Octopus und BYD starten V2G in Großbritannien

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Octopus Energy

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der Energieversorger Octopus Energy hat in Großbritannien zusammen mit dem chinesischen Autohersteller BYD ein Produkt namens Power Pack Bundle eingeführt: das erste Vehicle-to-Grid-Paket (V2G) in Großbritannien. Das Power Pack Bundle kostet umgerechnet etwa 350 Euro und umfasst die Leasingrate für den V2G-fähigen BYD Dolphin, ein bidirektionales Zaptec Pro-Ladegerät und den Zugang zu einem Stromtarif, der das Laden zu Hause deutlich günstiger mache – Octopus Energy spricht in einer aktuellen Mitteilung für eine jährliche Fahrleistung von 12.000 Kilometern sogar von kostenlosem Laden.

In Summe können E-Auto-Fahrer demnach im Vergleich zum Laden mit einem Standardtarif im Jahr 725 Euro bei den Stromkosten sparen. Im Vergleich zum Tanken eines Benziners liege die Ersparnis bei fast 1200 Euro. Voraussetzung für den Tarif ist, dass das E-Auto an 20 Tagen im Monat jeweils mindestens 12 Stunden lang mit der Wallbox verbunden ist, was mit den üblichen Standzeiten über Nacht kein großes Problem darstellen sollte, und dass pro Monat insgesamt weniger als 210 kWh geladen werden, was bei einem durchschnittlichen E-Auto etwa 1000 Kilometern Strecke entspricht. Octopus weist aber darauf hin, dass diese Ziele gelegentlich auch verfehlt werden dürfen, ohne dass Kunden dafür Probleme bekommen würden.

V2G macht aus Elektroautos „Batterien auf Rädern”, was es ihnen ermöglicht, zu Zeiten mit günstigem Strom, wenn für gewöhnlich ein hoher Anteil an erneuerbarem Strom im Netz ist, zu laden und diesen zu Spitzenzeiten, wenn Strom knapp und teuer ist, wieder zurückzuspeisen. Von der Preisdifferenz profitieren E-Fahrer direkt. Dadurch wird zudem die Abhängigkeit des Stromnetzes von umweltschädlichen fossilen Gas- und Kohle-Kraftwerken verringert, ohne die Hauptaufgabe des E-Autos, nämlich von A nach B zu kommen, zu beeinträchtigen. Damit dies gewährleistet ist, können Kunden einen Ladestand definieren, der nicht unterschritten werde.

Das Power Pack Bundle basiert auf der Technologieplattform Kraken der Octopus Energy Group und mache diese Einsparungen für Kunden mühelos möglich, wie das Unternehmen erklärt: „Die Fahrer schließen das Auto einfach über Nacht an und überlassen den Rest der Technologie. Der vollautomatische Prozess garantiert kostenloses Laden zu Hause für jede während der Leasingdauer gefahrene Meile.“

„Mit V2G können wir kostenloses Laden anbieten“

BYD habe die V2G-Technologie in das Auto selbst integriert, wodurch die Notwendigkeit eines teuren V2G-Ladegeräts entfalle. Die Autos bezieht Octopus über seine Tochtergesellschaft Octopus Electric Vehicles (Octopus EV) direkt von BYD und gibt sie im Anschluss an seine Kunden weiter. „Bidirektionales Laden ist eine bahnbrechende Neuerung für Autofahrer und das Stromnetz. Indem wir einen Teil der freien Kapazität der Batterie zum Ausgleich des Stromnetzes nutzen, können wir kostenloses Fahren anbieten. V2G wird unser Energiesystem revolutionieren und dazu beitragen, die Kosten zu senken“, sagt Greg Jackson, Gründer der Octopus Energy Group.

Das Power Pack Bundle werde später in diesem Jahr erhältlich sein. Interessierte Kunden bei Octopus Electric Vehicles in Großbritannien bereits eine Reservierung vornehmen. Neben dem BYD Dolphin bietet Octopus das V2G-Bundle noch für einige weitere E-Autos an: Den Leaf und den e-NV200 von Nissan sowie die Plug-in-Hybrid-Version des Mitsubishi Outlander. Weitere Fahrzeuge seien bereits in Vorbereitung.

Ein ähnliches Angebot gibt es auch in Frankreich: Dort hat Renault für den Renault 5 ebenfalls ein Paket aus E-Auto, Stromtarif und passender Wallbox geschnürt.

