VW-Finanzchef Arno Antlitz sprach vor wenigen Tagen intern Klartext: Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht, um den angeschlagenen Konzern zurück auf Erfolgskurs zu bringen. Sein nüchternes Fazit: Ein tiefgreifender Wandel ist nötig. Seitdem arbeitet VW unter Leitung von Oliver Blume an einem grundlegenden Umbau, wie Business-Insider berichtet.
Blume führt seit 2022 den Volkswagen-Konzern und zusätzlich weiterhin Porsche. Die Probleme sind jedoch größer als gedacht. Die Gewinne brechen ein, bei Porsche zuletzt um mehr als 90 Prozent. Investitionen, Zollkosten und Softwareentwicklung verschlingen Milliarden. Der Sparkurs kann die Ausgaben kaum ausgleichen. In internen Gesprächen heißt es: Es muss mehr passieren als nur Kürzungen.
VW ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Wirtschaft. Hunderttausende Jobs hängen direkt oder indirekt am Konzern. Wenn es in Wolfsburg nicht läuft, spüren das ganze Regionen. Der Rückgang der Produktion auf rund neun Millionen Autos jährlich bei Kapazitäten für 14 Millionen zeigt das Ausmaß der Überkapazität. Die Kosten steigen, die Auslastung sinkt.
Blume verfolgt nun einen Plan, der VW grundlegend verändern könnte. Die Idee: Die Kernmarke Volkswagen soll aus ihrer Sonderrolle herausgelöst und gleichrangig neben Audi, Porsche und die Lkw-Sparte Traton gestellt werden. Die Steuerung würde dann eine verschlankte Dachgesellschaft übernehmen. Das soll für schnellere Entscheidungen und mehr Klarheit sorgen. Zugleich würde der Einfluss des VW-Betriebsrats geschwächt, was zu Widerstand führen könnte.
Verschiedene Interessen bremsen VW Konzern massiv aus
Über Jahrzehnte ist der Konzern gewachsen – durch Zukäufe wie Škoda, MAN und Porsche. Auch das spanische Duo Seat-Cupra gehört zum Konzern. Die internen Abläufe blieben jedoch starr. Entscheidungen brauchen oft zu lange, Zuständigkeiten sind unklar. Führungskräfte beklagen, dass eine kleine Gruppe zu viel Macht bündelt, während das Tagesgeschäft stockt. Das aktuelle System sei für die heutigen Herausforderungen nicht mehr geeignet.
Ein weiteres Hindernis sind die vielen verschiedenen Interessen im Konzern. Das Land Niedersachsen achtet als Mitbesitzer auf den Erhalt von Arbeitsplätzen. Die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch haben vor allem die Dividenden im Blick. Dazwischen versucht Blume zu vermitteln. Er will einen Weg finden, der von allen Seiten getragen wird. Dafür gibt er sich ein Jahr Zeit.
Die Pläne betreffen auch die Werke. Schon jetzt ist klar: Die Kapazitäten müssen runter. Es wird wieder über Schließungen gesprochen. Intern gilt ein Werk als überflüssig. Emden oder Zwickau standen schon beim letzten Sparpaket zur Debatte. Betriebsratschefin Daniela Cavallo konnte das damals verhindern. Doch ihr Einfluss gerät ins Wanken. Die IG Metall verliert an Rückhalt – bei Porsche holte sie zuletzt nur 40 Prozent. Auch bei VW droht ein Rückgang.
Blumes Doppelrolle als Porsche-Chef sehen viele als Bremsklotz. Die Verantwortung sei zu groß, um sich auf den Konzernumbau zu konzentrieren. Aus seinem Umfeld heißt es, er wolle möglichst viele Beschäftigte in die Entscheidung einbinden. Doch dafür bleibt wenig Zeit. Der Druck wächst. Im Unternehmen wird ungeduldig auf Veränderungen gewartet. In den Management-Ebenen unterhalb des Vorstands mehren sich kritische Stimmen. Man schätzt Blumes ruhigen Stil, doch schnelle Entscheidungen werden dringend erwartet. Ohne konsequentes Handeln droht die nächste Krise – das sehen viele bereits am Horizont.
Quelle: Business-Insider – Inside Volkswagen: Das ist der riskante Umbauplan, an dem Oliver Blume und sein Team im Verborgenen arbeiten