Endlich zu Hause laden: Unser Weg zur eigenen Wallbox

Endlich zu Hause laden: Unser Weg zur eigenen Wallbox
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Elektroauto-News

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 19 min

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Wer elektrisch fährt, kennt den Unterschied zwischen „irgendwo laden“ und „zu Hause laden“. Im Alltag ist das nicht nur eine Komfortfrage, sondern oft eine organisatorische und finanzielle. Das Laden an öffentlichen Stationen erfordert Planung, Zeitfenster und mitunter Geduld – insbesondere dann, wenn das Elektroauto nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern Arbeitsgerät ist. Der Umzug ins Eigenheim kann deshalb, wie in unserem Fall, zum lang ersehnten Wendepunkt werden: Plötzlich wird private Ladeinfrastruktur möglich. Gleichzeitig zeigt sich schnell, dass sie kein Projekt ist, das sich mit einem Klick erledigen lässt wie ein Einkauf im Internet, sondern ein gewisses Maß an Planung, Abstimmung und Entscheidungen verlangt.

Davon kann ich nun auch aus eigener Erfahrung berichten. Ich fahre seit 2016 rein elektrisch und teste im Rahmen meiner Arbeit für Elektroauto-News regelmäßig sehr unterschiedliche Fahrzeuge – vom kompakten Elektro-Kleinwagen bis hin zu großen und schweren Modellen mit entsprechendem Energiebedarf. Mit jedem Fahrzeugwechsel ändern sich Reichweite, Ladeverhalten und Anforderungen an die Infrastruktur. Eines bleibt jedoch konstant: Jedes dieser Autos muss zuverlässig geladen werden, oft kurzfristig, manchmal unter Zeitdruck und nicht selten mit Blick auf die nächste Ausfahrt. Aber wenn wir ganz ehrlich sind: meist hat man länger Zeit, als man denkt.

Bis zum November war das für mich ausschließlich über öffentliche Ladeinfrastruktur möglich. Über längere Zeit bedeutete das konkret: Laden an einem 50-kW-Schnelllader hinter einer Aral-Tankstelle – verbunden mit jeweils rund 20 Minuten Fußweg pro Richtung. Später kam ein 11-kW-Ladepunkt in Rathausnähe hinzu, nur wenige Minuten zu Fuß entfernt, dafür aber mit Blockiergebühr nach vier Stunden. Das Laden war damit zwar planbar, aber nie beiläufig. Es war stets ein eigener Termin im Tagesablauf, verbunden mit Wegen, Zeitfenstern und der Frage, ob der Ladepunkt bei Ankunft tatsächlich noch frei ist.

Im vergangenen September haben wir unser Eigenheim bezogen. Mit eigenem Stellplatz – aber zunächst noch ohne Ladeinfrastruktur. Der entscheidende Unterschied lag dennoch auf der Hand: Erstmals bestand nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch die Möglichkeit, das Thema selbst anzugehen. Die Umsetzung dauerte noch einige Wochen, und genau darüber möchte ich berichten: wie ich die Planung Schritt für Schritt angegangen bin – von der Stromverlegung über den Zählertausch und die Installation von Messtechnik bis hin zur Entscheidung für eine Wallbox. Einschließlich der klaren Rückmeldung des örtlichen Netzbetreibers, dass am Standort lediglich 11 kW zulässig sind, obwohl zunächst auch 22 kW im Raum standen. Diese Ausgangslage prägte viele Entscheidungen – und macht deutlich, warum private Ladeinfrastruktur mehr ist als nur ein Gerät an der Wand.

Warum private Ladeinfrastruktur mehr als ein Gerät an der Wand ist

Eine Wallbox wirkt auf den ersten Blick wie ein einzelnes Produkt: kaufen, montieren, laden. In der Praxis ist sie jedoch nur das sichtbare Ende einer Kette von Entscheidungen. Der eigentliche Kern ist ein Zusammenspiel aus elektrischer Infrastruktur, Schutztechnik, Mess- und Steuerlogik sowie den Prozessen rund um Netzbetreiber und Messstellenbetrieb.

Spätestens wenn weitere Verbraucher wie Wärmepumpe, Photovoltaik oder perspektivisch dynamische Stromtarife hinzukommen, wird aus „Wallbox installieren“ ein Energieprojekt. Genau deshalb lohnt es sich, nicht beim Gerät zu beginnen, sondern beim System.

