Stellt VW Produktion in Wolfsburg infrage?

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Der deutsche Automobilhersteller Volkswagen prüft offenbar weitreichende Veränderungen seiner Produktionsstrategie – inklusive der Möglichkeit, das traditionsreiche Stammwerk in Wolfsburg langfristig aufzugeben. Das berichtet zumindest das Wirtschaftsmagazin Business Insider unter Berufung auf interne Überlegungen.

Dem Bericht zufolge denkt VW über radikale Alternativen zum bisherigen Produktionsmodell nach. Grund dafür seien die tiefgreifenden Umbrüche in der Branche – etwa durch die zunehmende Elektromobilität, strengere CO₂-Vorgaben und die sinkende Nachfrage nach Autos in Europa. In diesem Zusammenhang werde hinterfragt, ob klassische Großwerke wie das in Wolfsburg künftig noch wirtschaftlich tragfähig sind.

Statt auf eigene Werke mit hohen Fixkosten zu setzen, könnten Automobilhersteller künftig verstärkt auf modulare und flexible Fertigungsmodelle umsteigen – etwa durch Partnerschaften mit Auftragsfertigern wie Magna Steyr in Graz. Diese könnten je nach Nachfrage und Modell flexibel produzieren, ohne dass ein Unternehmen dauerhaft eigene Kapazitäten vorhalten müsste. Zumindest für nicht allzu große Hersteller könnte dies ein denkbares Szenario sein. Bei großen Herstellern wie VW wäre dies aber durchaus ein überraschendes Szenario.

Eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company zeigt laut Ausführungen des Business Insiders jedoch: Eine überwältigende Mehrheit der europäischen Automobilhersteller prüft aktuell, ob eine Abkehr von eigenen Werken zugunsten externer Produktionslösungen sinnvoll ist. „Die klassischen Produktionsstrukturen werden auf den Prüfstand gestellt – auch bei einem Traditionskonzern wie Volkswagen“, heißt es weiter.

Neues Wolfsburg entsteht bereits in China

Konkrete Entscheidungen zur Schließung oder Umnutzung des Wolfsburger Werks seien laut Business Insider noch nicht gefallen. Vielmehr handele es sich derzeit um Machbarkeitsstudien und strategische Szenarien für die Zukunft. Wahrscheinlicher als eine komplette Schließung dürfte eine Verringerung der Kapazitäten oder Verschlankung der Fertigungsprozesse sein. Sehr gefallen dürfte es aber den VW-Mitarbeitern freilich nicht, dass dieses Damoklesschwert selbst über dem Mutterstandort schwebt.

Sollte VW diesen Schritt tatsächlich gehen, wäre es ein historischer Bruch – schließlich gilt Wolfsburg seit der Nachkriegszeit als Herz des Konzerns. Doch der Wandel der Industrie machte auch in der Vergangenheit bereits vor Ikonen anderer Branchen keinen Halt, wenn man zum Beispiel an Nokia denkt.

Dazu könnte zudem eine Meldung aus dem vergangenen August passen. VW will demnach seine Forschungs- und Entwicklungsressourcen für Elektroautos in China in die Provinz Anhui verlagern, wo das Unternehmen hoffe, im Norden der Provinzhauptstadt Hefei ein „Wolfsburg des Ostens“ zu bauen. Das berichtete das Fachportal CnEVpost unter Berufung auf lokale Medien. Durch die Konzentration der Entwicklungsarbeit für Elektroautos soll somit ein neues Wolfsburg des Ostens entstehen, berichten die lokalen Medien nicht ohne Stolz. Da könnte man schon auf die Idee kommen, zu spekulieren, dass VW am Ende sein altes Wolfsburg gar nicht mehr benötigen könnte.

Quelle: Business Insider – Keine eigenen Werke mehr in Europa? Was Autobauer insgeheim bereits prüfen

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Peter:

Teuerer als Blume der mit Hilfe von Lindner e-Fuels durchsetzten wollte, wie weit hat Blume eigendlich die Aktie nach unten getrieben 10% bei VW und 6% bei Porsche oder wie war das noch.

