Auf Stippvisite hat der Aiways U6 im Oktober 2023 vorbeigeschaut. Aufgrund einer Vielzahl von Terminen und Verpflichtungen war es leider nicht möglich das E-Auto so stark mit Kilometer zu befahren, wie es bei den letzten Testwagen der Fall war. Dennoch konnten genügend Kilometer zurückgelegt werden, um sich ein Bild über den Stromer zu machen.
Vorgefahren ist der Aiways U6, in der Ausstattungsvariante Prime und dem Farbton Canary Yellow. Kombiniert mit einer Innenraumausstattung in Beige, wobei Akzente in Blau und Rotem Leder gesetzt werden. Über weitere Varianten und Wahlmöglichkeiten zu einem späteren Zeitpunkt mehr. Können aber schon einmal festhalten, dass es die wohl auffälligste Kombo derzeit beim Elektro-SUV-Coupé.
Bevor wir in den Test des Elektroautos von Aiways eintauchen sei noch erwähnt, meine Eindrücke sind vollkommen subjektiv und spiegeln demnach nur meine eigene Meinung wider. Ich denke aber, dass die Informationen, Eindrücke und Fotos in diesem Artikel ihren Teil dazu beitragen können, um sich ein erstes Bild des Aiways U6 zu verschaffen.
Wie immer gilt, somit auch bei diesem Test- und Erfahrungsbericht, sollten nach dem Lesen des Test- und Fahrberichts des SUV-Coupés von Aiways von deiner Seite noch Fragen offenstehen, einfach melden und ich versuche diese zu beantworten. Falls du deine Meinung zum U6 mit anderen Leser:innen teilen magst, macht dir gerne die Kommentarfunktion unter dem Review zunutze.
Aiways U6: Nur ein auffälliger Kanarienvogel oder überzeugender SUV?
Später als zunächst geplant hat es der U6 auf die Straßen Europas geschafft. Folgt damit auf den Aiways U5, präsentiert sich aber wesentlich fortschrittlicher und weiterentwickelt, als man es vom Erstlingsstromer der Marke gewohnt war. Großer Pluspunkt. Aber Potential zu Verbesserung gibt es dennoch. Dazu später mehr.
Wie der U5 baut der U6 als SUV-Coupé auf der „More Adaptable Structure“-Plattform auf. Präsentiert sich dabei als reiferes Fahrzeug. Bringt im auffälligen Canary Yellow allerdings ein wenig Leichtigkeit und Jugendlichkeit mit ein. Vergleiche zum Lotus Eletre und Polestar 2, die bei der Betrachtung des Exterieurs aufkommen, lassen sich nicht von der Hand weißen. Es fällt vor allem auf, dass er weniger rund im Auftreten, als andere Vertreter seiner Gattung wirkt und gezielte Designlinien erhalten hat, die das Auftreten ein wenig markanter erscheinen lassen. Gefällt.
Dies spiegelt sich in einem sportliche Look des elektrischen SUV-Coupés wider. Von der Shark Nose Front über die dreiteilige Seitenlinie, das kuppelförmige Panoramadach und bis zum Spoiler an der C-Säule schreit der U6 förmlich nach „Sportlichkeit und Effizienz“. Man könnte nun sicher anmerken, dass ein wenig mehr Understatement zielführend wäre. Aber das entscheidet schlussendlich dann doch der eigene Geschmack. Und ganz ehrlich, wer sein E-Auto in einem solch auffälligen Farbton fährt, dem macht das sportliche, markante Auftreten sicherlich ebenso wenig etwas aus. Im Gegenteil, wahrscheinlich legt man entsprechend Wert darauf.
Kommen wir ein wenig weg von der Optik, die dann doch eher immer ein wenig subjektiver ist. Hin zu den harten Fakten des E-SUV-Coupé von Aiways. Dieses präsentiert sich mit einer Gesamtfahrzeuglänge von 4805 mm, bei einer Breite von 1880 mm sowie eine Höher von 1641 mm. Der Radstand seinerseits wird mit 2800 mm angegeben, was für entsprechende Beinfreiheit im Fond sorgt. Jedoch gilt es hier darauf zu achten, wer vorne Platz nimmt. Sind Fahrer:in oder Beifahrer:in eher größer, wird es dann doch ein wenig eng in der zweiten Reihe. Trotz der abfallenden Dachlinie bleibt über dem Haupt noch etwas Platz. Außer man ist über 1,90 Meter groß. Dann wird es auch hier knapp.
