BDEW: „Haben ein Überangebot an Lademöglichkeiten“

Cover Image for BDEW: „Haben ein Überangebot an Lademöglichkeiten“
Copyright ©

shutterstock / 2177925663

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die zweite Ausgabe des BDEW-Elektromobilitätsmonitors (verlinkt als PDF) zeigt die aktuellen Entwicklungen im Elektromobilitätsmarkt im ersten Halbjahr 2023. In diese Ausgabe wurden erstmalig auch Daten aus dem neu entwickelten BDEW-Ladesäulentracker aufgenommen, die Aufschluss über die Auslastung der Ladesäulen geben.

Mit Blick auf das erste Halbjahr 2023 sei erfreulich, dass bei den Neuzulassungen voll batterieelektrischer Fahrzeuge ein neuer Höchstwert gegenüber den Vorjahren erreicht wurde: Insgesamt wurden über 220.000 Elektroautos neu zugelassen. Das ist eine Steigerung von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (167.000 E-Autos). Hier zeigt sich, dass das elektrische Fahren von den Kundinnen und Kunden weiter gut angenommen wird.

Gleichzeitig ist das öffentliche Ladeangebot auch weiter erfolgreich ausgebaut worden: Mit Stand 1. Juli stehen E-Mobilisten 100.838 öffentliche Ladepunkte mit insgesamt 4,5 Gigawatt (GW) installierter Ladeleistung zur Verfügung. Zur Orientierung: Laut EU sind 1,3 kW installierte Ladeleistung pro batterieelektrischem Fahrzeug und 0,8 kW pro Plug-In Hybrid vorgegeben. Für die aktuell auf Deutschlands Straßen fahrenden Elektrofahrzeuge ergibt dies einen Bedarf von 2,23 GW. Damit ist heute in Deutschland schon doppelt so viel Ladeleistung installiert wie nach europäischen Vorgaben gefordert.

Deutlich wird die komfortable Ausstattung mit öffentlichen Lademöglichkeiten in Deutschland auch bei der Belegung des Ladeangebots. Diese wurde nun erstmalig mit dem BDEW-Ladesäulentracker erhoben. Je nach Landkreis liegt die Belegung nur zwischen 3 und maximal 25 Prozent pro 24 Stunden. Im Durchschnitt waren die öffentlichen Ladepunkte nur zu 11,6 Prozent der Zeit belegt. Selbst tagsüber – zwischen 9 und 20 Uhr – lag die durchschnittliche Belegung demnach nie über 20 Prozent.

„E-Autos müssen finanziell attraktiver werden“

Die gute Nachricht ist: Wir haben ein Überangebot an Lademöglichkeiten“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Die Belegung bei den öffentlichen Ladesäulen zwischen 3 und 25 Prozent zeigt klar, dass mehr als genug Ladesäulen bereitstehen. In der Regel sind rund 80 Prozent der Ladepunkte trotz der erfreulich vielen Neuzulassungen frei verfügbar. Hier ist also noch viel Luft nach oben.“ Die niedrige Belegung sei auch Beweis dafür, dass das ursprüngliche Ziel von 1 Million Ladepunkte technisch veraltet ist, da es den technologischen Sprung bei der Ladeleistung nicht einrechnet. Seit 2019 habe sich die Ladeleistung bei Fahrzeugen und Ladesäulen verdreifacht und es können deutlich mehr Fahrzeuge je Ladesäule versorgt werden.

Um es klar zu sagen: Die Ladebranche liefert. Trotz der aktuell noch niedrigen Belegung bauen die Unternehmen das Ladeangebot stetig weiter aus“, so Andreae weiter. „Aus unserer Sicht gibt es jetzt keine Ausreden mehr, warum die Elektromobilität nicht in dem Maße wachsen sollte, wie sie es zur Erreichung der Klimaziele notwendig wäre und industriepolitisch geboten ist. Das muss auch die Politik anerkennen.“ Um das Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 zu erreichen, brauche es jetzt eine 15 Millionen-E-Auto-Strategie, die gezielt auf die Fahrzeugseite ausgerichtet sein sollte. „Schließlich bewerten die Nutzerinnen und Nutzer laut einer BDEW-Umfrage vor allem die hohen Fahrzeug-Preise und die langen Lieferzeiten von E-Fahrzeugen als schwierig. Neben dem starken Angebot an Lademöglichkeiten müssen daher E-Autos finanziell attraktiver werden und in einem Massenmarkt zur Verfügung stehen.“

