Wissing kämpft weiterhin gegen EU-Verbrenner-Verbot

Cover Image for Wissing kämpft weiterhin gegen EU-Verbrenner-Verbot
Copyright ©

shutterstock / 1500846629

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min  —  0 Kommentare

Synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, scheinen dem Verbrennungsmotoren ein verlängertes Leben zu versprechen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) macht sich stark für E-Fuels im Pkw-Bereich und legt sich dafür mit der EU-Kommission an. Zu Beginn des Jahres erzielte dieser einen Kompromiss mit anderen EU-Staaten. Dieser Kompromiss sieht vor, dass ab 2035 neu zugelassene Autos kein CO₂ mehr ausstoßen dürfen. Im Gegenzug verpflichtete sich die EU-Kommission, eine neue Auto-Klasse zu fördern, die ausschließlich mit klimaneutralen Kraftstoffen betrieben wird.

Erklärtes Ziel ist es hierbei den Verbrennungsmotoren eine Zukunftsperspektive zu bieten. Hierbei haben sich die Bundesregierung und die EU-Kommission auf ein zweistufiges Vorgehen geeinigt: Bis 2035 sollen E-Fuels über die gesamte Lieferkette 70 Prozent weniger Treibhausgase als fossile Kraftstoffe verursachen. Ab 2035, wenn das Verbot für Diesel und Benziner greift, muss der synthetische Kraftstoff den CO₂-Verbrauch nahezu vollständig reduzieren.

Nachdem die EU-Kommission einen neuen Entwurf erstellt hatte, welche Fahrzeuge auch unter Berücksichtigung von E-Fuels nach 2035 noch neu zugelassen werden dürfen, hatte das Bundesverkehrsministerium kürzlich angekündigt, diesen prüfen zu wollen. Vorbehalte gebe es laut Handelsblatt gegen die Vorgabe, dass die CO₂-Emissionen bei E-Fuels um 100 Prozent im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen gesenkt werden sollen, während für Elektroautos „nur“ 70 Prozent Senkung als Vorgabe gelten.

Das Bundesverkehrsministerium verfolgt einen technologieoffenen Ansatz und sieht in E-Fuels neben Elektromobilität und Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie eine wichtige Möglichkeit, den Straßenverkehr klimaneutral zu gestalten und die Automobilindustrie sowie Arbeitsplätze zu sichern. Allerdings findet der deutsche Plan unter den 27 EU-Staaten keine Mehrheit. Bei einer Sitzung des Technical Committee of Motor Vehicles (TCMV) erhielt der deutsche Vertreter keine Unterstützung von seinen europäischen Kollegen.

Laut Thinktank Agora Verkehrswende ist die Diskussion um E-Fuels in Pkws sowieso eine Scheindebatte, weil abgesehen von einzelnen (Luxus-)Herstellern wie Porsche oder BMW keine Hersteller diesen Ansatz ernsthaft verfolgen und weltweit das Gros der Autobauer voll auf die Elektromobilität setzt. Da zudem E-Fuels absehbar sehr viel teurer bleiben dürften als die individuelle Fortbewegung mit Strom, sollte der Markt das ohnehin – wie bislang auch beim Wasserstoff – von alleine regeln.

Eine mit der Diskussion vertraute Person äußerte sich pessimistisch über die Chancen Deutschlands, seine Position zu E-Fuels in Brüssel durchzusetzen. Die Mehrheit der Länder befürwortet ein endgültiges Aus für Verbrennungsmotoren. Auf Rückfrage von Business Insider äußerte sich das Bundesverkehrsministerium nicht zum Verlauf der Sitzung. Ein Sprecher erklärte, dass die Diskussionen bisher nicht abgeschlossen seien und Anfang des nächsten Jahres fortgesetzt werden.

Es bleibt ungewiss, ob sich in den kommenden Monaten ein neuer Lösungsweg ergibt. Dies könnte bei den Diskussionen zur neuen Abgasnorm Euro 7 theoretisch der Fall sein. Klar ist jedoch, dass die Zeit für eine Entscheidung knapp wird. Industrie und Investoren benötigen rechtliche und planerische Sicherheit.

Quelle: BusinessInsider – Endgültiges Aus für Verbrennungsmotoren? EU-Länder könnten den E-Fuels-Plan von Verkehrsminister Wissing für PKW ablehnen

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Nissan Ariya Nismo im Test: Ein schickes, wildes Biest

Nissan Ariya Nismo im Test: Ein schickes, wildes Biest

Daniel Krenzer  —  

Einer der schönsten Innenräume auf dem E-Auto-Markt lässt sich in der Nismo-Ausführung nun noch agiler über die Straßen manövrieren.

Cover Image for Formel E präsentiert neuen GEN4-Rennwagen mit Allradantrieb

Formel E präsentiert neuen GEN4-Rennwagen mit Allradantrieb

Sebastian Henßler  —  

Die FIA und Formel E präsentieren den GEN4 – ein Elektroauto mit 600 kW, aktivem Allradantrieb und nachhaltiger Konstruktion für die Saison 2026/27.

Cover Image for Rheinmetall plant E-Fuel-Netzwerk mit Hunderten Anlagen

Rheinmetall plant E-Fuel-Netzwerk mit Hunderten Anlagen

Sebastian Henßler  —  

Europas Industrie bündelt Kräfte: Rheinmetall führt ein Konsortium an, das E-Fuels im industriellen Maßstab direkt in Europa produzieren will.

Cover Image for VDA-E-Ladenetzranking: „Es braucht unbedingt wieder mehr Tempo“

VDA-E-Ladenetzranking: „Es braucht unbedingt wieder mehr Tempo“

Michael Neißendorfer  —  

Der Handlungsbedarf beim Ladeinfrastrukturausbau in Deutschland bleibt insgesamt weiterhin groß, so der VDA in seinem aktuellen E-Ladenetz-Ranking.

Cover Image for Studie: Was halten Deutsche vom autonomen Fahren?

Studie: Was halten Deutsche vom autonomen Fahren?

Maria Glaser  —  

Das Marktforschungsunternehmen UScale veröffentlichte die Ergebnisse der Studie „ADAS Satisfaction Study 2025“ mit mehr als 4000 Befragten.

Cover Image for Hyundai Ioniq 6N im Fahrbericht: Krawall mit Stil

Hyundai Ioniq 6N im Fahrbericht: Krawall mit Stil

EAN Redaktion  —  

Der Hyundai Ioniq 6N zeigt, dass E-Mobilität auch Adrenalin kann – präzises Fahrwerk, digitaler Rennmodus und Sound mit Gänsehautfaktor.