Seine Kraft beim Spurt nach vorn in 7,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h bezieht der Stromer aus einem rein elektrischer Antriebsstrang mit dem 160 kW (218 PS) starken AI-PT-Elektromotor, bei einem maximalen Drehmoment von 315 Nm. Die Permanentmagnet-Synchron-Elektromaschine wurde als Hochdrehzahlmotor ausgelegt und kann bis zu 16.000 Umdrehungen pro Minute drehen. Bei 160 km/h riegelt der E-Motor ab und bremst das E-Auto aus.
Zurückhaltung schaut irgendwie anders aus. Auch auf der Straße?
Man braucht kein Hehl daraus machen, Farben wie ein zartes Mintgrün oder Canary Yellow schreien geradezu nach Aufmerksamkeit. Wieso also nicht auch geben? Denn auch hinsichtlich seiner Fahrleistung überzeugt der Aiways U6. Dies sieht man ihm zunächst nur nicht an. Oder nur, wenn man sich ein wenig damit auskennt.
Denn wie der Hersteller zu verstehen, gibt bringt es der Stromer auf einen Luftwiderstandsbeiwert von nur 0,248, dieser liegt damit in der Spitzengruppe seiner Klasse. So zumindest die Aussage des Herstellers. Was man aber auch als Laie feststellen kann, die geschlossene Haifisch-Front trägt ihren Teil dazu bei, dass der U6 windschnittiger auf der Straße unterwegs ist. Dies ergänzt um die seitlichen Luftleitklingen und den konkaven Karosserie-Einzügen an den Flanken sowie das durchdachte Heckdesign, wird im Verbund am niedrigen Strömungswiderstand gewirkt. Die sanft abfallende Heckklappe und die Abrisskante sorgen für geringe Verwirbelungen und erzeugen bei höheren Geschwindigkeiten sogar aerodynamischen Abtrieb
Dies sorgt in Summe dafür, dass der Aiways U6 gut auf der Straße liegt. Auf dieser überzeugt er dann durch ein sanftes Abrollverhalten. Wobei man festhalten muss, dass die Lenkung durchaus eine Spur direkter sein dürfte. Ein wenig hilft hier die Auswahl des Sportmodus, aber eben auch nur minimal. Da man, begrenzt durch die Höchstgeschwindigkeit, sowieso nicht von A nach B rasen wird, soll dies nicht weiter stören. Bevor wir auf weitere Fahreindrücke eingehen, noch ein paar Worte zum Interieur.
So wirkt das Cockpit im Vergleich zum U5 aufgeräumter und sortierter. Der Innenraum des Aiways U6 begeistert mit Features wie einem der größten Panoramadächer seiner Klasse, einem 14,6-Zoll-Touchscreen mit kabelloser Ladefunktion für Mobiltelefone, intelligentem Ambient Light und einem Schalthebel, den man so noch nicht gesehen hat. Doch aufgepasst, ist man ein wenig größer, kann das Knie an diesem hängen bleiben und während der Fahrt den P-Knopf betätigen. Nicht gänzlich ideal.
Herausfordernd ist zudem der Umgang mit der Steuerung des Stromers. Dabei beziehe ich mich gar nicht auf das Fahren selbst, sondern auf die Software. Einheitlich erscheint hier nichts. Denn neben eigenen Software-Elementen greift man auf Integration des Fahrer:in-Smartphones unter Zuhilfenahme von Apple CarPlay oder AndroidAuto zurück. Hat bei mir leider nur so Semi funktioniert. Trotz Anschluss des Android-Phones über Kabel musste ich mehr als einmal von der Straße fahren, um das Fahrzeug abzuschalten und neu zu koppeln – Android mit und ohne Kabel – um wieder eine Tonausgabe zu erhalten. Noch schlimmer wurde es, wenn ich parallel einen Podcast wiedergegeben habe. Gefühlt ging dann gar nichts mehr.