Quelle: BDEW – Pressemitteilung vom 29.08.2023

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Kona64:

Der Umstand, dass Sie auf Langstrecke mit Verbrenner fahren liegt nicht an den Ladekarten oder Tarifen, sondern an der fehlenden Reichweite eines BEVs. Die Tarifvielfalt zwingt einen auch nicht immer den günstigsten Tarif zu suchen. Mit EnWB kommt man eigentlich immer gut klar. Auf meiner häufigsten Langstrecke von 550km lade ich einmal nach, das sind dann etwa 30kWh. Selbst wenn ein anderer Tarif 10ct billiger wäre, wären das nur 3 Eur. Das ist keine Summe bei der ich auf so einer Fahrt groß nachdenke. Pinkeln kostet ja auch einen Euro.

Kai:

Die Ladebrachte liefert eben nicht. Ich fahre seit ein paar Monaten einen PHEV.
Ladepunkte sind sehen, vor allem im Norden Deutschlands.
Einige Säulen sind defekt bzw. Ist eine Anmeldung aufgrund von Server und Bereichen nicht möglich.
Aufgrund der hohen Kosten und teilweise dreisten Standgebühren ab der ersten Minute wird es schlicht und ergreifend unrentabel gegenüber Benzin oder Heimstrom.
Tarife sind unübersichtlich und zwingen einen dazu 6-7 Anbieter/Apps nutzen zu müssen.
Auch unser Fazit ist das wir mit heimischen Laden inkl. PV günstiger fahren und hierbei ca. 3/4 unserer Strecken elektrisch zurücklegen. Sobald wir uns jedoch in andere Städte oder Regionen begeben sind wir gezwungen hauptsächlich Verbrenner zu fahren.

Norbert Seebach:

Im Wesentlichen stimme ich da zu, nur: die Strompreisbremse ist meines Wissens für Ladesäulenbetreiber nicht ausgesetzt, sondern es ist ihnen von der Politik tatsächlich ins Belieben gestellt, diese in irgendeiner Form an die Endkunden weiterzugeben – oder auch nicht. Auch von der THG-QUOTE profitieren die Ladanbieter satt! Kein Wunder, dass auch immer mehr Mineralölfirmen ins Ladegeschäft einsteigen: da geht das Abzocken ebenso munter weiter wie beim Sprit.

Norbert Seebach:

Es gibt für Hersteller und Ladesäulenbetreiber ein ganz einfaches Rezept, die Auslastung sofort zu steigern: PREISE RUNTER!

Matthias Geiger:

Wann immer ich kann lade ich zuhause mit überwiegend PV-Strom von der eigenen PV-Anlage. Nur so rechnet sich die E-Mobilität. An öffentlichen Ladesäulen bezahlt man bis zu 79 Ct/kWh und die Strompreisbremse ist hier ausgesetzt (FDP lässt grüssen). Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, das ein E-Auto ohne eigene Wallbox keinen Sinn macht. Dies grenzt sehr viele Autofahrer/in aus, insbesondere Mieter/innen. Der Ladestrom an der öffentlichen Ladesäule muss deutlich günstiger als der Haushaltsstrom sein, dann funktioniert das mit der Auslastung.