Schritt 1: Stellplatz, Kabelführung, Alltag – bevor über kW gesprochen wird

Bevor technische Datenblätter oder Leistungswerte diskutiert werden, lohnt ein nüchterner Blick auf den konkreten Ort. Wo steht das Auto während des Ladens? Garage, Carport, Einfahrt oder Außenstellplatz – jede Variante verändert die Anforderungen an Witterungsschutz, Kabelführung, Montagehöhe und Zugänglichkeit. Genau diese Fragen habe ich mir zu Beginn gestellt, weil sie im Alltag oft entscheidender sind als die reine Ladeleistung.

Konkret ging es dabei um praktische Punkte:

  • Welche Distanz liegt zwischen Zählerschrank beziehungsweise Hauptverteilung und dem geplanten Montageort?
  • Wie kann die Leitung geführt werden – über Wanddurchbrüche, Kellerdecke, Erdverlegung oder vorhandene Leerrohre?
  • Wo befindet sich der Ladeanschluss am Auto, und passt die Kabelreichweite ohne Verrenkungen oder Umparken?
  • Soll der Ladepunkt gegen unbefugte Nutzung abgesichert werden, etwa über eine Zugangskontrolle?
  • Und nicht zuletzt: Gibt es mittelfristig einen zweiten Stellplatz oder ein weiteres E-Auto, das mitgedacht werden sollte?

In der Praxis entscheiden die Antworten auf diese Fragen darüber, ob ein Projekt später „wie aus einem Guss“ wirkt oder im Betrieb dauerhaft kleine Ärgernisse verursacht. Zu kurze Kabel, ungünstige Montagepositionen, Stolperstellen oder Leitungstrassen, die bei späteren Erweiterungen erneut aufgestemmt werden müssen, sind typische Folgen unzureichender Vorplanung. In meinem Fall war ich dankbar für die Unterstützung meines Elektrikers und den Austausch mit anderen erfahrenen E-Mobilisten – gerade weil es oft die vermeintlichen Kleinigkeiten sind, die einen großen Unterschied machen.

Für die Stromführung muss zunächst gebuddelt werden

Ein Beispiel dafür ist die Wahl der Kabellänge. Bei der umgesetzten Ladelösung war eine Bandbreite von 2,5 bis 7,5 Metern möglich. Da das Ladekabel fest an der Wallbox angeschlagen ist, und regelmäßig unterschiedliche Fahrzeuge geladen werden, hat sich die Entscheidung für etwas mehr Länge schnell als ausgesprochen alltagstauglich erwiesen. Lieber ein wenig Reserve als täglich improvisieren zu müssen. Auch die Zugangskontrolle per RFID war weniger ein Komfortmerkmal, vielmehr eine pragmatische Entscheidung, um privates und berufliches Laden sauber zu trennen.

Spätestens an diesem Punkt rückt jedoch ein Faktor in den Fokus, der nicht verhandelbar ist: der Hausanschluss. Er definiert, welche Dauerlast genutzt werden kann. Eine Wallbox ist keine kurzfristige Spitzenlast wie ein Wasserkocher, sondern zieht über mehrere Stunden hinweg mehrere Kilowatt an Strom. Entsprechend wird früh relevant, welche Anschlussleistung zur Verfügung steht, welche weiteren großen Verbraucher parallel laufen – etwa Wärmepumpe, Durchlauferhitzer oder Elektroherd – und wie wahrscheinlich es ist, dass künftig ein weiteres E-Auto hinzukommt.

Selbst wenn eine Wallbox technisch 22 kW leisten könnte, bleibt die entscheidende Frage, ob das Netz vor Ort diese Leistung erlaubt und verkraftet. In meinem Fall fiel die Rückmeldung des örtlichen Energieversorgers eindeutig aus: Am Standort sind lediglich 11 kW zulässig. Damit wurde schnell klar, dass die Ladeleistung keine reine Komfortentscheidung ist, sondern eine Frage der Netz- und Anschlussrealität.

