Wissing kämpft weiterhin gegen EU-Verbrenner-Verbot

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, scheinen dem Verbrennungsmotoren ein verlängertes Leben zu versprechen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) macht sich stark für E-Fuels im Pkw-Bereich und legt sich dafür mit der EU-Kommission an. Zu Beginn des Jahres erzielte dieser einen Kompromiss mit anderen EU-Staaten. Dieser Kompromiss sieht vor, dass ab 2035 neu zugelassene Autos kein CO₂ mehr ausstoßen dürfen. Im Gegenzug verpflichtete sich die EU-Kommission, eine neue Auto-Klasse zu fördern, die ausschließlich mit klimaneutralen Kraftstoffen betrieben wird.

Erklärtes Ziel ist es hierbei den Verbrennungsmotoren eine Zukunftsperspektive zu bieten. Hierbei haben sich die Bundesregierung und die EU-Kommission auf ein zweistufiges Vorgehen geeinigt: Bis 2035 sollen E-Fuels über die gesamte Lieferkette 70 Prozent weniger Treibhausgase als fossile Kraftstoffe verursachen. Ab 2035, wenn das Verbot für Diesel und Benziner greift, muss der synthetische Kraftstoff den CO₂-Verbrauch nahezu vollständig reduzieren.

Nachdem die EU-Kommission einen neuen Entwurf erstellt hatte, welche Fahrzeuge auch unter Berücksichtigung von E-Fuels nach 2035 noch neu zugelassen werden dürfen, hatte das Bundesverkehrsministerium kürzlich angekündigt, diesen prüfen zu wollen. Vorbehalte gebe es laut Handelsblatt gegen die Vorgabe, dass die CO₂-Emissionen bei E-Fuels um 100 Prozent im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen gesenkt werden sollen, während für Elektroautos „nur“ 70 Prozent Senkung als Vorgabe gelten.

Das Bundesverkehrsministerium verfolgt einen technologieoffenen Ansatz und sieht in E-Fuels neben Elektromobilität und Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie eine wichtige Möglichkeit, den Straßenverkehr klimaneutral zu gestalten und die Automobilindustrie sowie Arbeitsplätze zu sichern. Allerdings findet der deutsche Plan unter den 27 EU-Staaten keine Mehrheit. Bei einer Sitzung des Technical Committee of Motor Vehicles (TCMV) erhielt der deutsche Vertreter keine Unterstützung von seinen europäischen Kollegen.

Laut Thinktank Agora Verkehrswende ist die Diskussion um E-Fuels in Pkws sowieso eine Scheindebatte, weil abgesehen von einzelnen (Luxus-)Herstellern wie Porsche oder BMW keine Hersteller diesen Ansatz ernsthaft verfolgen und weltweit das Gros der Autobauer voll auf die Elektromobilität setzt. Da zudem E-Fuels absehbar sehr viel teurer bleiben dürften als die individuelle Fortbewegung mit Strom, sollte der Markt das ohnehin – wie bislang auch beim Wasserstoff – von alleine regeln.

Eine mit der Diskussion vertraute Person äußerte sich pessimistisch über die Chancen Deutschlands, seine Position zu E-Fuels in Brüssel durchzusetzen. Die Mehrheit der Länder befürwortet ein endgültiges Aus für Verbrennungsmotoren. Auf Rückfrage von Business Insider äußerte sich das Bundesverkehrsministerium nicht zum Verlauf der Sitzung. Ein Sprecher erklärte, dass die Diskussionen bisher nicht abgeschlossen seien und Anfang des nächsten Jahres fortgesetzt werden.

Es bleibt ungewiss, ob sich in den kommenden Monaten ein neuer Lösungsweg ergibt. Dies könnte bei den Diskussionen zur neuen Abgasnorm Euro 7 theoretisch der Fall sein. Klar ist jedoch, dass die Zeit für eine Entscheidung knapp wird. Industrie und Investoren benötigen rechtliche und planerische Sicherheit.

Quelle: BusinessInsider – Endgültiges Aus für Verbrennungsmotoren? EU-Länder könnten den E-Fuels-Plan von Verkehrsminister Wissing für PKW ablehnen

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Carsten:

Mal gelesen welche Fragen gestellt wurden und welche Schlüsse daraus gezogen wurden? Es ging um die Ladepreise und bei hohen Preisen kamen einige zur Aussage, dass sie es mit dem BEV beim nächsten Auto sich noch mal überlegen würden. Dassagt nicht wirklich wasüber BEVaus, wenn man solche gerichteten Umfragen falsch bewertet.

Rüdiger:

Ich denke, der Philipp hat den Wissing „auf dem/den Kopf getroffen“! Frank, vielleicht hast du Ahnung vom Ministerium, aber Wissen zum Thema Tempolimit eher nicht.

Rüdiger:

Daniel, alles auf den Punkt gebracht!

„Daumen runter“: die Ewiggestrigen.

Olav:

Ich habe die Verbrenner in Rente geschickt. Tolle neue Technik. Laden überall möglich. Wo ist das Problem?

