Analyse: Kosten für Wallbox-Installation schwanken enorm

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Im Rahmen einer Analyse über 24 Projekte hinweg zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur in WEG-Tiefgaragen hat das unabhängige Energieberatungsunternehmen The Charging Project aus Hamburg 73 Angebote von 29 unterschiedlichen Unternehmen untersucht. Für dieselbe Angebotsanfrage auf Grundlage einer detaillierten Leistungsbeschreibung waren Preisunterschiede von bis zu 82 Prozent (4954,26 Euro) je vorbereitetem Stellplatz und 50 Prozent (3572,19 Euro) je inbetriebgenommene Wallbox zu beobachten.

Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) unterliegen besonderen Herausforderungen bei der Anschaffung von Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Während in Mietshäusern oder gewerblichen Tiefgaragen die kosteneffektiveren Stellplätze ausgewählt werden können, erhöhen in WEGs individuelle Stellplatzzuordnungen die Kosten der vorbereitenden Grundinstallation. „Die Investitionen sind zu Beginn höher, da die Infrastruktur in der Lage sein muss, alle Stellplätze zu versorgen. Langfristig erlaubt dies jedoch einen effizienteren Ausbau“, erklärt Edward Cooper, Gründer und Geschäftsführer von The Charging Project.

Die Gemeinschaft müsse sich zwischen einer minimalen Grundinstallation mit kostenintensivem Ausbau für den Stellplatzeigentümer und einem langfristig gemeinschaftlichen Ansatz entscheiden, der die Kosten für den einzelnen Stellplatzeigentümer senkt und größtenteils vereinheitlicht. Typischerweise sei der gemeinschaftliche Ansatz zur Elektrifizierung aller Stellplätze der langfristig günstigste für jeden Stellplatz. Das setzt jedoch eine 2/3-Mehrheit sowie die Verteilung der Kosten für die Grundinstallation über sämtliche Eigentümer hinweg voraus.

Die breite Spanne an den anteiligen Grundinstallationskosten je Stellplatz reicht der Auswertung zufolge von 251 Euro bis 4487 Euro und unterstreiche die Bedeutung der Wahl des passenden Ausbaukonzeptes für die Mehrheitsbildung unter den Eigentümern.

In Deutschland ist die Installation und Inbetriebnahme von Ladestationen ausschließlich eingetragenen Installationsbetrieben vorbehalten. Einige davon sind auf die Installation und den Betrieb von Ladeinfrastrukturen in Mehrfamilienhäusern oder Gewerbeimmobilien spezialisiert, um über einen Abrechnungsservice wiederkehrende Einnahmen zu generieren. Diese überwiegend regionalen Betriebe stehen in direkter Konkurrenz zu Energieversorgern und Start-ups mit standardisierten Produkten, die ihren Service durch Zusammenarbeit mit Sub-Unternehmern skalieren möchten. Die von The Charging Project im Kundenauftrag eingeholten Angebote beinhalten alle Formen dieser Anbieter.

Für alle 24 betrachteten Projekte wurde eine detaillierte technische Leistungsbeschreibung erstellt. Darin werden die mit dem Kunden abgestimmten Anforderungen von The Charging Project definiert. In nur wenigen Ausnahmefällen war der anbietende Betrieb selbst vor Ort.

Zentrale Erkenntnisse der Studie:

  • Grundinstallation: Gemeinschaftlich getragene Vorrüstungen kosten je Stellplatz zwischen 251 Euro und 4487 Euro, im Durchschnitt sind es ca. 1800 Euro.
  • Gesamtkosten: Mit einer individuellen Ladestation liegen die Gesamtkosten für Eigentümer im Mittel bei 5000 Euro pro Stellplatz. Wenn das günstigste Gesamtangebot jedes Projektes betrachtet wird, liegt der Durchschnitt bei 4205 Euro.
  • Umfang: Weder die Größe der Tiefgarage noch die verfügbare Ladeleistung zeigen eine lineare Abhängigkeit zu den Gesamtkosten der Anschaffung.
  • Technische Anforderungen: Die Empfehlungen des VBEW und VDE zum Leistungsbedarf bzw. Anschlussleistung scheinen zu ambitioniert zu sein. Weil sie nur ungesteuertes Laden betrachten, führe dies oft zu Fehlinterpretationen, wodurch der Ausbau der Ladeinfrastruktur in vielen Objekten behindert werde, so The Charging Project.