Ritchie:

Diess hat Political Correctness zur Höchstform, d.h. zur moralischen Überheblichkeit getrieben. Damit hatte er bei Weil ein hervorragendes Standing und konnte seine Vernichtung von Volkswagen fast vollenden. Diess war mit Sicherheit teurer als die Dieselaffäre.

Ritchie:

Immer die dummen Manager. Ja, nicht wenige sind wirklich überflüssig, aber dennoch haben diese Manager es geschafft, dass Ihr Vater als Arbeiter mehr als das Doppelte an Gehalt bekommen hat, als er es irgendwo anders in Deutschland bekommen hätte. Arroganz gegenüber China gab es nie arrogant sind viel mehr viel zu viele Mitarbeiter von Volkswagen gegenüber Mitarbeiter anderen Firmen. Ein überhöhtes Gehalt macht schnell arrogant.

Detlef:

Wie in anderen Branchen (Pharmaindustrie) auch sind die Produktionskosten in Deutschland einfach zu hoch. Die sehr hohe Abgabenlast und auch die damit verbunden unverhältnismäßigen Lohnforderungen der Gewerkschaften gestalten den Produktionsstandort Deutschland rasant als unrentabel. Diese Erkenntnis ist schon seit vielen Jahren bekannt, jedoch geändert hat sich nichts. VW ist ein Paradebeispiel für politisch motiviertes Missmanagement. Die Lichter werden bei Fortführung grün-rotem Wirtschaftsverständnisses unausweichlich ausgehen! Dabei ist es sekundär, ob erst in Zwickau und dann in Wolfsburg oder umgekehrt.

Peter:

Dazu kommt halt noch das VW Herbert Diess rausgeekelt hat, der wirklich etwas ändern wollte, und durch einen E-Fuel liebenden Sportwagenfan ,der mit Hilfe von Lindner die Bundesregierung manipulieren wollte, ersetzt hat.

Daniel W.:

Mich würde es nicht wundern, wenn die Autowerke in Deutschland schließen würden und nur noch der Markenname bliebe.

Die deutschen Politiker schmücken sich mit den Autowerken im eigenen Bundesland, nur wie lange können Autofirmen das noch finanzieren?

Ich gehe weiterhin von einem Ende der Massenproduktion von Autos in Deutschland aus und einer Verlagerung nach Osteuropa oder noch viel weiter ostwärts.

ediwi:

Selbstherrlich und mitunter arrogant ist VW als Lehrmeister in China aufgetreten.

Und tut es möglicherweise immer noch.
Doch „Hochmut kommt vor dem Fall“ sagt zwar das Sprichwort aber nichtsdestotrotz:
„Mein Vater sagt, es brauche einen Mentalitätswechsel in Wolfsburg, und das werde nicht leicht. Noch immer hätten viele VW-Manager die Arroganz gegenüber China nicht abgelegt, noch immer wüssten sie nicht, wie man mit den chinesischen Partnern verhandeln soll. Von „Überforderung in Wolfsburg“ spricht er, auch von „Gier“.

Als er noch für VW arbeitete, ging es um ganze zwei Werke in China. Heute sind es 37.

Ob er sein Lebenswerk bedroht sieht? „Ja“, sagt er, „natürlich.““
Ein Bericht aus erster Hand. Sehr lesenswert.

https://taz.de/Autobauer-in-der-Krise/!6091941&s=felix%2BLee/

Peter:

Es wurde vor 14 Tage entschieden das der Cupra in Zwickau bleibt da die Einrüstung in WOB zu teuer ist und VW dies nicht investieren will, deweiteren sind die Löhne egal da Zwickau ab 2026 in die AG integriert wird und dazu kommt noch das WOB für 6500€/Fahrzeug produziert und Zwickau zu 4000€…nur Emden hat freie Hand und darf für 8000€ produzieren wobei wir in Zwickau massiv unter Druck gesetzt werden um unter 4000€ zu kommen und 2026 auf 3500€/Fahrzeug.

steinpilz:

Wolfsburg BLEIBT, da wird lieber in Zwickau abgebaut. Wo der Lohn günstiger ist, spielt keine Rolle.

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