Es lenkt per gezieltem Bremseingriff einen Hauch dynamischer ein und sorgt hinter dem Kurvenscheitel mit klug verteilter Kraft für maximale Traktion. Auf Bodenwellen allerdings dürfte das Fahrwerk mit seinen bis zu 21 Zoll großen Rädern gerne etwas robuster reagieren. Vielleicht sollten die Fahrwerks-Ingenieure nochmal kurz mit ihren Kollegen aus der Rallyesport-Abteilung plaudern.

Besser fürs Klima ist aber sowieso Zurückhaltung: möglichst oft Fuß vom Pedal und per Rekuperation Strom gewinnen. Wie stark, das lässt sich mit Wippen am Lenkrad einstellen. Dann kommt man auch fast ohne Bremse aus. Apropos: Hinten sitzen Trommeln. Hört sich altmodisch an, bringt aber Vorteile bei Gewicht, Platz – und die Beläge halten ein Autoleben, versprechen die Tschechen.

Zwar sorgen kluge Kreisläufe dafür, dass es Zellen, E-Motor und Elektronik wohltemperiert haben. Doch egal, wie sparsam man surrt und säuselt – irgendwann ist der Akku leer. Am Schnellader saugt der RS in sieben Minuten Gleichstrom für 100 Kilometer Strecke, an der Wallbox dauert die volle Ladung siebeneinhalb Stunden.

Drei weitere Versionen stehen neben dem RS zur Wahl. Ganz unten 132 kW/180 PS mit Heckantrieb, 62 kWh-Batterie und 416 Kilometern Radius. Der iV 80 bringt, ebenfalls über die Hinterräder, 150 kW/204 PS auf die Straße und schafft mit seinem 82-kWh-Akku die größte Reichweite (544 Kilometer). Dasselbe Modell mit Allrad kommt auf 195 kW/265 PS und 520 Kilometer. Alle jedoch wahren mit Tempo 160 einen Respektabstand zum RS.

Verfügbar in Sachen Assistenz ist so ziemlich alles. Auf Wunsch projiziert sogar ein Head up Display Richtungspfeile virtuell vors Auto. Das ist im Wortsinn großes Kino. Ob das auch für den mit 131 LED beleuchteten Grill namens „Crystal Face“ gilt, muss man mit sich selbst ausmachen. Auf jeden Fall pfiffig: Per „Powerpass“ gibt’s Zugang zu mehr als 260.000 Ladestellen in ganz Europa. Und: Dank neuester Software steigt die maximale Ladeleistung auf 135 kW.

Bei den Preisen hält sich Škoda noch bedeckt. Ausstattungsbereinigt dürften die Coupés aber jeweils 1500 Euro über dem normalen Enyaq liegen. Fest steht bislang nur: Die Tür zum RS öffnet sich ab 48.487 Euro netto. Das ist, auch wenn man die Förderung noch abziehen darf, nicht wenig Geld. Fahrvergnügen aber hatte schon immer seinen Preis. Daran ändert auch ein Akku nichts.

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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Anonymous:

Quelle?
Fantasialand ?

Dark Erebos:

Die bringen ungefähr das gleiche wie die Verbrenner an Gewinn. Einige sogar mehr als ihr Verbrenner Pendant.

Anonymous:

Wäre spannend, wenn alle „Gemischtwarenhersteller“ ihre BEV „Gewinne“ einmal getrennt von den Verbrennern ausweisen würden

– warum das nicht geschieht, darüber lohnt es sich ja eventuell einmal nachzudenken

– oder für ganz Mutige:
in der Aktionärsversammlung einmal nachzufragen

;-)

Time will tell one day

egon_meier:

Was helfen die ganzen tollen Autos von Skoda und VW wenn nicht geliefert werden kann.
Mein Händler hat für den Enyaq keinerlei Quote.
Vielleicht kommen jetzt fürs Coupe ein paar Fahrzeuge aber die Teile fehlen dann wieder für den normalen Enyaq. Nicht umsonst macht der VW-Konzern immer fettere Gewinne, weil der seine knappen Halbleiter und Kabelbäume bevorzugt für die teuren Fahrzeuge einsetzt.

Zum Glück für VW haben die Wettbewerber ähnliche Probleme (und Renault verdient trotzdem kein bzw kaum Geld)

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