Förderprogramme als entscheidender Faktor

Projekte in Regionen mit gezielter Förderung (z. B. Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Stadtgebiet München) zeigen höhere Realisierungsquoten. Zwei Drittel der analysierten Projekte profitierten von regionalen Förderprogrammen, die die Entscheidung zugunsten wertsteigernder, skalierbarer Lösungen beeinflussten.

Regionale Förderprogramme, die insbesondere die vorbereitende Grundinstallation bezuschussen, sind der Schlüssel zur Beschleunigung der Elektromobilität in WEGs. Hingegen ist die Förderung einzelner Ladepunkte weniger effektiv, da diese Personen üblicherweise sowieso die Ladestation kaufen werden“, betont Edward Cooper.

Quelle: The Charging Project – Pressemitteilung vom 06.01.2025 / The Charging Projekt – Tiefgarage Wallbox Kosten: 73 Angebote im Vergleich (ausführliche Analyse)

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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M3:

Seit ca 2 Jahren berate ich fast ehrenamtlich, gegen eine Spende an Ärzte ohne Grenzen WEGs zum Thema Ladeplätze in Gemeinschafts-Garagenanlagen.
Hier mein Statement zu den Kommentaren:
1. Eine Anlage (Anschlusswert und Grundstruktur) sollte immer auf 100% Ausbau ausgelegt werden!
Das ist nachweislich in jeder Hinsicht (Kosten und Umwelt) die optimale Methode.
2. Die Kosten pro Ladeplatz liegen so immer im Bereich von 800 bis 1200EUR; alles darüber ist zu teuer!
3. Die Anschlusswerte pro möglichem Ladeplatz dürfen minimal nur 500W betragen und dürfen max nie 1kW übersteigen.
KEIN SCHREIBFAHLER! Beispiel: Bei 100 Plätzen braucht man nur einen min. 50kW bis max. 100kW Anschluss und eben nicht mehr!
Damit sind nicht nur die Kosten der Ladeanlage minimiert. Auch der Netzausbau ist optimiert; die Umwelt also maximal geschützt!
Alle Ladevorgänge werden mit 11kW in Zeitscheiben von 60 min durchgeführt da dort der Wirkungsgrad optimal ist. Nur die unseligen Hybrid-Autos stören als Garagenheizung mit bescheidenem Wirkungsgrad; die werden aber eh bald verschwinden.
Alles unter 11kW, lieber Dagobert, ist extrem Umweltschädlich da ein E-Auto für sein Lademanagement 500 bis 800W braucht. Mit der Schukodose und max 3,5kW heizt man die Garage und lädt ein wenig nebenbei. Es ist also keine Obsession der deutschen, sondern Übernahme von Verantwortung für die Umwelt, wenn eine zu 100% ausgebaute Garage gewählt wird. Deine Einlassung ist in keiner Weise optimal und greift immer zu kurz.
Wer mehr wissen will kann meinen Leitfaden von der Homepage der Gemeinde Zorneding herunterladen:
https://www.zorneding.de/index.php?object=tx,3094.5&ModID=7&FID=3094.3038.1
Ich freue mich, wenn ich weiterhelfen kann und auf eine Spende versteht sich…

M3:

Stimmt! Bitte immer den Wirkungsgrad im Auge behalten…der ist grottenschlecht und bei 11kW optimal! einphasiges Laden bringt Schieflast und damit weitere Verluste und Ärger mit dem Stromlieferanten der die Blindleistungsverluste tragen muss. Lösung: Hybride abschaffen…die haben NUR NACHTEILE.
Schneller mehr Reichweite mit 11kW ist kein gutes Argument, finde ich.
Wenn ich schnell laden möchte, nehme ich den SC mit 250kW…20mal so schnell wie die „Schnarchender der in TG). Und mal die Frage: Wie oft ist es vorgekommen das der Tank des Verbrenners leer war und man tanken fahren musste. Antwort: NIE!

