E-Autos bringen für Polizei viele Vorteile mit sich

E-Autos bringen für Polizei viele Vorteile mit sich
Copyright ©

franz12 / Shutterstock / 621910091 (Symbolbild)

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Egal, wo in sozialen Netzwerken ein Beitrag zu vollelektrischen Polizeiautos zu finden ist – die Witze über für Polizisten peinliche Szenarien bei Verfolgungsjagden lassen nicht lange auf sich warten. Da solche Ganovenjagden über Hunderte von Kilometern außer in Fernsehserien nicht zum Berufsalltag von Polizisten gehören und zudem die Annahmen über die Schwächen von Elektroautos bei diesen Szenarien meist stark überzeichnet sind, ist dies kein schlagendes Argument gegen E-Polizeiautos. Trotzdem sind trotz vieler Vorteile im Einsatz vollelektrische E-Autos in den Polizei-Fuhrparks noch eher selten. Woran liegt das? Und wohin geht die Reise? Eine Bestandsaufnahme am Beispiel Baden-Württemberg.

Die Polizei im Südwesten hat einem SWR-Bericht zufolge ein Jahr lang verschiedene elektrische Modelle im Dienstalltag ausprobiert. Am Anfang habe es auch bei den Beamten mitunter große Vorbehalte gegen E-Autos im Streifendienst gegeben, dies habe sich jedoch im Lauf der Zeit geändert. „So werden die Geräuschlosigkeit und die Beschleunigung der Fahrzeuge als einsatztaktisch sehr wertvoll bezeichnet“, heißt es. Fast alle Einsätze hätten zudem mit einem elektrischen Fahrzeug abgebildet werden können, weil die Standzeiten für ein Nachladen fast immer ausreichend lang gewesen seien. Und wirklich leer seien die Fahrzeuge auch fast nie von einem Einsatz zurückgekehrt.

Zwei von drei Polizeiautos elektrisch möglich

Eine aktuell noch arbeitende Projektgruppe soll herausfinden, „ob eine vollständige Elektrifizierung sinnvoll ist oder alternativ auch Fahrzeuge mit anderen Antriebssystemen oder alternativen Kraftstoffen, beispielsweise E-Fuels oder Wasserstoff, eingesetzt werden können“. Die ersten Ergebnisse sprechen dafür, dass in sehr vielen Einsatzbereichen nichts gegen vollelektrische Polizeiautos sprechen dürfte, sie im Gegenteil sogar einige Vorteile mit sich brächten. Auch für den Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, spricht nichts gegen den Einsatz von Elektro- oder Hybridfahrzeugen, schreibt der SWR.

Unter Berufung auf Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts stellt das Innenministerium des Bundeslandes fest: „Rund zwei Drittel der Polizeifahrzeuge könnten mit derzeit am Markt verfügbaren Fahrzeugen elektrifiziert werden.“ In städtischen Bereichen gebe es damit gar keine Probleme, schwierig sei es aktuell tendenziell noch in mitunter großflächigen Zuständigkeitsbereichen im ländlichen Raum oder für die Autobahnpolizei, wo eine Dienstfahrt mit mehreren kombinierten Einsätzen schon einmal einige Hundert Kilometer lang sein könne, ohne dass viel Zeit zum Nachladen wäre.

Derzeit noch kaum E-Autos im Fuhrpark

Trotz der ersten vielversprechenden Ergebnisse sind elektrische Polizeiautos auch in Baden-Württemberg noch die Ausnahme. Von knapp 5400 Einsatzfahrzeugen seien derzeit 57 vollelektrisch, hinzu kämen knapp 50 Plug-in-Hybride. Nicht einmal zwei Prozent des Fuhrparks sind also derzeit bereits alternativ angetrieben. Allerdings wolle das Innenministerium zeitnah 150 Fahrzeuge durch E-Autos und 200 durch Plug-in-Hybride ersetzen, sodass dann 8,5 Prozent der Fahrzeuge im Fuhrpark elektrisch aufladbar wären. In Hessen seien es derzeit etwa 3,5 Prozent.

Quelle: SWR – „Elektroautos bei der Polizei: BW stellt den Fuhrpark langsam um“

worthy pixel img
Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

Wie Dacia den Spring weiterentwickelt, ohne ihn zu verteuern

Wie Dacia den Spring weiterentwickelt, ohne ihn zu verteuern

Sebastian Henßler  —  

Neue Motoren, überarbeitete Plattform und effizientere Aerodynamik: Dacia bringt den Spring auf einen neuen Stand, ohne sein Grundkonzept zu verändern.

Renault 4 E-Tech als Van – Stadtlieferung neu gedacht

Renault 4 E-Tech als Van – Stadtlieferung neu gedacht

Sebastian Henßler  —  

Renault bringt den 4 E-Tech Advance als kompakten Elektro-Van für Betriebe. 1045 Liter Laderaum, N1-Zulassung und 409 km Reichweite zielen klar auf die Stadt.

VW will keine Verbrenner-Kleinwagen mehr bauen

VW will keine Verbrenner-Kleinwagen mehr bauen

Michael Neißendorfer  —  

Volkswagen macht Schluss mit dem Verbrennerantrieb im Polo. Künftig gibt es den beliebten Kleinwagen nur noch als Elektroauto – andere Modelle ebenfalls.

Klingbeil warnt Autohersteller vor Festhalten am Verbrenner

Klingbeil warnt Autohersteller vor Festhalten am Verbrenner

Sebastian Henßler  —  

Die EU lockert CO₂-Grenzwerte, doch in Berlin gibt es Bedenken. Finanzminister Klingbeil mahnt Autobauer, den Umstieg auf E-Autos nicht zu verschleppen.

2026 wird das Jahr der E-Autos unter 25.000 Euro

2026 wird das Jahr der E-Autos unter 25.000 Euro

Wolfgang Gomoll  —  

2026 wird zur Bewährungsprobe: VW drückt Richtung 25.000 Euro, BMW startet die Neue Klasse, BYD greift in vielen Segmenten an, auch Verbrenner bleiben präsent.

Experte: Was sich beim Testen von E-Autos wirklich ändert

Experte: Was sich beim Testen von E-Autos wirklich ändert

Sebastian Henßler  —  

Elektromobilität verändert Fahrzeugtests grundlegend. UTAC sieht neue Schwerpunkte bei Sicherheit, Batterie, Software und Cybersecurity statt reiner Mechanik.