Manche werden sich vielleicht noch an Porsches Concept Car “Vision Renndienst” von 2018 erinnern. Dieser Van (siehe Titelbild) war die freie Interpretation eines familienfreundlichen Raumkonzepts für bis zu sechs Personen. Das Zuffenhausener Design-Team entwarf bereits vor sechs Jahren einen futuristischen „Raumgleiter“. Die Studie sollte zeigen, wie die Porsche-Design-DNA auf ein für die Marke bislang unbekanntes Fahrzeugsegment übertragen werden kann. Das Ergebnis: Ein vollelektrisches Konzeptfahrzeug mit einer luftigen und modularen Reisekabine samt zentralem Fahrersitz.
Als Vorlage dienten die dunkelroten Renndienst-Busse von Volkswagen aus den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren. Da Porsche selbst nie einen Bus oder Transporter hergestellt hat, sind die VW-Bullis untrennbar mit der Geschichte der Sportwagenmarke und des Motorsports verwoben. Im Jahr 1954 entschied sich das Porsche-Werksteam bei der Mille Miglia für den ersten Einsatz des Porsche-Renndienst-Bullis. Da Porsche kein passendes Transportfahrzeug für seine Rennwagen hatte, kam die Idee auf, einen VW T1 für den Transport der Boliden umzurüsten. Schließlich zeichneten sie sich vor allem durch ihre Funktionalität aus: Der Renndienst-Bulli diente als Ersatzteillager, Werkstatt, Taxi und auch mal als Schlafmöglichkeit. Eine wunderbare Steilvorlage.
Da wir wissen, dass Porsche viel Wert auf Historie legt und gerne altehrwürdige Modelle neu auflegt, wäre so ein Porsche-Van doch gar nicht mal so abwegig, oder? Für Peter Varga, der bei Porsche für das Exterieur-Design zuständig ist, überhaupt nicht. In einem Interview mit dem niederländischen Portal Topgear.nl zeigte er sich positiv gestimmt und sagte: “Der Van gefällt mir wirklich gut.” Die Frage, ob ein Van zur Marke Porsche passen würde, beantwortete er mit Zuversicht: “Ich glaube schon. Es ist ein schönes Auto, es sieht gut aus und warum nicht?” Varga zieht dabei einen Vergleich mit dem luxuriösen Toyota Alphard Van und betont die Möglichkeit, dass Porsche eine solche Art Fahrzeug in Betracht ziehen könnte: “Vielleicht ist es ein interessantes neues Produkt.”
Für das Gefahrenwerden in Zukunft würde es sicherlich Sinn machen: „Wir haben überlegt, wie wir einem Innenraum, der so weit weg ist vom klassischen Sportwageninterieur, dennoch eindeutig Porsche-Flair verleihen können. Und wie sich autonomes Fahren gestalten ließe“, erklärte Porsche-Designchef Michael Mauer im Jahr 2021. Der zweite Aspekt sei durchaus diskussionswürdig. Stehen Sportwagen doch für Selbstbestimmung, hieß es damals.
„Wir gehen nicht davon aus, dass unsere Kunden das Lenkrad aus der Hand geben möchten“, sagte Mauer weiter. Aber um Zukunft frei denken zu können, müssten Grenzen überschritten werden. So sei auch die zentrierte Fahrerposition im Renndienst-Van entstanden. „Wenn ich fahren möchte, habe ich mehr Cockpitgefühl als in jedem anderen Auto. Und wenn nicht, lässt sich der Fahrersitz um 180 Grad drehen – mit einem Schwenk wendet er sich den übrigen Passagieren zu. Diese Grundgedanken haben wir etwa ein Jahr lang materialisiert“, führte der Designchef aus.
Bis 2025 soll Hälfte aller verkauften Porsche elektrisch sein
Diesbezüglich merkte Varga im Gespräch mit Topgear.nl an, dass der zentrale Einzelsitz im Cockpit für ein Serienfahrzeug möglicherweise nicht geeignet sei und eine alternative Sitzposition erwogen werden könnte. Er erklärte: “Vielleicht können wir den Van mit einer normalen Sitzposition entwerfen.” So oder so: Ob Porsche tatsächlich einen elektrischen Van plant und schließlich auch auf den Markt bringen wird, bleibt offen. Varga unterstreicht im Gespräch mit der Onlineplattform, dass die Aussagen zu einem solchen Fahrzeug nur seine persönliche Meinung widerspiegle.
Porsche hat ohnehin genug zu tun. Varga macht deutlich, dass Porsche bemüht sei, bis 2025 die Hälfte aller neu verkauften Fahrzeuge elektrifiziert anzubieten und betont dabei die geplante Elektrifizierung der Modellpalette. Auf dem 75. Firmenjubiläum bestätigte der CEO von Porsche, Oliver Blume, dass das Unternehmen an einem Luxus-SUV oberhalb des Cayenne arbeite, welches selbstverständlich ebenso elektrisch sein werde wie der neue Elektro-Macan und die künftigen Cayman- und Boxster-Derivate. Außerdem soll der 911 um eine Hybridversion erweitert werden. Ob in naher Zukunft da noch Platz für einen eher Porsche-untypischen Van sein wird, bleibt fraglich. Ganz auszuschließen ist es aber auch nicht.
Quellen: Top Gear – Plant Porsche die Einführung eines Kleinbusses? Die Marke betrachtet dies derzeit als “sehr interessant” (übersetzt) / Porsche – Pressemitteilung vom 26.07.2021 und 16.11.2020