M3:

Alles unter 11kW, lieber Dagobert, ist extrem Umweltschädlich da ein E-Auto für sein Lademanagement 500 bis 800W braucht. Mit der Schukodose und max 3,5kW heizt man die Garage und lädt ein wenig nebenbei. Es ist also keine Obsession der deutschen, sondern Übernahme von Verantwortung für die Umwelt, wenn eine zu 100% ausgebaute Garage gewählt wird. Deine Einlassung ist in keiner Weise optimal und greift immer zu kurz.
Wer mehr wissen will kann meinen Leitfaden von der Homepage der Gemeinde Zorneding herunterladen:
https://www.zorneding.de/index.php?object=tx,3094.5&ModID=7&FID=3094.3038.1
Ich freue mich, wenn ich weiterhelfen kann und auf eine Spende versteht sich…

Melvin:

Schuko / Blaue CEE-Dose schön und gut, aber das ist definitiv nichts für die Masse und auf Dauer. Das ist der Notnagel, der Reservekanister, aber nicht mehr.
Lastmanagement mit Schuko? Unmöglich. PV-Laden? Zugangsschutz? Soll jeder Mieter eine abschließbare Steckdose erhalten?
Für die blaue CEE-Dose braucht es zudem dann einen Ladeziegel wie den Juice-Booster o.ä., was auch nicht wirklich günstig ist.

Nein, für geringe Ladeleistung gibt es Ladesysteme die einphasig 3,7 kW pro Ladepunkt anbieten, schön verteilt über alle 3 Phasen mit entsprechendem Lastmanagement. Beispielsweise Mahle Charge Big.
Für extrem große Systeme mit sehr langen durchschnittlichen Standzeiten definitiv eine super Sache.

Aber: Wenn ich doch mal schneller mehr Reichweite benötige, weil ich mich eben vormittags spontan für eine längere Zusatzfahrt z. B. ins Möbelhaus oder so entscheide, sind 3,7 kW einfach zu wenig. Da ist man mit 11 kW einfach etwas spontaner und flexibler. Die braucht es aber natürlich nicht an jedem Ladepunkt, ggf. reicht hierfür 1-2 gesonderte „Schnell“-Ladepunkte pro Objekt.

Niko8888:

Soweit richtig
Aber auch bei geringer Ladeleistung muss ab einer gewissen Anzahl von Stellplätzen ein Lastmanagement her
Beispiel: 50 Stellplätze mal 2,4 kw sind auch im Peak 120 kw

Sowas kann man nicht mit „Schuko“ machen

Yoyo:

Das Problem sind die meisten Hausverwaltungen, die erst zum Jagen getragen werden müssen und nicht mehr tun, als in ihren Verträgen vereinbart wurde. Und ich kenne einige Hausverwalrungen..

Yoyo:

Meine Wallbox in der Garage wurde mit € 2.200 projektiert, was iich auch habe machen lassen. Ein Vergleichsangebot einen anderen Apotheken-Elektrikers lag bei € 4.000.
Und es war ein seriöser Betrieb, der den Auftrag bekommen hatte, keine osteuropäische Bastelbude …

Dagobert:

Schuko-Steckdose, Schuko-Steckdose und noch mal SCHUKO-STECKDOSE. Wenn die Installation neu gemacht wird kann man auch eine Blaue CEE-Dose oder eine spezielle Ladesteckdose verbauen, die 3,7 kW Dauerlast aushält.