Zur Einordnung: Wallboxen mit 11 kW sind meldepflichtig, während 22-kW-Ladepunkte in der Regel genehmigungspflichtig sind – ein Unterschied, der zeigt, wie eng die Ladeleistung mit den Vorgaben des Netzes verknüpft ist. Eine Erfahrung, die viele Eigenheimbesitzer machen und die frühzeitig in die Planung einfließen sollte.

Abdichten das A und O, wenn man Nässe aus dem Haus halten möchte – Brunnenschaum heißt das Zaubermittel

Eng mit dem Hausanschluss verbunden ist der Zählerschrank – jener Ort, an dem Zukunft scheitern oder gelingen kann. Die Einschätzung unseres Elektrikers war klar: Eine Wallbox kann durchaus an fehlendem Platz oder fehlender Struktur im Zählerschrank scheitern. Zusätzliche Zähler, ein Smart-Meter-Gateway, Schnittstellen für netzdienliche Steuerung oder schlicht Reserveplätze für Sicherungen und Schutzgeräte benötigen Raum. Wer hier „auf Kante“ plant, zahlt später oft doppelt – nicht wegen der Wallbox selbst, sondern wegen notwendiger Umbauten im Kern der Anlage.

Realistisch betrachtet beginnt jedoch nicht jedes Projekt auf einer leeren grünen Wiese. Auch bei uns war das der Fall. Umso wichtiger war die frühzeitige Klärung, ob ausreichend Platz für ein Smart Meter und die Anbindung der Wallbox vorhanden ist. In unserem Fall ließ sich die notwendige Technik integrieren. Wäre das nicht möglich gewesen, hätte nur eine Erweiterung des Gesamtsystems geholfen – mit entsprechend höheren Kosten. Genau deshalb gehört diese Bestandsaufnahme an den Anfang jeder Planung.

Schritt 2: Stromverlegung und Schutzkonzept – die unsichtbare Hauptarbeit für eine Wallbox

Während der eigentlichen Installationsphase wird schnell deutlich, wo der größte Teil der Arbeit steckt: nicht an der Wallbox selbst, sondern in der Infrastruktur zwischen Hauptverteilung und Ladepunkt. Eine Wallbox ist eine Dauerlast, die über Stunden hohe Ströme zieht – deutlich anders als klassische Haushaltsverbraucher. Entsprechend braucht es einen eigenen Stromkreis, eine korrekt dimensionierte Zuleitung und ein Schutzkonzept, das speziell auf das Laden von Elektroautos ausgelegt ist.

Die Leitungsführung spielt dabei eine zentrale Rolle und ist einer der größten Kosten- und Qualitätshebel der gesamten Installation. Kabellänge und Verlegeart – etwa durch Wände, Kellerdecken, Leerrohre oder Erdreich – bestimmen nicht nur den Installationsaufwand, sondern auch die spätere Erweiterbarkeit. Ebenso entscheidend ist der gewählte Leitungsquerschnitt. Er sollte nicht nur für die aktuelle Ladeleistung ausgelegt sein, sondern bewusst eine gewisse Reserve mitbringen, etwa für einen zweiten Ladepunkt oder die spätere Einbindung einer Photovoltaikanlage. Ergänzend dazu gewinnen Datenleitungen zunehmend an Bedeutung, etwa für Energiemanagement, Steuerung oder lokale Kommunikation zwischen Wallbox, Zähler und weiteren Systemen.

Falsch verkabelt und schon funktioniert es nicht.

Ein wichtiger Grundsatz lautet dabei: Eine Wallbox lässt sich austauschen, eine zu knapp dimensionierte oder ungünstig verlegte Leitung hingegen kaum – zumindest nicht ohne erneute Baustelle, sollte man kein Leerrohr gezogen haben. Entsprechend lohnt es sich, an dieser Stelle nicht auf Minimalmaß zu planen. Genau hier trennt sich oft eine kurzfristig funktionierende Lösung von einer langfristig tragfähigen.

Untrennbar mit der Leitungsführung verbunden ist das Schutzkonzept. Laden ist eine sicherheitsrelevante Dauerlast, zusätzlich zu den bestehenden Verbrauchern im Haus. Entsprechend reicht klassische Haushaltslogik nicht aus. Erforderlich sind ein passender Fehlerstromschutz für Ladeeinrichtungen – je nach Wallbox integriert oder extern –, sauber ausgelegte Leitungsschutzschalter sowie ein Überspannungsschutz, der empfindliche Elektronik vor transienten Ereignissen schützt. Ebenso wichtig ist die klare Trennung und Selektivität der Schutzorgane, damit im Fehlerfall nicht im gesamten Haus der Strom ausfällt. Diese Aspekte bleiben im Alltag unsichtbar, sind aber entscheidend für einen sicheren und stabilen Betrieb.

