Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter ist der Meinung, dass die Bundesregierung bei der E-Mobilität auf der Bremse steht: „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss deutlich beschleunigt werden, wenn die Bundesregierung das selbst gesteckte Ziel von einer Million Ladepunkten im Jahr 2030 ernst meint“. Solche Forderungen werden aus verschiedensten Kreisen immer lauter. Nicht nur aus der Politik. Vonseiten des Branchenverbands wird gar der Aufruf zu einem „Ladenetz-Gipfel“ laut.
So müsse das deutsche Netz der Ladesäulen schleunigst ausgebaut werden, um mit dem Absatz an E-Autos Schritt halten zu können. Die Weichen dazu sollen nach den Vorstellungen des Branchenverbandes VDA zügig bei einer Konferenz mit Bund, Ländern und Kommunen sowie Vertretern weiterer Branchen gestellt werden. „Ich möchte einen Ladenetz-Gipfel mit allen Playern, und der sollte noch vor Weihnachten stattfinden“, so VDA-Präsidentin Hildegard Müller dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Neben dem VDA sollten Bund, Ländern und Kommunen als auch Gebäudewirtschaft, Mineralölfirmen, Parkhausbetreiber und Flughäfen teilnehmen. Man müsse mehr und neue Akteure mit an den Tisch bringen, damit alle für den Aufbau der Ladeinfrastruktur mit eingebunden werden können. So gehöre zu den wichtigsten Themen ein beschleunigtes Planungsverfahren und erleichterte Genehmigungen für Ladestationen an Tankstellen, der Ausbau des Ökostroms und eine Befreiung des Ladestroms von der EEG-Umlage. Müller geht einen Schritt weiter und gibt zu verstehen: „Ladestrom muss billiger sein als Diesel. Jede Kommune sollte jetzt einen Ausbauplan für Elektromobilität vorlegen, jeder Bürgermeister muss das ganz oben auf die Agenda setzen.“ Eine Aussage, welche sicherlich polarisiert.
Die Nachfrage nach E-Autos boomt, auch wegen erhöhter staatlicher Kaufprämien, die die Nachfrage inmitten der Corona-Pandemie ankurbeln sollen. Im Oktober lag die Zahl neu zugelassener Pkw mit Elektro- oder Plug-In-Hybrid-Antrieb nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) bei fast 48.000. Das entspricht einem Marktanteil in dem Monat von 17,5 Prozent. Anfang des Jahres lagen diese Zahlen noch bei 16.000 Fahrzeugen, sowie einem Marktanteil von 6,7 Prozent. Die Bundesregierung hält sieben bis zehn Millionen E-Autos auf deutschen Straßen in Deutschland bis 2030 für notwendig, um Klimaschutzziele zu erreichen.
Realistisch gesehen ist man von diesem Ziel aber noch weit entfernt. Laut Experten sei vor allem das unzureichend ausgebaute Ladenetz eine Bremse. Unlängst hatte der europäische Herstellerverband Acea darauf hingewiesen, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur nicht mit der stark wachsenden Nachfrage nach E-Autos Schritt halte. Ein Beispiel für fehlenden Fortschritt sei laut Müller der Berliner Flughafen. Dort stehe im Schnitt für 13 Elektroautos ein Ladepunkt zur Verfügung, schon in einem halben Jahr müssten sich voraussichtlich 20 Autos einen teilen. Bei 18.000 Parkplätzen hat es der neue Hauptstadtflughafen BER gerade einmal auf 20 Ladestationen gebracht. „Das kann nicht deren Ernst sein“, so Müller.
Quelle: Automobil-Industrie – Autoindustrie-Lobby fordert: „Ladestrom muss billiger sein als Diesel“