Nahtloser soll es gehen, wenn man die PUMP-App verwendet. Diese ermöglicht laut Aussage der chinesischen Marke eine optimale Planung der Route und Ladestopps. Dabei profitiert PUMP von der Tatsache, dass in Echtzeit die Fahrzeugdaten ausgelesen und neben der Fahrgeschwindigkeit auch unter anderem die Topografie der Route mit in die berechneten Verbrauchsprognosen einkalkuliert werden. Selbst die Bezahlung des Ladevorgangs kann aus der App heraus erfolgen.Â
Ferner sei der Aiways U6 mit Fahrerassistenzsystemen der neuesten Generation sowie 22 Radar- und Kamerasysteme ausgestattet. Leider kein Garant dafür, dass deswegen auch alles funktioniert. Denn gerade die Assistenzsysteme greifen teils schon hart in die Fahrtvorgänge ein und machen sich nicht nur akustisch bemerkbar. Hier sollte definitiv noch dran gefeilt werden. Was Dank Over-the-Air-Updatefähigkeit auch durchaus möglich sein sollte.
Bereits beim Abschnitt über die Kopplung von meinem Android-Smartphone geschrieben ist es notwendig gewesen, den Stromer in Gänze abzuschalten. Was es damit auf sich hat? An sich reicht es aus, wenn man den Schlüssel in der Tasche behält, dann startet der Aiways U6 von allein. Auch beim späteren Aussteigen reicht es, den Schlüssel mit rauszunehmen. Dann verschließt er sich ebenfalls. Hat bei mir aber dazu geführt, dass er am Morgen, mit einem Abstand von gut 20 Meter Luftlinie zwischen Auto (Parkplatz) und Schlüssel (Wohnung) so reagiert hat, als ob ich direkt neben dranstand. Wodurch er sich geöffnet und entsprechend beleuchtet präsentiert hat. Nicht gänzlich ideal. Wer das verhindern möchte, der muss den U6 über das Touch-Display ausschalten. Hätte man sicherlich auch anders lösen können.
Ebenso die Tatsache, dass man dem U6 ein paar mehr haptische Knöpfe in oder um die Mittelkonsole hätte spendieren können. Hier wurde aus meiner Sicht zu viel Augenmerk auf Touch gelegt. Etwas, was gerade während der Fahrt nicht immer gänzlich ideal ist. Positiv aufgefallen ist mir hingegen die Alternative zum Head-up-Display. Denn statt diesem gab es ein kleines Display hinter dem Lenkrad, welches gerade so die wichtigsten Informationen angezeigt hat. Dies aber äußerst aufgeräumt und übersichtlich.
Reduktion auf das Wesentliche war hier wohl der Ansatz, den man konsequent bei Aiways verfolgt hat. Wie sich das beim Laden und der Reichweite auswirkt, dass betrachten wir nachfolgend.
Reichweite, Verbrauch und Lademöglichkeiten im Blick
In den vorherigen Abschnitten bin ich nun schon auf einige Aspekte des vollelektrischen Fahrens mit dem Aiways U6 eingegangen. Was man anmerken kann, schon zu diesem Zeitpunkt, ist, dass er durchaus zu überzeugen weiß. Jetzt gilt es, dass wir das Thema Laden noch ein wenig genauer unter die Lupe nehmen. Zunächst die Fakten meines Testfahrzeugs.
- Frontradantrieb mit 160 kW, bei max. Drehmoment von 315 Nm
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,0 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h
- 63 kWh-Lithium Ionen-Akku (brutto)
- 60 kWh-Lithium Ionen-Akku (brutto)
- Energieverbrauch auf 100 km (kombiniert) 15,9 kWh/ 100 km
- Reichweite (kombiniert) bis zu 400 km nach WLTP
- 0 g/km CO2-Emissionen, kombiniert
Lange war der U6 leider nicht zu Gast. Daher war es uns nur möglich rund 523 Kilometer auf den digitalen Tacho zu fahren. Dennoch haben wir darauf geachtet, dass sowohl auf Landstraße und innerhalb der Stadt, als auch auf der Autobahn gefahren wurde. Somit ein guter Querschnitt, um ein Gefühl für den Verbrauch im Alltag des E-Autos zu erhalten. Ohne groß darum zu schreiben, 17,6 kWh/ 100 km standen auf der Anzeige. Nicht ganz nah am WLTP-Wert, aber auch nicht allzu weit davon entfernt. Rechnerisch wären damit 341 km im Alltag möglich.