Ein häufiger Denkfehler lautet an dieser Stelle: „Es ist doch nur eine Steckdose mehr.“ Genau das ist es nicht. Die Installation ist nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch haftungs- und versicherungsrelevant. Sie gehört deshalb zwingend in die Hände eines Elektrofachbetriebs, der die Anlage prüft, dokumentiert und den Kontakt mit dem Netzbetreiber übernimmt. Dazu zählen auch scheinbar banale, aber wichtige Details – etwa die fachgerechte Abdichtung von Kernbohrungen durch die Hauswand. Wer hier schludert, riskiert langfristig Feuchtigkeitsschäden, deren Behebung an Aufwand und Kosten in keinem Verhältnis zur Ladeinfrastruktur steht.

So kann dann auch geladen werden

Hinzu kommt, dass private Ladeinfrastruktur immer auch ein Teil des öffentlichen Stromnetzes ist. Eine Wallbox muss gemeldet und je nach Leistung genehmigt werden. Darüber hinaus gelten Vorgaben zur maximalen Ladeleistung, zur netzdienlichen Steuerbarkeit und teilweise zu zusätzlicher Mess- oder Steuertechnik. In der Praxis sind daher mehrere Akteure beteiligt: Elektrofachbetrieb, Netzbetreiber und Messstellenbetreiber. Verzögerungen entstehen dabei meist nicht aus Unwillen, sondern aus Abstimmungsprozessen, Terminlogik und technischen Abhängigkeiten – ein Aspekt, der in der Zeitplanung berücksichtigt werden sollte.

Parallel verändert die zunehmende digitale Messtechnik den Charakter des Ladens grundlegend. Mit Smart Meter, dynamischen Stromtarifen oder perspektivisch PV-Überschussladen geht es nicht mehr nur um „Strom an oder aus“, sondern um Daten, Zeitfenster und Steuerung. Verbrauch, Erzeugung und Preis werden intelligent miteinander verknüpft und aufeinander abgestimmt, die Ladevorgänge lassen sich dafür automatisiert verschieben oder anpassen. Die Wallbox wird damit Teil eines steuerbaren Energiesystems – nicht nur als ein zusätzlicher Verbraucher, sondern als ein aktiver Baustein im Zusammenspiel von Netz, Haus und eigener Erzeugung. Das Thema Smart Meter selbst verdient dabei eine eigene Betrachtung und wird an anderer Stelle noch vertieft.

Schritt 3: Warum 11 kW im Alltag meist völlig ausreichen

Nach allen technischen, baulichen und organisatorischen Fragen lohnt auch ein Blick zurück auf das, worum es im Kern geht: den Alltag mit dem Elektroauto. Das Thema Ladeleistung wird oft abstrakt diskutiert, dabei entscheidet am Ende nicht die maximale Kilowattzahl, sondern das Nutzungsprofil. Und das sieht in den meisten Haushalten deutlich entspannter aus, als viele es vielleicht vermuten.

Denn im Alltag kommen Elektroautos selten mit leerem Akku nach Hause. Geladen wird dann also nicht von null auf 100, sondern, meist auch über Nacht, von einem Reststand auf „bereit für den nächsten Tag“. Und dafür reichen 11 kW vollkommen. Über mehrere Stunden lassen sich selbst größere Batterien problemlos aufladen, ohne dass der Ladevorgang bewusst geplant oder überwacht werden muss. Das Auto steht ohnehin, die Zeit arbeitet für den Fahrer.

Alfen Eve Single Pro-line DE in ihrem Karton

Hinzu kommt, dass viele Elektroautos beim AC-Laden gar nicht mehr als 11 kW nutzen können. In diesen Fällen bringt eine höhere Ladeleistung keinen Zeitvorteil. Selbst bei Fahrzeugen, die technisch 22 kW unterstützen, schrumpft der praktische Nutzen im Alltag deutlich. Wer abends ankommt und morgens wieder losfährt, merkt keinen Unterschied – wohl aber bei Kosten, Installationsaufwand und Komplexität der Infrastruktur.

