Die Zahl der Studien, die Elektroautos eine bessere Klimabilanz gegenÞber Verbrenner bescheinigen, dÞrfte weltweit betrachtet deutlich dreistellig sein. In diese Reihe stellt sich nun eine aktuelle Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA, verlinkt als PDF).
Fahrzeuge haben nicht nur im Betrieb, sondern auch bei der Herstellung und Entsorgung eine Wirkung auf die Umwelt und das Klima. Laut der aktuellen UBA-Studie sind im Jahr 2020 zugelassene Elektroautos dabei um etwa 40 Prozent klimafreundlicher in ihrer Wirkung als Pkw mit Benzinmotor. Bei einem raschen Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung steigt dieser Klimavorteil fÞr im Jahr 2030 zugelassene Pkw auf rund 55 Prozent.
Dazu sagt UBA-PrÃĪsident Dirk Messner: âElektrische Fahrzeuge sind ein wesentlicher Baustein, um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen. Um deren Anschaffung attraktiver zu machen, sollten kÞnftig Pkw mit hÃķheren CO2-Emissionen bei der Neuzulassung mit einem Zuschlag belegt werden. Nur so werden wir das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E Autos im Jahr 2030 Þberhaupt noch erreichen kÃķnnen.â
In der Studie wurden die Umwelt- und Klimawirkungen von Personenkraftwagen (Pkw) und Nutzfahrzeugen mit konventionellen und alternativen Antrieben detailliert und anhand des gesamten Fahrzeuglebenszyklus untersucht und verglichen. Der Klimavorteil von Elektroautos â so die Ergebnisse der Studie â steigt von 40 Prozent bei Zulassung in 2020 auf bis zu 55 Prozent fÞr in 2030 zugelassene Pkw im Falle eines zÞgigen Ausbaus erneuerbarer Energien an. Der Klimavorteil bleibt demnach selbst dann bestehen, wenn sich der Anteil von aus erneuerbarem Strom hergestellten E-Fuels fÞr Pkw mit Verbrennungsmotor in den kommenden Jahren deutlich erhÃķhen wird.
Nicht nur Klimawirkung untersucht
Bei einigen Umweltwirkungen ergeben sich fÞr EâAutos mit Zulassung im Jahr 2020 teilweise noch Nachteile. Vor allem die Auswirkungen auf Wasser (aquatische Eutrophierung) und BÃķden (Versauerung) mÞssen dem Klimavorteil bei der Nutzung gegenÞbergestellt werden.
Diese Nachteile der elektrischen Pkw sind grÃķÃtenteils auf die noch fossile StromÂbereitstellung zurÞckzufÞhren. Im Zuge der bereits im Gange befindlichen Umstellung auf ein erneuerbares Stromsystem nehmen diese Nachteile immer weiter ab. Im Jahr 2050 liegt das Elektroauto bei allen untersuchten Umweltwirkungen vor Pkw mit Verbrennungsmotoren. Dann verursacht das Elektroauto gegenÞber dem Benzin-Pkw beispielsweise auch eine um rund 27 Prozent geringere aquatische Eutrophierung.
Daneben steigen durch die ElektromobilitÃĪt die Bedarfe und der Abbau von teilweise kritischen Rohstoffen, beispielsweise Kobalt, Nickel und Lithium, an. Jedoch kann die Bereitstellung von PrimÃĪrrohstoffen durch eine geeignete KreislauffÞhrung (z.B. Recycling) perspektivisch deutlich reduziert werden.
FÞr einen schnellen Hochlauf der ElektromobilitÃĪt seien zielgerichtete haushaltsneutrale MaÃnahmen vorteilhaft, so das UBA, wie etwa eine Reform der KFZ-Steuer, die im ersten Jahr der Zulassung eines Neuwagens einen Zuschlag fÞr Pkw mit hohen CO2-Emissionen erhebt, wie sie etwa Frankreich schon vor einigen Jahren eingefÞhrt hat. Dies kÃķnnte deutlich effektiver als die entfallene KaufprÃĪmie wirken. Um die umwelt- und klimaschÃĪdlichen Wirkungen zu verringern und den Verkehr noch schneller klimavertrÃĪglich zu gestalten, bleibe aber auch die Verkehrswende mit Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung wichtig. Jede vermiedene Pkw-Fahrt spare Strom oder Kraftstoff und schone Mensch und Umwelt â und wie eine weitere aktuelle Studie zeigt, auch die Nerven.
Lkw ebenfalls betrachtet
In der Studie wurde auch die Umweltbilanz von Lkw untersucht. Lkw, die verflÞssigtes Erdgas (LNG) nutzen, haben weder bei Zulassung in 2020 noch in 2030 Vorteile gegenÞber Diesel-Lkw. Bei elektrischen SattelzÞgen stellen sich fÞr 2030 zugelassene Fahrzeuge deutliche Klimavorteile ein. Aufgrund der hohen Fahrleistungen der Lkw ist die Nutzungsphase noch relevanter als bei Pkw â damit sind die Emissionen bei der Fahrzeug- und Batterieherstellung nicht so dominant.
Elektro-Lkw oder solche mit Oberleitung und Akku sind bei Zulassung in 2030 im Falle eines zÞgigen Ausbaus erneuerbarer Energien schon zu 73 bis 78 Prozent im Klimavorteil gegenÞber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor; sonst sind es 55 bis 60 Prozent. Auch in 2050 verursachen diese Fahrzeuge weniger Treibhausgasemissionen als Verbrenner.
Allgemein gelte: Um die Klima- und Umweltvorteile von elektrischen Fahrzeugen nutzen zu kÃķnnen, sei ein entsprechender Auf- und Ausbau von Ladeinfrastruktur dringend notwendig. Gerade bei Lkw sei hier ein rasches Handeln erforderlich, denn durch die reduzierte LkwâMaut fÞr elektrische Lkw gebe es derzeit ein groÃes Nachfragepotential.
Die Studie âAnalyse der Umweltbilanz von Kraftfahrzeugen mit alternativen Antrieben oder Kraftstoffen auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Verkehrâ wurde vom Umweltbundesamt (UBA) beauftragt und vom Ifeu â Institut fÞr Energie- und Umweltforschung Heidelberg durchgefÞhrt. Neben den Treibhausgasen wurden auch Energie-, Ressourcen- und Wasserverbrauch sowie die Schadstoffemissionen in Luft, Wasser und Boden analysiert.
ZusÃĪtzlich zu den direkten Umweltwirkung durch die Nutzung der Fahrzeuge wurden auch die UmweltÂwirkungen bei der Herstellung von Fahrzeugen, Kraftstoffen und StromerzeuÂgungsÂÂanlagen als sogenanntes âHintergrundsystemâ detailliert bestimmt. Die Analysen wurden jeweils fÞr Fahrzeuge, die 2020, 2030 und 2050 zugelassen wurden, durchgefÞhrt.
Quelle: Umweltbundesamt â Pressemitteilung vom 01.02.2024