Hrald:

Es ist richtig, dass es außerhalb der Städte kein Problem ist, eine Ladestation zu finden, insbes. nicht mit einem Tesla. In einer Stadt wie München sieht das allerdings anders aus. Hier findet man abends kaum freie Ladepunkte. Wie sollen die Fahrzeuge mit Laternengarage geladen werden, wenn sie am nächsten Morgen wieder der Außendienstmitarbeiterin oder dem Kundendienstmonteur zur Verfügung stehen müssen. Und die Installation eigener Ladepunkte in den Garagen (wenn man denn einen Garagenplatz hat) scheitern häufig an Verwaltung, Stadtwerken oder Eigentümergemeinschaften …

MuXXe:

Volle Zustimmung. Die Aussagen des BDEW lassen föllig außer Acht, dass der Kunde es aktuell sehr häufig mit lokalen Monopolen zu tun hat und der Preisgestaltung hilflos ausgeliefert ist. Es wäre schön, wenn man an jeder Säule mit dem Anbieter laden könnte den man möchte. Quasi wie beim Hausstrom, mit Netzbetreiber und Stromanbieter, sodass die Ladesäule nichts weiter ist als der Stromzähler.

KaiGo:

So sieht es aus. Bei Preisen von 79ct/kWh an der Ladesäule fährt da halt keiner hin. Dann gibt es auch keine Auslastung.

Steven B.:

Würden die Kosten für das Laden an öffentlichen Ladepunkten günstiger sein, so würde, meines Erachtens, schon Auswirkungen auf den Kauf eines E-Autos haben. Senkt die Kosten pro km Unterhalt und die Käufer greifen zu. Das Laden zuhause muss weiter unterstützt werden, aber auch „Laternenparker“ müssen künftig besser abgeholt werden, um diese Käuferschicht zu erreichen. Ladekosten und Komplexität unter den Betreibern von Ladepunkten machen das Ganze nicht wirklich „sexy“ und schrecken oftmals Kunden ab. Ich selbst lade lieber zuhause, als öffentlich – wegen der Preise. Wenn die Skallierung im öffentlichen Bereich so enorm ist, dann muss doch der Strom günstiger werden als an der heimischen Steckdose… Die Auslastung ist inkongruent zum Preis > fällt der Preis, steigt die Auslastung!

Ähnliche Artikel

Cover Image for Renaults Klassiker R4, R5 und Twingo im E-Zeitalter

Renaults Klassiker R4, R5 und Twingo im E-Zeitalter

Sebastian Henßler  —  

Renault belebt mit R5, R4 und bald dem Twingo Ikonen neu und verbindet Retro-Design, moderne Technik sowie europäische Fertigung zu einer klaren E-Strategie.

Cover Image for Elektrische Ikone: Wie viel G steckt im Mercedes G 580 wirklich?

Elektrische Ikone: Wie viel G steckt im Mercedes G 580 wirklich?

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 587 PS, 3,1 Tonnen: Der G 580 mit EQ-Technologie beeindruckt und irritiert zugleich – Mythos trifft hier auf Moderne. Wir sind ihn gefahren.

Cover Image for Diese 7 E-Autos mit mehr als fünf Plätzen sind gut für Reisen

Diese 7 E-Autos mit mehr als fünf Plätzen sind gut für Reisen

Daniel Krenzer  —  

Mit Kind und Kegel in den Urlaub, auch das ist mit Elektroautos inzwischen entspannt möglich. Wir haben ermittelt, welche Modelle sich besonders gut eignen.

Cover Image for Exklusiv: Opel kippt strikte Elektroauto-Vorgabe für 2028

Exklusiv: Opel kippt strikte Elektroauto-Vorgabe für 2028

Henning Krogh  —  

Exklusive Bestätigung: Opel prüft seine E-Mobilitätspläne. Statt reinem E-Portfolio ab 2028 bleibt Raum für Verbrenner und Hybride bis ins nächste Jahrzehnt.

Cover Image for USA-Autozölle: Einigung ja, Entlastung noch nicht

USA-Autozölle: Einigung ja, Entlastung noch nicht

Sebastian Henßler  —  

USA und EU einigen sich im Zollstreit, doch für Europas Autoindustrie bleibt vorerst alles beim Alten – 27,5 Prozent Abgaben gelten weiterhin unverändert.

Cover Image for ADAC: Mehrheit überzeugt vom Fahren mit Elektroautos

ADAC: Mehrheit überzeugt vom Fahren mit Elektroautos

Sebastian Henßler  —  

Größere Modellauswahl und bessere Akkus gelten laut ADAC-Umfrage als wichtigste Gründe für das wachsende Interesse an Elektroautos in Deutschland.