Gerade bei regelmäßigem Laden zu Hause zeigt sich zudem ein weiterer Aspekt: Die Ladeleistung ist selten der Engpass. Entscheidend ist vielmehr, dass zuverlässig geladen werden kann – ohne Spitzenlasten im Haus zu erzeugen, ohne Abhängigkeit von Zeitfenstern und ohne zusätzliche Aufmerksamkeit. 11 kW ermöglichen genau das: einen kontinuierlichen, planbaren Ladevorgang, der sich unauffällig in den Alltag integriert.

Aus eigener Erfahrung lässt sich das bestätigen – auch bei häufig wechselnden Testfahrzeugen mit sehr unterschiedlichen Batteriegrößen. Lädt das Auto über Nacht, ist der Akku am nächsten Morgen einsatzbereit. Der theoretische Vorteil höherer Ladeleistungen verliert damit im Alltag an Bedeutung. Entscheidend ist nicht, wie schnell ein Akku vollgeladen werden könnte, sondern dass er zuverlässig geladen wird, ohne den Tagesablauf zu dominieren.

Schritt 4: Wie ist das eigentlich mit Dienstwagenstrom? Ab 2026 wird’s komplizierter

Ein Thema, das mit Blick auf das kommende Jahr deutlich an Bedeutung gewinnt, ist die Abrechnung von zu Hause geladenem Dienstwagenstrom. Mich betrifft das unmittelbar, doch die Fragestellung reicht weit über den individuellen Fall hinaus. Was lange Zeit über Pauschalen pragmatisch gelöst wurde, wird künftig stärker an nachweisbare Verbrauchsdaten gekoppelt. Ab 2026 zählen nicht mehr grobe Annahmen, sondern messbare Realität. Damit verändern sich die Anforderungen an Mess-, Trenn- und Dokumentationsfähigkeit grundlegend – unabhängig davon, ob die private Ladeinfrastruktur ursprünglich aus Komfortgründen oder aus beruflicher Notwendigkeit entstanden ist.

Für die Praxis bedeutet das eine Reihe konkreter Konsequenzen. Ladevorgänge müssen nachvollziehbar in Kilowattstunden erfasst werden, dienstliche und private Nutzung sauber trennbar sein und Ladeprotokolle in einer Form vorliegen, die sich für Abrechnung und Archivierung eignet. Kommt ein variabler Stromtarif hinzu, steigt die Komplexität weiter: Preise schwanken zeitlich, weshalb klare Regeln notwendig werden, wie Stromkosten angesetzt oder über Zeiträume gemittelt werden. Die Abrechnung wird damit nicht unmöglich, aber deutlich anspruchsvoller als bislang.

RFID-Chips, um private von beruflichen Ladevorgängen zu trennen

In diesem Zusammenhang taucht zwangsläufig eine Debatte auf, die im Wallbox-Umfeld häufig geführt wird: MID oder Eichrecht. Für viele Eigenheime ist dabei weniger entscheidend, welches Schlagwort verwendet wird, sondern wofür die Messung konkret genutzt wird. Beim reinen Eigenverbrauch stehen Transparenz und Systemsteuerung im Vordergrund. Sobald jedoch Stromkosten gegenüber Dritten abgerechnet werden – etwa gegenüber dem Arbeitgeber im Rahmen einer Dienstwagenregelung – steigen die Anforderungen an Nachvollziehbarkeit und Akzeptanz der Daten deutlich. Entscheidend ist letztlich nicht das Label des Zählers, sondern ob die erhobenen Daten in der jeweiligen Abrechnungskette anerkannt werden.

Das heißt nicht, dass jede private Wallbox zwingend eine eichrechtskonforme Messstelle sein muss. Es heißt aber, dass die Auswahl der Komponenten stärker danach beurteilt werden sollte, ob Daten sauber erhoben, getrennt und exportiert werden können. Wer heute installiert, sollte 2026 als festen Zeithorizont mitdenken – insbesondere dann, wenn ein Dienstwagen vorhanden ist oder perspektivisch dazukommen kann.

