Renault arbeitet an einer neuen Architektur, die elektrische Antriebe und Plug-in-Hybridtechnik miteinander verbindet. Die geplante Basis soll künftige Kompakt- und Mittelklassemodelle tragen und langfristig sowohl die CMF-C/D-Plattform für Verbrennungsmodelle als auch die AmpR-Medium-Struktur ersetzen.
Fabrice Cambolive, CEO der Marke, erklärte am Rande der Präsentation des neuen Twingo in Paris, man setze weiterhin auf ein eigenständiges Elektroauto-Layout. Gleichzeitig sei es sinnvoll, zusätzliche Reichweitenkonzepte vorzubereiten, falls der Markt Übergangslösungen brauche. Er sagte, man könne die kommenden Modelle „mit Range-Extendern ergänzen“, sollten sich E-Antriebe nicht wie erwartet durchsetzen.
Dieser Schritt markiert eine Veränderung im strategischen Kurs. Bislang nutzte Renault für Elektroautos weitgehend dedizierte Plattformen, mit Ausnahme einiger Nutzfahrzeugmodelle und des in China produzierten Dacia Spring. Die europäische Industrie steht nun vor der Frage, ob neue Architekturen ausschließlich elektrisch ausgelegt sein sollen oder flexibel genug, um auch Hybridkonzepte zu ermöglichen. Die Entscheidung fällt in einem Umfeld, in dem der Markt für emissionsfreie Antriebe wächst, aber mit einer geringeren Geschwindigkeit als von Herstellern und politischen Entscheidungsträgern prognostiziert. Zugleich bleibt ungewiss, ob die EU an der Vorgabe festhält, ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zuzulassen.
Hersteller ringen um die richtige Antriebsstrategie
Mehrere Wettbewerber haben sich für Multi-Energie-Plattformen entschieden, die unterschiedliche Antriebsarten erlauben. BMW, Mercedes und Stellantis verfolgen diesen Weg, während etwa Volkswagen oder Hyundai und Kia separate Architekturen für ihre Elektroautos nutzen. Renault kündigte bereits 2023 an, eine neue Elektroplattform für Kompakt- und Mittelklasseautos zu entwickeln, die die Kosten um rund 40 Prozent senken soll und ab 2028 in Serie geht. Die ersten Modelle sollen Nachfolger von Megane und Scenic sein, ergänzt durch eine Serienversion des Embleme-Konzepts, das 2024 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt wurde.
Für künftige Plug-in-Hybridversionen innerhalb dieser Architektur plant Renault laut Cambolive ein serielles Konzept. Dabei dient der Verbrennungsmotor als Generator, der Energie für den Elektromotor bereitstellt oder die Batterie lädt. Diese Anordnung unterscheidet sich von klassischen Plug-in-Hybriden, die zwei Antriebsquellen mechanisch koppeln. Der Konzern könnte dabei auf die Zusammenarbeit mit dem Joint Venture Horse zurückgreifen, das mit Geely entwickelt wurde. Horse präsentierte kürzlich einen kompakten Vierzylinder, der speziell als Range-Extender ausgelegt ist.
Aktuell bietet Renault nur im Spitzenmodell des Rafale einen Plug-in-Hybrid an und setzt ansonsten auf Vollhybride und rein elektrische Antriebe. Doch bei strengeren CO₂-Vorgaben ab 2030, die einen Flottenwert von fünfzig Gramm pro Kilometer vorsehen, dürfte der Bedarf an zusätzlichen elektrifizierten Antriebsvarianten steigen. François Provost, CEO des Konzerns, sagte beim Twingo-Termin, man müsse „eine fortgeschrittene Plug-in-Hybrid- oder Range-Extender-Lösung in Betracht ziehen“, um die Ziele für 2035 zu erreichen. Im Kleinwagensegment bleibt Renault bei getrennten Plattformen für elektrische und konventionelle Antriebe. Die starke Marktposition in diesem Bereich rechtfertigt laut Cambolive den parallelen Ansatz.
Quelle: Automotive News Europe – Renault bereitet E-Plattform mit Hybridoption vor







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