Statt billiger werden viele beliebte E-Modelle aktuell deutlich teurer – Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent sind keine Seltenheit. Damit ist auch die Preisparität zwischen Elektroautos und vergleichbaren Verbrennern in weite Ferne gerückt, trotz Umweltprämie. Da nützt es wenig, wenn Stellantis-Europachef Uwe Hochgeschurtz dazu anmerkt, man komme nach Abzug des Umweltbonus zu einem fairen Preis und erhalte viel Auto für sein Geld. Im Juni hatten Stellantis-Vertreter noch gewarnt, der Elektroauto-Markt würde zusammenbrechen, wenn die Autos nicht billiger werden.
Stellantis-Modelle führen im Kleinwagensegment in Europa die Verkaufsstatistiken an: die elektrifizierten Varianten des Peugeot 208 und Opel Corsa boomen, der Fiat 500e hat sich zum Bestseller entwickelt. Der hohe Marktanteil der Stellantis-Gruppe in diesem Segment fusst nicht zuletzt auf der Schwäche des großen Konkurrenten Volkswagen, der abgesehen vom derzeit nicht bestellbaren e-up derzeit kein Elektroauto unterhalb der Golf-Klasse anbietet. Abhilfe schaffen soll der ID.2, der aber erst 2025 auf den Markt kommen und unter 25.000 Euro kosten soll. Ob der Preis zu halten ist, bleibt abzuwarten. Stellantis-Autos wären aber auch heute „nicht übertrieben teuer„, erklärte Hochgeschurtz in einem Gespräch mit der WELT. Die Elektrifizierung würde für den Hersteller rund 50 Prozent Mehrkosten gegenüber einem Verbrennermodell bedeuten.
Wegen der hohen Inflation würden sich viele Käufer derzeit zurückhalten, die Bestellungen seien etwas abgeflacht. Stornierungen gebe es aber keine, so Hochgeschurtz. Auf die Ankündigung des ID.2 von Volkswagen reagiert Hochgeschurtz bissig: „Die Kunden kaufen keine Versprechen„, wenn man ein Auto kaufen wolle, dann müsse es auch auf dem Markt sein.
Ohnehin setzt Stellantis vor allem auch auf Elektrokleinstwägen wie den Opel Rocks e oder den Citroen Ami – genaugenommen gar keine Autos, weil auf eine Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometern begrenzt und ab 15 Jahren mit Führerscheinklasse AM zu fahren. Dieses Segment mit Preisen ab 8.000 Euro verkaufe sich „fantastisch„, weshalb die Produktionskapazitäten erhöht werden sollen. In diesem Segment sei Stellantis derzeit der einzige Anbieter, so Hochgeschurtz.
Der Europa-Manager sieht zudem ein Ende der Reichweitenangst: viele Kunden würden auch mit geringeren Reichweiten zufrieden sein, vor allem, wenn sie das Auto vorwiegend in der Stadt bewegen. Künftig würde ohnehin die Ladezeit entscheidend werden, nicht mehr die Reichweite. Gerade da habe es in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gegeben – Hochgeschurtz rechnet mit maximal 15 Minuten in den nächsten Jahren.
Anders als bei den Konkurrenten wie Renault oder Ford gäbe es bei Stellantis keine Pläne, das Geschäft mit Elektroautos von dem mit Verbrennern zu trennen – aus Rücksicht auf die Mitarbeiter. Denn jene, die in der Verbrennersparte arbeiten, würden sonst dem Ende ihres Arbeitsplatzes entgegen sehen. Allerdings wird die Wertschöpfungskette verlängert: in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Total und Mercedes-Benz baut Stellantis im Opel-Komponentenwerk Kaiserslautern eine Batteriezell-Fabrik, die 2025 die Produktion aufnehmen soll.
Quelle: welt.de – 320 Kilometer pro Ladung? „In der Stadt brauchen Kunden keine große Reichweite“
Ok also ich weiß nicht ob man hier von schneller Entwicklung reden kann, hört sich eher nach wir packen das schon Mentalität an.
Während hier über 15min Ladezeit gesprochen wird bringt BYD mit dem Atto 3 bis ende des Jahres das erste „Klein“ Fahrzeug mit Hyper Akku auf den Markt, Ladezeit des 75kwh Akku 8-12min von 15 auf 80%
Man muss sich auch über die Strategie von Stellantis im Kleinstwagen-Bereich wundern. Ich glaube, der Ami ist wirklich gut und günstig konstruiert, vor allem hat er Charme. Von daher fand ich es schon sehr schade, eine Opel Version abzuleiten, die deutlich weniger cool ist. Und warum gibt es nicht eine Version, die 90 km/h fährt und einen doppelt so großen Akku hat? Das wäre auf der Basis preiswert darstellbar und würde viele Nutzer eines Benzin-Smarts und von Verbrenner-Kleinwagen zum Umstieg bewegen.
„….erklärte Hochgeschurtz in einem Gespräch mit der WELT. Die Elektrifizierung würde für den Hersteller rund 50 Prozent Mehrkosten gegenüber einem Verbrennermodell bedeuten.“
Das halte ich für eine glatte Lüge. Das teuerste Bauteil eines E-Autos ist bekanntlich der Akku. Dieser dürfte im Großeinkauf etwa den Preis eines Verbrennungs-Motors mitsamt Getriebe erreichen. Jedoch fällt bei einem E-Auto die gesamte technische Peripherie eines Verbrennungsmotors weg: Kolben, Pleuel, Kurbelwelle, Nockenwelle, Anlasser, Lichtmaschine, Luftfiltereinheit, Injektoren, Einspritzpumpe, Ölpumpe, Kraftstoffpumpe, Turbo, die gesamte Abgasreinigung inklusive Katalysator, Partikelfilter etc., Kraftstoff-Tank, etc., etc.
Trotzdem kostet der aktuelle Elektro-Corsa 33.000,-€ nach Liste. Nur ein Beispiel unter vielen, andere Hersteller sind in der Beziehung nicht besser. Ich meine, wen wollen die Hersteller eigentlich veräppeln? Es ist doch eigentlich ein offenes Geheimnis, dass speziell die europäischen Hersteller die Einführung kostengünstiger E-Autos so lange wie irgendwie möglich hinauszögern möchten, um die Margen künstlich hoch zu halten, und vor allem so lange die E-Auto Förderung noch läuft. Die selbst in Zeiten von Corona und Ukraine-Krieg deutlich angestiegenen Milliardengewinne bei Stellantis und Co. sagen alles. Selbst die in den Markt drängenden Chinesen (z.B. BYD) bringen zunächst nur die hochpreisigen Modelle zu uns. Aber dies wohl auch nicht mehr allzu lange: Absehbar werden auch endlich für den Normalverdiener bezahlbare Modelle wie Dolphin oder Seagull in Europa aufschlagen (wenn wir beim Beispiel BYD bleiben möchten). Nicht umsonst plant Stellantis plötzlich eine indische Produktion bezahlbarer E-Autos für Europa (heutige Meldung!): Die Marge soll hoch bleiben, auch angesichts wachsender Konkurrenz aus China.
Es geht also doch plötzlich und sehr schnell mit den günstigen E-Autos, wenn Druck von außen kommt.
Noch ein gut gemeinter Hinweis: Wer derzeit plant, ein E-Auto mit Lithium-Ionen Akku privat zu finanzieren, macht meiner Meinung nach einen Fehler. Ich warte lieber auf ein bezahlbares E-Auto mit Lithium-Eisenphosphat-Akku oder mit Natrium-Akku (CATL und BYD). Die halten deutlich, deutlich länger.