So einfach geht’s

Vor diesem Hintergrund war für mich früh klar, dass die Wahl des richtigen Partners nicht an der Wallbox enden darf. Mit Citywatt habe ich mich für einen Anbieter entschieden, der die künftigen Anforderungen an Dienstwagenstrom systemisch mitdenkt. Ausschlaggebend war weniger ein einzelnes Produkt als vielmehr der Ansatz, Ladevorgänge sauber zu erfassen, private und dienstliche Nutzung klar zu trennen und die relevanten Daten strukturiert für Abrechnung und Dokumentation aufzubereiten.

Damit ist die Lösung nicht nur auf den heutigen Bedarf ausgelegt, sondern bereits auf das vorbereitet, was ab 2026 regulatorisch relevant wird. Für mich war das ein entscheidender Punkt – denn wer private Ladeinfrastruktur installiert, sollte sie nicht nur technisch, sondern auch abrechnungstechnisch zukunftsfähig aufsetzen. Gerade dann, wenn Elektromobilität Teil des beruflichen Alltags ist oder perspektivisch werden soll.

Was kostet eine Wallbox-Installation realistisch?

Neben Technik, Prozessen und Zukunftsfragen spielt am Ende natürlich auch das Thema Kosten eine Rolle. Gerade hier kursieren viele pauschale Aussagen – von „unter 500 Euro erledigt“ bis „mehrere tausend Euro zwingend“. Die Realität liegt, wie so oft, dazwischen und hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab.

In meinem Fall setzte sich das Projekt aus zwei klar trennbaren Kostenblöcken zusammen: der Wallbox selbst und der elektrischen Installation. Zum Einsatz kam eine Alfen Eve Single Pro-line DE, eine Wallbox, die technisch bewusst über das heutige Minimum hinausgeht. Sie unterstützt Ladeleistungen bis 22 kW, verfügt über ein fest angeschlagenes Typ-2-Ladekabel, RFID-Zugangskontrolle, OCPP-Schnittstelle sowie einen mess- und eichrechtskonformen MID-Zähler. Damit ist sie nicht nur für den privaten Betrieb geeignet, sondern auch für Szenarien mit Dienstwagenabrechnung oder Backend-Anbindung vorbereitet. Je nach Händler und Ausstattung liegt diese Wallbox aktuell bei etwa 1490 bis 1890 Euro inklusive Mehrwertsteuer, zuzüglich Versand.

Bis die Wallbox betriebsbereit ist, vergeht ein wenig Zeit und Geld muss investiert werden.

Hinzu kamen die Kosten für die eigentliche Installation durch den Elektrofachbetrieb. Diese beliefen sich in unserem Fall auf rund 1100 Euro. Enthalten waren unter anderem die Verlegung der Zuleitung zur Wallbox, eine zusätzliche Steuerleitung, ein LAN-Kabel für die Datenanbindung, Kabelkanäle, die fachgerechte Abdichtung der Wanddurchführung sowie die notwendigen Schutzkomponenten im Verteiler – konkret ein separater Leitungsschutzschalter und ein Fehlerstromschutzschalter. Auch die Montage der Wallbox-Halterung und die saubere Einbindung in die bestehende Hausinstallation waren Teil der Arbeiten.

In Summe ergibt sich damit ein Gesamtbetrag von rund 2600 bis 3000 Euro, wohlgemerkt unter meinen Gegebenheiten – kann von zu Fall anders aussehen. Das ist kein Schnäppchen, aber auch kein Ausreißer nach oben. Wichtig ist, was man dafür erhält: eine normgerechte, dokumentierte Installation, eine zukunftsfähige Wallbox und die Sicherheit, dass Schutzkonzept, Leitungsdimensionierung und Netzbetreiberanforderungen sauber umgesetzt sind.

Wichtig ist dabei auch die Einordnung: Ein erheblicher Teil dieser Kosten entsteht unabhängig davon, ob heute 11 oder theoretisch 22 kW geladen werden. Zuleitung, Schutztechnik, Kernbohrung und Arbeitszeit fallen so oder so an. Wer hier versucht zu sparen, spart oft an der falschen Stelle – und zahlt später im Zweifel doppelt, etwa bei Nachrüstungen, Erweiterungen oder neuen regulatorischen Anforderungen. In diesem Kontext sind die Installationskosten weniger als einmalige Ausgabe zu verstehen, sondern als Investition in eine Infrastruktur, die über viele Jahre genutzt und weiterentwickelt werden kann.

