MAN will in Deutschland 2300 Stellen streichen, wie der Lastwagen- und Bushersteller am Donnerstag bekanntgegeben hat. Gleichzeitig plant das Unternehmen, mit Produktionsverlagerungen in Niedriglohnländer die Kosten zu drücken.
Die Marke, die wie Scania zur VW-Nutzfahrzeuge-Holding Traton gehört, kämpft wie die gesamte Branche mit einer schwachen Nachfrage in Europa und den USA. Um den sinkenden Gewinnen entgegenzuwirken, sollen über zehn Jahre hinweg 2300 der insgesamt 15.000 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Der Stellenabbau soll sozialverträglich erfolgen, bevorzugt über Vorruhestandsregelungen.
Die Gewerkschaft IG Metall wirft MAN vor, mehr Stellen als vereinbart abbauen zu wollen, und spricht vom möglichen Wegfall von 3100 Arbeitsplätzen. Am härtesten soll es das Stammwerk in München treffen, aber auch in Nürnberg und Salzgitter sollen Jobs wegfallen. Seitens der Gewerkschaft wächst die Sorge, durch die geplante Produktionsverlagerung nach Polen könnten weitere Arbeitsplätze in der Verwaltung sowie in Forschung und Entwicklung wegfallen.
Zudem befürchtet die IG Metall, der Konzern könnte den gesamten Karosseriebau aus dem Stammwerk in München ins polnische Krakau verlagern. „Dann würde der zukünftige Lkw in Polen gebaut“, sagte Sybille Wanke, die die IG Metall im Aufsichtsrat von MAN vertritt. Demnach sei auf lange Sicht die gesamte Montage in München gefährdet.
Laut MAN sind die hohen Strom- und Arbeitskosten in Deutschland belastend. Seine Stadtbusse baut der Hersteller ohnehin schon in Polen und der Türkei, wo die Arbeitskosten deutlich geringer sind. Die Gewerkschaft wirft dem Nutzfahrzeuge-Hersteller indessen vor, lediglich nach Gewinnmaximierung zu streben, denn MAN sei nach zahlreichen Sanierungen profitabel. Die IG Metall habe zudem angeboten, in München bis zu zwei Stunden mehr zu arbeiten, Sonderzahlungen auszusetzen und ab 2027 auf Tariferhöhungen zu verzichten, um den Standort zu stärken.
MAN will deutsche Werke aufrechterhalten
Das reichte der VW-Tochter jedoch nicht aus, weshalb das Unternehmen an Stellenabbau und Produktionsverlagerung festhält. Alle noch existierenden Produktionsstandorte in Deutschland sollen laut MAN aber erhalten bleiben, bis 2035 soll es eine Beschäftigungssicherung geben.
In den USA haben die Zollerhöhungen die Logistikbranche verunsichert. Laut dem US-Branchenverband FTR wurden in Nordamerika von Januar bis Oktober rund 30 Prozent weniger schwere Lkw bestellt als im Vorjahreszeitraum. In Europa ist die Nachfrage aufgrund der schwächelnden Konjunktur ebenfalls gesunken und bis zum Ende des dritten Quartals gingen 10 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vorjahr.
Unternehmen sieht „keine wesentliche Markterholung“
Bei MAN ist die bereinigte operative Marge in den ersten neun Monaten dieses Jahres von 7,1 Prozent im Vorjahreszeitraum auf 5,6 Prozent gesunken. Zudem kann das Unternehmen, nicht wie in der Vergangenheit, auf die finanzielle Unterstützung des Mutterkonzerns zählen, denn Volkswagen steckt selbst in der Krise.
Da MAN immer noch zu wenige Elektro-Lkw verkauft, drohen in Zukunft Kosten im dreistelligen Millionenbereich aufgrund der Abgasvorschriften. Finanzchefin Inka Koljonen sagte Ende Oktober, dass sie „mittelfristig keine wesentliche Markterholung“ sieht, wozu sie ergänzte: „Deshalb arbeiten wir weiterhin konsequent daran, unsere Resilienz zu stärken“.
Quelle: Handelsblatt – Warum MAN in Deutschland 2300 Jobs streicht







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