Thailands Chance als E-Auto-Exportbasis nach Europa

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Der chinesische Automobilhersteller SAIC Motor, der der in Europa vor allem für seine E-Autos unter der Marke MG bekannt ist, plant von Thailand aus E-Autos nach Europa zu verkaufen. Künftig könnten chinesische Elektroauto-Hersteller Thailand als Produktionsstandort nutzen, um die hohen Einfuhrzölle und Handelsbarrieren der EU zu umgehen.

Chinesische Autohersteller stehen vor großen Herausforderungen in Europa. Die EU-Kommission hat hohe Zölle von bis zu 36 Prozent für Importe aus China ab Anfang November 2024 angekündigt. Diese strengen Maßnahmen zwingen die Hersteller, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern.

Die geplanten Zölle sollen unfaire Subventionen ausgleichen und den Wettbewerb in der EU schützen. Es war vorgesehen, dass ab 04. Juli Strafzölle auf in China gefertigte Elektroautos in einer Höhe von bis zu 38,1 Prozent erhoben werden sollen – gestaffelt nach der jeweiligen Kooperationsbereitschaft der Hersteller während der Ermittlungen. Unternehmen, die nicht kooperierten, sehen sich weiterhin dem höchsten Aufschlag gegenüber, dieser wurde nun auf 36,3 Prozent gesenkt. Eine wichtige Klarstellung im neuen Entwurf ist, dass die geplanten Zölle nicht rückwirkend erhoben werden sollen.

Laut Suroj Sangsnit, dem stellvertretenden Geschäftsführer von SAIC Motor, könnten thailändische Automobilhersteller diese Gelegenheit nutzen und sich als Exportbasis für chinesische E-Autos etablieren. Damit Elektroautos, die in Thailand produziert werden, die europäischen Handelsbarrieren überwinden, müssen sie einen Anteil von mehr als 40 Prozent lokal hergestellter Teile aufweisen. So könnten sie als „aus Thailand stammend“ gelten. Um dieses Ziel zu erreichen, investieren chinesische Hersteller verstärkt in die Entwicklung und Produktion von Elektroauto-Komponenten in Thailand.

Thailand hat bisher keine Autos nach Europa exportiert, da es kein Handelsabkommen zwischen den beiden Regionen gibt. Es wird geschätzt, dass Thailand Importzölle von 10 bis 20 Prozent zahlen müsste, wenn es beginnt, E-Autos nach Europa zu exportieren. Suroj betonte, dass die Regierung ein Freihandelsabkommen mit der EU bis Ende des Jahres abschließen sollte. Dies könnte den Weg für thailändische Elektroauto-Hersteller auf den europäischen Markt öffnen. Für SAIC im Speziellen würde dies bedeuten, dass statt 36,3 Prozent auf einen MG4 electric maximal um die 20 Prozent anfallen dürften. E-Autofahrer:innen dürfte dies erfreuen.

Zusätzlich forderte Suroj die Regierung auf, die Errichtung von Batteriefabriken in Thailand zu fördern. Batterien sind ein wesentlicher Bestandteil von Elektroautos und könnten den Anteil lokal hergestellter Teile erheblich erhöhen. SAIC Motor stellt bereits einige wichtige Komponenten für Elektroautos in seinen Fabriken her, darunter Batterien, Hochvolt- und Niedervoltkabelbäume, E-Kompressoren, Onboard-Ladegeräte und DC/DC-Wandler. Die Produktion weiterer Teile wie Batteriemanagementsysteme, Traktormotoren, Antriebskontrolleinheiten, Reduktionsgetriebe und PCU-Wechselrichter wird derzeit gemeinsam mit Partnern und Zulieferern entwickelt. Diese Entwicklung könnte mindestens ein Jahr dauern. Anschließend müssen die Teile vom thailändischen Zentrum für Automobil- und Reifenprüfung, Forschung und Innovation getestet werden.

Suroj sieht große Chancen für Thailand, wenn es gelingt, die europäische Nachfrage nach Elektroautos zu bedienen. Die Zusammenarbeit mit chinesischen Herstellern und die verstärkte lokale Produktion von Komponenten könnten das Land zu einem wichtigen Akteur in der globalen Elektroauto-Industrie machen. Die thailändische Regierung muss jedoch entschlossen handeln, um die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und Investitionen in die Elektromobilität weiter zu fördern.

Quelle: nationthailand.com – ‘MG’ aims to export first ‘Made in Thailand’ EVs to Europe

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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