Was kostet das Laden eines E-Autos im Alltag?

Neben den einmaligen Kosten für die Ladeinfrastruktur stellt sich im Alltag vor allem eine Frage: Was kostet das Laden eines Elektroautos tatsächlich – und wie unterscheidet sich das je nach Ladeort? Die Antwort fällt eindeutig aus, hängt aber stark davon ab, ob überwiegend zu Hause oder regelmäßig öffentlich geladen wird.

Der durchschnittliche Stromverbrauch aktueller Elektroautos liegt bei rund 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Bei einem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis von 35,66 Cent pro kWh im Jahr 2024 ergeben sich daraus 7,13 Euro pro 100 Kilometer. Hochgerechnet auf eine jährliche Fahrleistung von 12.000 Kilometern liegen die Stromkosten damit bei rund 856 Euro. Voraussetzung dafür ist, dass der Großteil der Ladevorgänge zu Hause erfolgt – idealerweise nachts oder zu festen, planbaren Zeiten.

Was kostet so ein Ladevorgang eigentlich?

Deutlich teurer wird es, wenn regelmäßig auf öffentliche Ladeinfrastruktur zurückgegriffen wird. Für das Laden mit Wechselstrom an öffentlichen AC-Ladepunkten lag der durchschnittliche Preis 2024 bei 54,25 Cent pro kWh, was Kosten von 10,85 Euro pro 100 Kilometer entspricht. Bei Schnellladestationen mit Gleichstrom stieg der Preis sogar auf durchschnittlich 64,44 Cent pro kWh, also 12,89 Euro pro 100 Kilometer. Auf 12.000 Kilometer gerechnet ergeben sich daraus jährliche Stromkosten von etwa 1302 Euro bei AC-Ladung beziehungsweise 1547 Euro bei überwiegender DC-Schnellladung.

Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Benziner verbraucht rund 7,7 Liter auf 100 Kilometer. Bei einem mittleren Benzinpreis von 1,739 Euro pro Liter lagen die Kraftstoffkosten 2024 bei 13,39 Euro pro 100 Kilometer beziehungsweise 1607 Euro pro Jahr bei 12.000 Kilometern. Ein Diesel-Pkw mit einem Durchschnittsverbrauch von 7 Litern pro 100 Kilometer verursachte bei einem Preis von 1,649 Euro pro Liter Kosten von 11,54 Euro pro 100 Kilometer, was sich auf 1385 Euro jährlich summiert.

Die Zahlen zeigen klar: Das wirtschaftliche Potenzial des Elektroautos entfaltet sich vor allem dann, wenn überwiegend zu Hause geladen wird. Der Kostenvorteil gegenüber Verbrennern schrumpft oder verschwindet teilweise, sobald das Laden dauerhaft auf öffentliche Infrastruktur verlagert wird – insbesondere auf Schnellladestationen. Genau hier wird deutlich, warum eine eigene Wallbox nicht nur Komfort bringt, sondern auch einen messbaren Einfluss auf die laufenden Betriebskosten hat. Sie macht Laden kalkulierbar, verringert Abhängigkeiten und verschiebt einen großen Teil der Energiekosten zurück auf das eigene Stromkonto.

Zukunft der heimischen Ladeinfrastruktur – ein Ausblick

Themen wie Smart Meter, Photovoltaik, dynamische Stromtarife oder perspektivisch auch bidirektionales Laden verändern die Anforderungen an private Ladeinfrastruktur deutlich. Wer heute installiert, trifft Entscheidungen, die nicht nur den aktuellen Alltag betreffen, sondern die nächsten Jahre prägen. Die Wallbox wird zunehmend Teil eines Energiesystems – und damit auch Teil strategischer Überlegungen, nicht nur einer einzelnen Anschaffung.

Gerade das Thema Smart Meter zeigt, wie stark sich der Charakter des Ladens verändert. Ein Elektroauto erhöht den Stromverbrauch spürbar, gleichzeitig ermöglichen intelligente Messsysteme erstmals eine zeitlich aufgelöste Betrachtung von Verbrauch, Kosten und Lastverläufen. Damit entstehen neue Spielräume – etwa für dynamische Tarife, für eine gezielte Steuerung von Ladevorgängen oder für die Integration weiterer steuerbarer Verbraucher. Laden wird damit weniger eine Frage des Steckens, sondern eine Frage des Timings.