An sich kein Thema, wenn da nur nicht das Laden wäre. Denn hier könnte der Aiways U6 durchaus noch nachlegen. 11 kW-Laden am AC-Lader ist kein Thema. Beim DC-Laden geht es über 92 kW Peakladeleistung nicht hinaus, wobei der Durchschnitt sich eher bei um die 78 kW bewegt. Damit geht es von 10 auf 80 Prozent in gut 34 Minuten.
Aiways U6: Preise & Förderung durch Umweltbonus
Sollten dich die bisherigen Eindrücke des E-SUV-Coupé überzeugt haben, dann ist es nun wohl an der Zeit einen Blick auf die Preise zu werfen. Auch ob die Förderung durch den Umweltbonus für das Elektroauto von Aiways eine Option ist, will ich nicht unbeachtet lassen.
Der Umweltbonus E-Auto erfuhr zum 01. Januar 2023 eine Schärfung. Seit dem konzentriert sich die Förderung für elektrische Fahrzeuge nur noch auf Kraftfahrzeuge, die nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt haben. Dies bedeutet konkret, dass nur noch batterie- und brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge mit dem staatlichen Umweltbonus gefördert werden. Hierdurch reduziert sich die Förderung von E-Autos maßgeblich.
Konkret wird der Kauf von reinen Elektroautos (batterie- oder brennstoffzellenbetrieben) seit Januar 2023, je nach Kaufpreis, mit 3.000 bis 4.500 Euro bezuschusst, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Seit dem 1.9.2023 wurde der Kreis der Antragsberechtigten zudem auf Privatpersonen begrenzt. Für E-Autos über 45.000 Euro Nettolistenpreis entfällt der Umweltbonus ab dem 1. Januar 2024 vollständig. Die Förderung für Plug-in-Hybride lief Ende 2022 aus.
Aiways macht es uns einfach bei der Auflistung der Preise. Denn es gibt nur diese eine Version. 47.588 Euro kostet die einzig verfügbare Ausstattungsvariante. Auch bei Motorisierung und Akkugröße gibt es bekanntermaßen keine Wahlmöglichkeiten. Dies bedeutet, dass man derzeit, abzüglich aller Förderungen bei 41.000 Euro landet.Â
Fazit zum Test des Aiways U6
Gut gemeint ist leider nicht gut gemacht. Fällt mir hier bedauerlicherweise ein. Denn dafür bringt der Aiways U6 zu viele Kinderkrankheiten mit sich und überzeugt auch in puncto Reichweite und Ladegeschwindigkeit nicht im Alltag. Geht einfach besser. Auch für diesen Preis. Aber vor allem war es eben die Software, das Zusammenspiel mit Smartphone (oder auch nicht) sowie die Fahrerassistenzsysteme betrifft. Hoffen hier weiterhin auf ein entsprechendes OTA-Update, welches hilft das Ganze ein wenig zu verbessern.
Schaut man darüber hinweg, fährt sich der Aiways U6 aber durchaus sehr smooth, liegt gut auf der Straße und bietet genügend Platz für Fahrer:in und Beifahrer:in sowie Mitfahrer:innen im Fond. Ein Hingucker ist er natürlich ebenfalls. Mehr als einmal wurde man auf diesen angesprochen. Was auf Rückfrage sowohl an dessen Lackierung, als auch Gesamtdesign lag. Hat man wohl einiges richtig gemacht.Â
Persönliches Highlight war der Gangwahlhebel. Hat man so von anderen E-Autos bisher nicht gesehen. Auch darauf wurden wir mehr als einmal angesprochen. Ist auch recht praktikabel, wenn man sich einmal dran gewöhnt hat. Hattest du bereits die Möglichkeit den Aiways U6 zu fahren? Oder hast du generell eine Meinung zum Stromer der chinesischen Marke, die diesen derzeit nur online über die eigene Webseite vertreibt?
Disclaimer
Der Aiways U6 wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei, für den Zeitraum von einer Woche zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.