Die Volumengruppe des Volkswagen-Konzerns ordnet ihre Produktion neu und setzt künftig auf regionale Verbünde, die mehrere Marken gemeinsam tragen. Unter dem Titel „Future Production Governance“ entsteht ein System, in dem die Werke von VW Pkw, Škoda, Seat/Cupra und VW Nutzfahrzeuge nicht länger markenbezogen, sondern nach geografischen Räumen organisiert werden, wie der Hersteller mitteilt. Insgesamt umfasst das Netzwerk 22 Standorte, die künftig in fünf Regionen zusammengefasst arbeiten sollen.
Ziel: Effizienzgewinn und geringere Kosten
Mit dieser Neuordnung verbindet die Brand Group Core die Erwartung, Abläufe zu vereinfachen und Kosten zu senken. Funktionen, die bislang in einzelnen Marken angesiedelt waren, sollen in den jeweiligen Regionen stärker gebündelt werden. Dazu zählen etwa Planung, Produktsteuerung oder Logistik-Aufgaben, die bislang häufig parallel existierten. VW-Markenchef Thomas Schäfer beschreibt das Ziel mit den Worten, die neue Struktur ermögliche „Synergien und regionale Kostenvorteile“, die den Kern der Volumengruppe stärken sollen.
Zum ersten Mal greift das neue Modell auf der iberischen Halbinsel. Ab Januar 2026 führt André Kleb die Werke in Spanien und Portugal. Die Position des Chief Production Officers für diese Region wurde dafür neu geschaffen. Kleb berichtet sowohl an Christian Vollmer, Produktionsvorstand der Marke Volkswagen, als auch an Seat/Cupra-CEO Markus Haupt. Diese doppelte Verantwortungsstruktur ergibt sich aus der Besonderheit, dass in der Region sowohl Standorte der Marken Seat/Cupra als auch von Volkswagen liegen. Gleichzeitig entfällt im Vorstand von Seat/Cupra künftig ein eigener Produktionsposten, da die Gruppe zentrale Aufgaben stärker bündeln möchte.
Die künftigen Regionalchefs übernehmen marken- und länderübergreifende Verantwortung. Zu ihrem Aufgabenfeld gehört die überregionale Koordination von Planung, Projektarbeit und Anläufen sowie die Organisation der Logistik. Vollmer betont, der Ansatz verknüpfe globale Vernetzung mit lokaler Effizienz und schaffe damit eine Struktur, die den Konzern wettbewerbsfähig halte.
Elektro-Kleinwagen rücken in den Mittelpunkt
Der Fokus auf die iberische Halbinsel hat auch weitere Gründe. Ab 2026 starten dort die Bauprogramme für die neue Generation kleiner Elektroautos. In Martorell sollen der ID.Polo und der Cupra Raval entstehen, während die SUV-Varianten ID.Cross und Škoda Epiq in Pamplona gefertigt werden. Ein weiteres Modell, der kleinere ID.1, soll ab 2027 im portugiesischen Werk Palmela vom Band laufen. Palmela erhält im März 2026 eine neue Leitung: Anabel Andión Lomero übernimmt die Verantwortung für den Standort. Bisher leitete sie das Vorseriencenter von Seat/Cupra, in dem die Modellanläufe der Electric Urban Car Family vorbereitet werden. Ihr Vorgänger Thomas Hegel Gunther wechselt nach Wolfsburg und tritt Klebs bisherige Position an.
Die übergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Markenfamilie ist nicht neu. Bereits bei der Entwicklung der Kleinwagen spielte Seat/Cupra eine zentrale Rolle, allerdings ohne übergeordnete organisatorische Strukturen. Künftig könnte die Brand Group Core auch weitere Bereiche wie die Beschaffung einheitlicher regeln. Das würde bedeuten, dass einzelne Markenvorstände Aufgaben abgeben müssten, was nicht überall auf Zustimmung stoßen dürfte. Zentralistische Ansätze können Prozesse zwar vereinfachen, gleichzeitig haben sie in der Vergangenheit auch zu Reibungen geführt. Beispiele aus anderen Konzernen zeigen, dass eine solche Struktur Vorteile bietet, aber keineswegs automatisch zu besseren Ergebnissen führt.
Die neue Steuerung soll 2026 auf weitere Regionen ausgeweitet werden. Zwar gibt es dazu noch keine offiziellen Angaben, doch Konzernkreise berichten bereits von einer geplanten Aufteilung in „Osteuropa“ mit Tschechien, der Slowakei und möglicherweise Indien sowie „Mitteleuropa“, zu der unter anderem Deutschland und Polen zählen sollen. Hinzu kommen Verbünde für Nord- und Südamerika. Der Standort Südafrika soll organisatorisch Südamerika zugeschlagen werden, da dort ähnliche Modelle entstehen. Die Werke in China bleiben von der Reform ausgenommen.
Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 27.11.2025







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