Die elektrische Rennserie Formula E hat gemeinsam mit der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) den neuen GEN4-Rennwagen vorgestellt. Mit ihm beginnt ein weiteres Kapitel in der Entwicklung des elektrischen Motorsports. Das Auto soll sowohl in puncto Leistung als auch in seiner nachhaltigen Bauweise neue Maßstäbe setzen. Entwickelt wurde es, um den Spagat zwischen technischer Innovation und Umweltverantwortung zu demonstrieren – und um zu zeigen, wie nah moderne Renntechnik inzwischen an serienrelevante Entwicklungen herangerückt ist.
Der GEN4 erreicht bis zu 600 kW Leistung, was rund 815 PS entspricht. Damit ist er das stärkste Auto, das jemals in der Formel E eingesetzt wurde. Erstmals verfügt es über einen aktiven Allradantrieb, der in allen Rennphasen genutzt werden kann. Durch präzise Abstimmung von Vorder- und Hinterachse sollen so engere Rad-an-Rad-Duelle möglich werden, ohne die Stabilität zu gefährden. Ergänzt wird das System durch ein aktives Differenzial, das den Kraftfluss dynamisch verteilt und die Energieeffizienz steigert.
Neues Design für maximale Effizienz in der 4. Generation
Auch bei der Gestaltung des Chassis zeigt sich ein neuer Ansatz. Zwei Aerodynamik-Konfigurationen ermöglichen unterschiedliche Abstimmungen: eine Variante mit höherem Abtrieb für die Qualifikation und eine mit geringerem Luftwiderstand für das eigentliche Rennen. Damit lässt sich das Auto an unterschiedliche Streckencharakteristika anpassen. Die Batterie bietet eine Kapazität von bis zu 55 kWh, während eine verbesserte Rekuperation von bis zu 700 kW es erlaubt, einen großen Teil der Bremsenergie wieder in den Akku zurückzuführen. Der sogenannte Attack-Mode liefert kurzzeitig bis zu 600 kW und soll Überholmanöver fördern.
Neben der Leistungssteigerung stand die Nachhaltigkeit im Fokus der Entwicklung. Der GEN4 besteht laut Angaben der Organisatoren vollständig aus recycelbaren Materialien, die zu mindestens 20 Prozent aus wiederverwertetem Inhalt stammen. Damit setzt die Serie ihren Anspruch fort, den ökologischen Fußabdruck des Motorsports schrittweise zu verringern. Auch die Zulieferketten für Batterie, Reifen und Karosseriekomponenten sollen nach ethischen und ökologischen Kriterien ausgewählt worden sein.

„Der GEN4 ist weit mehr als ein Rennwagen“, betonte Formel-E-CEO Jeff Dodds bei der Präsentation. „Er steht für über ein Jahrzehnt an Fortschritt, Innovation und Ambition im elektrischen Rennsport.“ Gemeinsam mit der FIA habe man ein Auto geschaffen, das „zeigt, was in Sachen Leistung und Verantwortung möglich ist“. Marek Nawarecki, Senior Circuit Sport Director der FIA, sprach von einem wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung der Serie: „Das Fahrzeug hebt die Messlatte für elektrische Technologien im Motorsport erneut an und unterstreicht, wie weit die Formel E seit 2014 gekommen ist.“
Einsatz geplant ab Saison 2026/27
Die neue Generation wird ab der Saison 2026/27 eingesetzt. Hersteller wie Porsche, Nissan, Stellantis, Jaguar und Lola Cars, die an der rein elektrischen Rennserie teilnehmen, werden in den kommenden Monaten eigene Testfahrten durchführen. Dabei sollen sie ihre Erfahrungen aus der Serienentwicklung einbringen und die Systeme auf die jeweiligen Antriebsstränge abstimmen. Die Erkenntnisse aus diesen Tests fließen sowohl in den Rennbetrieb als auch in künftige Straßenmodelle ein – ein Kernziel der Formel E, die den Technologietransfer zwischen Rennstrecke und Alltagsmobilität fördern will.

Für Alberto Longo, Mitbegründer und Chief Championship Officer der Serie, ist der GEN4 ein Symbol für diesen Übergang: „Er ist für die Pioniere von morgen gebaut. Die neuen technischen Möglichkeiten fordern unsere Fahrer mehr als je zuvor und eröffnen den Ingenieuren Raum, um ihr Know-how in reale Anwendungen zu überführen.“ Der technische Leiter der FIA, Vincent Gaillardot, hob hervor, dass trotz der hohen Leistung die Kontrolle über Kosten und Komplexität ein zentrales Ziel gewesen sei. So solle die Serie weiterhin zugänglich für Hersteller bleiben, die auf Effizienz und Straßennähe setzen.
Quelle: Formel E und FIA – Pressemitteilung per Mail







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