Wer nicht mehr als 200 km jeden Tag zu Arbeit pendelt braucht nicht mehr. Und wer das dauerhaft macht sollte sein Lebenskonzept überdenken.

Die Obsession der Deutschen mit der persönlichen 11 kW Ladestation ist schon fast krankhaft.

Melvin:

Eine pragmatisch und bedarfsgerecht geplante Grundinstallation zur Vorbereitung solcher Stellplätze ist in meinen Augen eine wichtige Säule, um Bewohnern solcher Mietshäuser das Thema BEV alltagstauglicher zu gestalten.
Hier können passende Förderungen natürlich die Bereitschaft derjenigen Eigentümer deutlich erhöhen, die oder deren Mieter aktuell noch kein BEV fahren oder es sich noch nicht vorstellen können, aber eben mit einer solchen Förderung ihren Stellplatz für die Zukunft vorrüsten wollen. Das kann wichtig sein für die benötigten 2/3-Mehrheiten.
Wer will, kann sich dann mit wenig Aufwand an den vorbereiteten Stellplätzen eine entsprechende Wallbox installieren lassen – ggf. natürlich mit leichten Vorgaben bzgl. Fabrikat / technischen Voraussetzungen zur Teilnahme am Lastmanagement.

Pragmatisch und bedarfsgerecht bedeutet aber auch, dass die vor den Ladepunkten liegende Verteilungsinfrastruktur bzw. das Gesamtsystem mit entsprechendem (evtl. herstellerunabhängigem) Lastmanagement und einer realistischen Auslegung bzgl. Gleichzeitigkeit projektiert wird und ggf. nachträglich noch skaliert werden kann. 100%iger Verfügbarkeit unter allen Umständen ist super teuer. Im Zweifel muss es halt ausreichen, wenn jede Ladestation bei 100%iger Auslastung der Ladeplätze mit einer minimalen Ladeleistung von 4,2 kW (6 A je Phase) oder weniger versorgt werden. Hieße eben auch, dass für 20 Ladepunkte bereits die Bereitstellung von 120 A ausreichen kann – das ist vergleichsweise nicht wirklich viel.
Mit etwas mehr Mut zur Lücke, bspw. durch Umschaltung von 3 auf 1-phasiges Laden oder Abschaltung einzelner Ladepunkte bei maximaler Auslastung können hier auch bereits 100 A oder weniger ausreichen. Wie viel Strom zur Verfügung steht, ist natürlich von den einzelnen Bauobjekten und deren Installation abhängig.
Eine hohe oder sogar 100%ige Auslastung über lange Zeit an mehreren Tagen ist aber derart unrealistisch, wie sich in vielen Praxisstudien und Erfahrungen zeigt, dass alle auch dann immer noch mehr als ausreichend versorgt wären.
Die Zeiten, in denen Ladepunkte nach VDE mit Gleichzeitigkeitsfaktor 1 geplant werden müssen, sind längst gezählt. Schon immer gab es den Zusatz sinngemäß „es sei denn, es wird ein Lastmanagement vorgesehen“ und die Umsetzung ist heutzutage deutlich einfacher als noch in den Anfangsstunden der Elektromobilität.

Allerdings fehlt diese Erkenntnis oft in den Köpfen der Menschen, die denken, alle müssten gleichzeitig mit 11 kW versorgt werden können, was dann ein entscheidender Faktor dabei sein kann, wenn die Projektkosten Dimensionen annehmen wie im Bericht beschrieben.
Teils fehlt diese Erkenntnis aber auch beim Kunden, der denkt, er müsse unbedingt immer mit 100% Leistung laden können und sich dann von solchen Lastmanagement-Konzepten abwendet. Hier braucht es gute Aufklärung durch die Anbieter und Fachbetriebe vor Ort.

Philipp:

24 Projekte zu analysieren, ist schon ambitioniert. Statistisch relevant ist das nicht.
z.B. meine Wallbox in der Garage wurde für >6000€ projektiert, was ich dann entsprechend auch nicht machen lassen habe.

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