Volvo EX90 Twin Motor Performance im Test: Entspannter denn je

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Stefan Grundhoff
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In der Premiumliga spielt die erste Geige bei den drei deutschen Marken Audi, BMW und Mercedes. Doch der ein oder andere Dauerkunde will sich vielleicht einmal abheben, etwas anderes fahren – cool, lässig und edel. Da bleiben Modelle von Range Rover, Cadillac oder Volvo und je nach Markt auch der ein oder andere chinesische Hersteller.

Doch auf der Suche nach einem luxuriösen Crossover für die ganze Familie ist das Angebot nicht allzu groß, wenn es rein elektrisch werden soll. Das südkoreanische Markenpärchen aus Kia und Hyundai hat mit EV9 und Ioniq 9 zwei sehr starke Modelle im Portfolio, die Dank 800-Volt-Bordnetz noch über extrem schnelle Aufladetempi verfügen. Dieses 800-Volt-Netz bekommt der EX90 erst mit Verzögerung nach der elektrischen Oberklasse-Limousine ES90, die in diesem Herbst ihre Premiere feiert.

Das nur elf Kilowatt starke Nachladetempo des Crossovers am AC-Lader fällt in den USA kaum ins Gewicht, weil die meisten Ladesäulen ohnehin nur zwischen fünf und acht Kilowatt liefern. Dafür ist es im Alltag oftmals günstig zu laden. Die Kilowattstunde kostet zwischen 0,30 und 0,50 US-Dollar – ohne jeden Vertrag und einfach zu bezahlen per Kreditkarte oder Smartphone. Das würde man sich auch in Mittel- und Südeuropa wünschen.

Doch das Thema Nachladen ist bei dem Schweden auch bei den aktuellen Modellen kein Problem, denn wenn das Akkupaket leer und die Ladesäule schnell genug sind, dann fasst der knapp 2,8 Tonnen schwere Allradler mit bis zu 250 Kilowatt nach. Ein kurzer Zwischenstopp reicht daher zumeist, um das stattliche 111-kWh-Batteriepaket im Unterboden erstarken zu lassen. Ist der Akku erst einmal unter die 30-Prozent-Marke gerutscht, lädt der chinesische Schwede stabil mit mehr als 190 kW.

Der Allradler leistet in der Performance-Version üppige 380 kW / 517 PS und spektakuläre 910 Nm maximales Drehmoment, die aus nahezu jedem Tempo für imposante Zwischenschübe sorgen. Ein kurzer Zwischenspurt aus der Kurve oder schnell einmal überholen – das geht ebenso lässig wie dynamisch. Das Fahrwerk ist trotz stattlicher 21-Zöller immer noch komfortabel und allein die amerikanischen Querfugen nerven auf zerborstenen Straßen. In schnell gefahrenen Kurven fehlt jedoch nicht nur die Rückmeldung der Lenkung, sondern auch die Abstützung nach außen. Der Volvo wankt spürbar, je enger der Radius wird. Zugegeben – sportlich sind die Crossover von Volvo nie gewesen. Sie glänzen lieber mit Komfort und rollender Entspannung.

In den USA aufgrund strenger Tempolimits hinfällig – aber in Deutschland dem ein oder anderen Bleifüßer ein Ärgernis – ist die Abregelung bei 180 km/h. Jedenfalls muss man sich beim Abendessen in Newport Beach ein paar Rückfragen gefallen lassen, wieso ein derart großer Luxus-SUV mit mehr als 500 PS bei 180 km/h abgeregelt werden muss, wenn die gesamte Konkurrenz mit 210 bis 250 km/h unterwegs ist – einschließlich Tesla. Doch wer mit dem Allrad-Koloss auf dem Highway unterwegs ist, verschwendet daran bei erlaubten 75 mph in Kalifornien, was 120 km/h entspricht, ohnehin kaum einen Gedanken – und cruist entspannt dahin. Dabei erfreut der Volvo EX90 mit einem beeindruckend geringen Geräuschniveau und überaus komfortablen Sitzen.

Dass die Bedienung der Lederstühle über den einzigen Controller an der Außenseite unten am Sitz etwas kompliziert läuft, zeigt einmal mehr den fortgeschrittenen Purismus, mit dem Volvo unterwegs ist. Eine normale Sitzbedienung würde dem EX90 gut stehen und auch unerfahrenen Passagieren das Justieren erleichtern. Das gleiche gilt für die gute Massagefunktion und die Sitzbelüftung, die beim weichen Edelleder nicht einmal serienmäßig ist und im Fond fehlt. Das können manche Wettbewerber auch aus der zweiten Reihe wie Tesla oder Cadillac besser. In dieser Liga sollten sich auch die Fondsitze elektrisch verstellen lassen und nicht allein die dritte Sitzreihe auf Knopfdruck im dann ebenen Ladeboden verschwinden.

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Der große Laderaum – schick ausgekleidet – hinter der der weit aufschwingenden Heckklappe und der große Frunk mit mehreren Abteilen: klasse. Doch bei allem ebenso coolen wie schicken Purismus im Innern würden ein paar Schalter mehr den Insassen den Alltag erleichtern. Dass man zum Beispiel in zweite Bedienebene wechseln muss, um die hinteren Fensterheber zu bedienen ist ebenso ärgerlich wie die fehlende Jalousie des Panoramadachs oder das Fehlen von elektrischen Rollos an den hinteren Seitenfenstern. Das sollte ein Fahrzeug, das in Deutschland bei knapp 97.000 Euro startet und in den USA 86.290 US-Dollar zzgl. lokaler Steuern kostet, allemal im Ausstattungsportfolio haben. Und das Ladetempo in der Smartphone-Schale ist vorsichtig ausgedrückt sehr zögerlich.

Was beim Volvo EX90 im Alltag prächtig funktioniert, ist die Google-Vernetzung nebst Einbindung von Smartphone und Fahr- oder Ladefunktionen. Das zentrale 14,5-Zoll-Display könnte gerne etwas größer sein, das Fahrerdisplay ist mit neun Zoll kleiner als bei den meisten Wettbewerbern, aber die Bedienung klappt über Sprache, Lenkrad oder Touch ohne Probleme. Dafür ist der Volvo aufmerksam und er möchte, dass man es ebenfalls bleibt. Wer nur kurz seine Augen von der Fahrbahn nimmt, bekommt akustische und visuelle Warnhinweise, die deutlich über die aktuellen juristischen Voraussetzungen hinausgehen. Dann lieber die Musik etwas lauter drehen und den satten Klang aus dem exzellenten Boxensystem genießen.

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Stefan Grundhoff

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Stefan Grundhoff ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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