Tesla steckt schon seit einigen Monaten in einer schwierigen Phase, in der die Entwicklung des Geschäfts mit Elektroautos deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Während CEO Elon Musk große Teile des Jahres damit verbracht hat, seine Vision für Robotik zu vertiefen und die Zustimmung der Aktionär:innen zu einem milliardenschweren Vergütungspaket zu sichern, verschlechtern sich die Aussichten im Kerngeschäft immer weiter. In Europa, China und den USA zeigt sich ein rückläufiger Trend, der sich über mehrere Monate hinweg stetig verfestigt hat.
In Europa ist der Rückgang besonders ausgeprägt. Nach aktuellen Branchenzahlen lagen die Verkäufe im Oktober fast 50 Prozent unter dem Vorjahreswert. Über das Gesamtjahr gerechnet ergibt sich ein Minus von etwa 30 Prozent, während der Markt für Elektroautos in der Region insgesamt zweistellig wuchs. Diese Entwicklung lässt darauf schließen, dass der Absatzrückgang nicht allein auf kurzfristige Schwankungen zurückzuführen ist. Hinweise darauf, dass kontroverse politische Aussagen Musks im vergangenen Jahr Proteste auslösten, stehen im Raum. Obwohl er sich mittlerweile zurückhaltender äußert, bleibt die Nachfrage in Europa auf niedrigem Niveau.
Der weltweite Absatz wird in diesem Jahr laut Schätzungen um rund sieben Prozent sinken. Ein kurzer Anstieg im dritten Quartal beruhte vor allem auf US-amerikanischen Käufern, die sich noch vor dem Auslaufen einer Steuervergünstigung ein neues Elektroauto sichern wollten. Der positive Effekt hielt jedoch nicht an und wurde bereits im Oktober wieder zunichte gemacht.
Tesla Model Y bekommt immer mehr Konkurrenz
Noch 2023 war das Model Y das meistverkaufte Auto weltweit. Seitdem hat sich die Position Teslas verändert. Viele Wettbewerber bieten neue und innovativere Elektroautos zu niedrigeren Preisen an und erweitern das Angebot stetig. Analyst:innen verweisen darauf, dass Teslas Modellpalette schmal geblieben ist und einige Baureihen kaum spürbar erneuert wurden. Eine Reaktion darauf ist eine abgespeckte Version des Model Y, mit der der Hersteller den Absatz beleben möchte.
In mehreren europäischen Märkten nimmt die Konkurrenz weiter zu. Besonders auffällig ist der starke Auftritt chinesischer Newcomer: BYD etwa erreichte im Oktober europaweit mehr als doppelt so viele Verkäufe wie Tesla. Gleichzeitig meldete Volkswagen ein kräftiges Plus bei Elektroautos und erreichte bis September ein Niveau, das deutlich über dem von Tesla liegt. Fachleute interpretieren diese Entwicklung als Zeichen dafür, dass europäische Hersteller ihren Rückstand aufgeholt haben. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut formuliert es mit den Worten, das Problem liege nicht nur in Teslas eigenem Angebot oder der Konkurrenz aus China, sondern auch im Fortschritt der europäischen Marken.
In China fällt der Rückgang weniger drastisch aus, bleibt jedoch spürbar. Die Auslieferungen sanken im Oktober auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren, was einem Minus von knapp 36 Prozent entspricht. Auf das bisherige Jahr betrachtet ergibt sich ein Rückgang von gut acht Prozent. Neue Modelle lokaler Anbieter wie Chery oder Neueinsteiger wie Xiaomi verstärken den Wettbewerb zusätzlich.
In den USA zeigte sich zuletzt ein ambivalentes Bild. Der September brachte ein Plus, beeinflusst durch den auslaufenden Steuerbonus. Bereits im darauffolgenden Monat folgte ein deutlicher Rückschlag. Branchenkreise erwarten, dass der Markt für Elektroautos verhalten bleibt. Jedoch könnte Tesla davon profitieren, dass einige traditionelle Hersteller ihre Investitionen in neue Elektroautos zurückfahren. Zudem hat Tesla günstigere Varianten von Model 3 und Model Y eingeführt, die nach Einschätzung mancher Analyst:innen helfen könnten, den Marktanteil zu stabilisieren.
Quelle: Reuters – Tesla struggles to course correct from sales skid







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