Quelle: Octopus Energy – Pressemitteilung vom 23.06.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolfbrecht Gösebert:

„Für jeden PV-Dachhaushalt ist V2H die logische Erweiterung“

Ja – nur denke ich, dass eben der Anteil von »PV-Dachhaushalten« mit steigender EV-Verbreitung sinken und DER Anteil von EV-Nutzern steigen wird, die eben – v.a. im großurbanem Umfeld – keine »“Dach-Verfügungsfläche“ mit gleichzeitigem Zugang zum EV-Standort« haben …

Für diese wäre eine AC-Lösung – wie wohl u.a. mit Fahrzeugen von BYD, Renault, Volvo, …? möglich – genau so wie für Stückzahl-Stellplätze bei Arbeitgebern diejenige, die sich auch sinnvoll WIRTSCHAFTLICH rechnen würde!

E. Wolf:

Es dürfte sich um AC-BiDi handeln, wenn ich diesen Hinweis: „… Die Autos bezieht Octopus über seine Tochtergesellschaft Octopus Electric Vehicles (Octopus EV) direkt von BYD und gibt sie im Anschluss an seine Kunden weiter. “ und die Tatsache das es sich bei der Zaptec Pro um eine AC-Wallbox handelt.

Es ist schon interessant, wer will „findet Wege“, wer nicht will: „Gründe“.

Der Entwurf der VDE-AR-4105:2024-10 sagt das das eAuto die Netzanschlußbedingungen (grid codes) erfüllen muß, ein 11-seitiges Dokument des FNN/VDE „präzisiert“ dieses – zur Abschreckung aller Interessierten in DE.

V2G in UK ist offensichtlich kein Problem für die Fahrakku’s, aber bei V2H in DE schon, laut der OEM’s. Die Akkubelastung bei V2H ist deutlich geringer, da die Lade-/Entladeströme bei einzelnen Haushaltsgeräten kaum über 2 kW hinausgeht. V2G Entladungen dann gerne „mit Dampf (11 kW) „, wobei in UK 7 kW einphasig zulässig sind. Ein Schelm wer Böses denkt.

In jedem Fall wird das Rennen jetzt in Europa eröffnet !!

Wenn unsere bundesdeutschen OEM’s weiter mit Design und Firlefanz spielen, wird die Zukunft auf anderen Feldern entschieden.

Für jeden PV-Dachhaushalt ist V2H die logische Erweiterung – Asianten haben wieder mal die Polposition eingenommen.

Und wenn Morgen die DC-BiDi-Wallbox in deren Kofferraum als „Rabatt“ liegt, ist das Spiel entgültig entschieden.

Daniel W.:

In Deutschland wird über Netzentgelte für Stromeinspeiser nachgedacht, dann müssten wohl neben PV-Anlagenbetreibern auch E-Autos für ihren eingespeisten Strom Netzentgelte zahlen und die Rechnung ginge dann evtl. nicht mehr auf für PV-Anlagenbetreiber und E-Auto-Nutzer mit V2G.

Die neue CDU-geführte Regierung arbeitet schon wieder an Bremsklötzen bei der Energie- und Verkehrswende.

VinElektro:

… und in 40 Jahren dann in Deutschland. Das wäre nochmal ein massives Verkaufsargument für E-Autos (sollte es denn wie beschreiben funktionieren) und würde gleichzeitig die Energiewende massiv unterstützen

Wolfbrecht Gösebert:

Auf der Suche nach der dahinterstehenden Bidi-Technik (AC/DC?) fand ich in den Angaben von c&p➟

pv-magazine.de/produkte/zaptec-pro-bidirektional-vorbereitete-ac-wallbox-fuer-gewerbeparkplaetze-und-oeffentliches-laden/

den Hinweis, dass die im Artikel genannte Wallbox Zaptec Pro nach Herstellerangaben bereits für bidirektionales AC(!)-Laden vorbereitet ist. Weiter sei sie nicht nur für Ein- und Mehrfamilienhäuser geeignet, sondern auch für Gewerbeparkplätze und öffentliches Laden. Weitere Details zu Technik/Software gibt dort auch noch :)

Wann endlich können so preiswerte Systeme für V2G auch in -D- angeboten werden … geeignete Fahrzeuge scheint es ja schon einige zu geben ?-)

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