Kann die eigentlich nur laden oder geht da noch mehr?

In der Praxis zeigt sich allerdings: Der Weg dorthin ist nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch anspruchsvoll. Zählertausch, Terminabstimmungen, die Einbindung von Netzbetreiber, Messstellenbetreiber und Elektrofachbetrieb gehören dazu und sollten als fester Bestandteil der Planung verstanden werden. Wer Ladeinfrastruktur installiert, plant damit immer auch Prozesse – nicht nur Hardware. Auf einzelne Aspekte, insbesondere rund um Smart Meter, wird an anderer Stelle noch vertieft eingegangen.

Hinzu kommt die zunehmende Verzahnung mit eigener Stromerzeugung. Photovoltaik, Speicher, Wärmepumpe und Wallbox konkurrieren um verfügbare Energie und erfordern klare Prioritäten. Überschussladen klingt einfach, ist in der Umsetzung jedoch Systemarbeit: Mindestladeleistungen der Fahrzeuge, Phasenlogik und die Kommunikationsfähigkeit der beteiligten Komponenten entscheiden darüber, ob es im Alltag stabil funktioniert oder nicht. Wer diese Zusammenhänge früh mitdenkt und zumindest infrastrukturell vorbereitet, schafft die Grundlage dafür, Ladeinfrastruktur nicht nur sicher, sondern auch flexibel und effizient weiterzuentwickeln.

Achtung, Mythos: Schuko als Dauerlösung

Zum Schluss noch ein Punkt, der in fast jedem Gespräch auftauchte – und den ich nicht unkommentiert stehen lassen will. Im Zuge der Recherche und vieler Gespräche tauchte ein Rat immer wieder auf: Für den Anfang reiche doch auch eine normale Haushaltssteckdose, eine Schuko-Lösung sei eine pragmatische Übergangslösung. Technisch ist das nicht falsch – ein Elektroauto lässt sich auch auf diese Weise laden. Als dauerhafte Lösung ist dieser Ansatz jedoch problematisch, sobald das Laden regelmäßig und über viele Stunden erfolgt.

Denn Haushaltssteckdosen sind nicht für hohe Dauerströme ausgelegt. Das Alter der Installation, die Qualität der Kontaktstellen und Umgebungsbedingungen wie Feuchtigkeit in Garage oder Carport beeinflussen maßgeblich, wie zuverlässig und sicher sie unter Last arbeiten. Erhöhte Übergangswiderstände führen dabei zu Wärmeentwicklung – ein Risiko, das sich nicht immer sofort zeigt und im Alltag oft unterschätzt wird.

Gerade darin liegt die eigentliche Gefahr: Die Problematik entsteht schleichend. Wärme beschleunigt Alterung und Korrosion der Kontakte, was den Übergangswiderstand weiter erhöht – ein sich selbst verstärkender Effekt. Wer dennoch temporär über eine Steckdose lädt, sollte die Installation genau kennen, die Ladeleistung bewusst herunterfahren und den Ladevorgang nicht als unbeaufsichtigten Dauerzustand etablieren. Als dauerhafte Lösung ist Schuko jedoch nicht geeignet. Eine Wallbox ist für kontinuierliche Lasten konstruiert, überwacht den Ladevorgang aktiv und erfüllt genau den Zweck, den eine Haushaltssteckdose nie hatte: sicheres, dauerhaftes Laden im Alltag.


Quellen: Vattenfall – So rechnen Sie das Laden des Firmenwagens zu Hause ab / Bundesnetzagentur – Dy­na­mi­sche Strom­ta­ri­fe / ADAC – Elektroauto laden: Das sind die Voraussetzungen zu Hause und unterwegs / ADAC – 11 oder 22 kW Wallbox / VDE FNN – Kann ich mein Elektroauto über die Haushaltssteckdose laden? / VDE FNN – Technische Anschlussregeln Niederspannung (VDE-AR-N 4100) / Bundesnetzagentur – Muss ich den Anschluss eines Elektrofahrzeugs an einer ein- beziehungsweise dreiphasigen Steckdose meinem Netzbetreiber mitteilen?

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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