Rüdiger:

Ich möchte gerne über den „Daumen runter“ nachdenken und würde mich über die Aussage zur Begründung sehr freuen.

Die Distanz zur eigenen (hier zu meiner) Meinung ist wie ein riesiger Tanker: sie braucht Zeit, um zu wenden. Also, geben Sie mir die Chance.

Robert(o):

Mit der Forderung nach einem Blick über den Tellerrand stehst Du hier ziemlich auf verlorenem Posten, fürchte ich. Alleine, wenn man die stereotyp wiederholten Argumente liest, die sich im wesentlichen auf Verbote für die ausgereifte und etablierte Technik beschränken wie beispielsweise das Tempolimit für Verbrenner. Weil aktuelle BEV‘s kaum akzeptable Reichweite bei gleichzeitig brauchbarer Reisegeschwindigkeit zusammenbringen, muss eben so etwas her. Ich bin ziemlich sicher, demnächst kommt ein besonders kluger Kopf zur Schlussfolgerung, dass doch ein Limit von null km/h die ultimative Lösung aller Probleme darstellt, weil ein Kraftfahrzeug umso weniger Schadstoffe ausstößt, je langsamer es fährt.

Ich habe zwar kein allzu großes Vertrauen in die aktuelle Politik, aber wenn man sich vorstellt, dass einige der Stimmungsmacher hier tatsächlich etwas zu entscheiden hätten, kann man schon eine Gänsehaut kriegen. Glücklicherweise ist das bloß mal eine Handvoll verirrter Seelen, die in einem demokratischen System kein nennenswertes Gewicht erreichen werden.

Die Studie bezüglich BEV – Zufriedenheit kann ich nachvollziehen, zum einen, weil ein Freund den Fuhrpark eines größeren Unternehmens betreut und die rund 50 Fahrzeuge des Außendienstes nach und nach auf BEV umgestellt hat. Der Gegenwind, den er dabei erfährt, spiegelt wohl ungefähr dieses Verhältnis wider und die dabei genannten Argumente sind überwiegend sachlich und nachvollziehbar.

Und zum anderen aus eigener Erfahrung, weil auch wir ein BEV als Zweitwagen fahren und mit PV und Wallbox auf eigenem Grundstück durchaus optimale Voraussetzungen haben (was ja für für die Mehrheit der Bevölkerung eher nicht zutreffen wird). Dieses Auto ist „nice to have“, aber von dem Zeitpunkt, wo ich den Verbrenner ersatzlos in Rente schicke, sind wir noch meilenweit entfernt.

Rüdiger:

„Ich kann die Forderung nach Tempolimits nicht nachvollziehen. Meiner Meinung nach braucht es ein Umdenken,“

Lieber Mirko, das Umdenken fängt beim Tempolimit an! Einfacher geht’s wirklich nicht. Mit dem CW-Wert warst du eigentlich diesbezüglich auf dem richtigen Weg! Mit zunehmender Geschwindigkeit steigt der Luftwiderstand wie an? Richtig, quadratisch. Was spricht also gegen Tempolimit: rein gar nichts! Nenne mir bitte einen einzigen vernünftigen* Grund.

Google mal unter Vernunft und du wirst eindeutig beim Tempolimit landen.

C K:

… glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast…
„Jeder zweite Deutsche bereut E-Auto-Kauf“ Diese Aussage trifft so überhaupt nicht meine eigene Erfahrung. Ich glaube nicht, dass das stimmen kann. Ich kenne persönlich ca 15 E-Auto Fahrer, meist Kollegen und Nachbarn“ und kein einziger bereut den Kauf. Im Gegenteil, sie sind alle zufrieden.
Teurer Strom ist ein Hemmnis, das stimmt, aber Benzin und Diesel werden auch nicht billiger.

Birger:

Guten Morgen Robert,
dies ist gar kein Wundersprit, sondern Bio CNG aus Rest und Abfallstoffen und wird in Kilo an den Tankstellen verkauft. Leider gibt auch nur noch über 700 Tankstellen in Deutschland dafür sind diese zu fast 100% von eben Erdgas( CNG) auf Bio CNG umgestellt. Da das Kilo Gas einen höheren Brennwert hat, als ein Liter Benzin oder auch Diesel wird dieser im Vergleich günstiger. Aber selbst das Kilo Bio CNG kostet an der Tankstelle zum Beispiel bei mir in Kiel 1,12 Euro. Da der Brennwert von einem Kilo Bio CNG soviel Energie hat, wie 1,5 l Benzin, würde dieser eben umgerechnet 0,75 Cent kosten.

https://www.cng-club.de/guenstiger_tanken

Robert:

habe das auch gelesen und kann ehrlich gesagt nicht glauben das jemand der elektrisch fährt es bereut hat. Natürlich sind die viel zu hohen Strompreise ein Hindernis und ich frage mich ob das die neue Taktik ist den Erfolg der E-Autos zu verhindern indem man die Preise künstlich auf ein viel zu hohes Niveau hebt für das es eigentlich gar keine Grundlage gibt wenn man sich die Preise in den anderen Ländern anschaut

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