Bei der Ladeinfrastruktur für Elektroautos setzte sich im ersten Halbjahr 2024 der rasante Ausbaukurs der letzten Jahre fort: Insgesamt kamen 16.063 öffentliche Ladepunkte neu hinzu, auf insgesamt 134.226 Ladepunkte zum 1.7.2024. Das ist ein Plus von knapp 14 Prozent innerhalb von sechs Monaten, so eine aktuelle Auswertung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
Auch bei der Ladeleistung hat Deutschland demnach ordentlich zugelegt: Diese stieg von 5,4 Gigawatt (GW) im Januar 2024 auf 6,3 GW im Juli dieses Jahres – ein Zuwachs von rund 17 Prozent innerhalb von nur sechs Monaten. Im Vergleichszeitraum 2023 lag der Zubau bei 15.408 Ladepunkten und 0,8 GW. Dabei liegt der Zubau an Ultraschnellladern (HPC) auf einem Rekordhoch von mehr als 3000 Ladepunkten in einem Halbjahr. Damit übertreffe der deutsche Lademarkt die neuen europäischen Mindestziele für die installierte Ladeleistung weiterhin um das Doppelte.
Als problematisch bezeichnet der BDEW die niedrige Belegung der Ladesäulen: Im bundesweiten Durchschnitt waren von den Ladesäulen nur 14,5 Prozent zeitgleich belegt, mit sinkender Tendenz. Die Belegung der Ladesäulen ist regional unterschiedlich und variiert zwischen 3 bis 23 Prozent. Was für die Betreiber aufgrund mangelnder Umsätze tatsächlich auf Dauer problematisch ist, dürfte E-Auto-Fahrer freuen, schließlich sollten sie so kaum Probleme haben, eine freie Ladesäule zu finden.
In der Fläche sei bereits eine hohe Verfügbarkeit insbesondere von Ultraschnellladepunkten gegeben: In 70 Prozent der für das Deutschlandnetz definierten Suchräume wurden bereits auch ohne diese Förderung HPC-Ladestandorte errichtet.
Auf der Fahrzeugseite war auch ohne Umweltbonus im ersten Halbjahr dieses Jahres mit 184.125 neu zugelassenen Elektroautos im Langfristtrend ein Zuwachs zu verzeichnen, der um 17.000 E-Autos über dem ersten Halbjahr 2022 lag. Auch das laufende dritte Quartal 2024 liegt mit bisher 58.000 Einheiten im Juli und August auf dem Niveau von 2022 (61.000). Allerdings wird der durch die das Auslaufen des Umweltbonus für gewerbliche Zulassungen im Juli und August 2023 erreichte Rekordwert von 135.000 E-Autos deutlich verfehlt.
Wie in den Vorjahren liegen die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neuzulassungen 2024 weiter praktisch exakt auf dem Niveau der drei Vorjahre, in denen dieselben CO2-Flottengrenzwerte galten. In 2025 steht die nächste Absenkung der CO2-Flottengrenzwerte 2025 an, was zu einem Ausbau des Angebots an Elektroautos führen dürfte, womit Autohersteller Strafzahlungen an die EU vermeiden können.
Segment kleiner und kompakter E-Autos ist unterrepräsentiert
Auffällig bei den E-Auto-Neuzulassungen ist, dass das Segment von Klein- und Kompaktwagen mit 26 Prozent Marktanteil nur halb so groß ist wie das Segment der SUV und Geländewagen (56 Prozent). Bei den Verbrenner-Pkw liegen diese beiden Segmente dagegen praktisch gleichauf. Bei den batterieelektrischen Autos ist das Segment der Klein- und Kompaktwagen bisher also deutlich unterrepräsentiert.
„Im ersten Halbjahr konnten die Rekordwerte von 2023 sowohl bei der Anzahl als auch bei der Leistung sogar übertroffen werden. Die Branche baut trotz der geringen Belegung ambitioniert weiter aus“, stellt Kerstin Andreae heraus, die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführerin. „Die Unternehmen investieren in den Ausbau von Ladesäulen im Vertrauen auf das Ziel, im Jahr 2030 15 Millionen E-Autos im Markt zu haben und die vorhandenen regulatorischen Rahmenbedingungen, die dafür sorgen, dass dieses auch Ziel erreicht wird“, so Andreae weiter. „Hier brauchen die Unternehmen Verlässlichkeit, denn nur mit mehr Elektroautos auf den Straßen bleibt auch der weitere Ausbau von Ladesäulen ein attraktives Geschäftsmodell.“
Quelle: BDEW – Pressemitteilung vom 23.09.2024