Nissan will sieben von 17 Werken schließen

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Musste gleich zu Beginn seine Amtszeit einige schmerzhafte Einschnitte kommunizieren: Nissan-CEO Ivan Espinosa / Nissan

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der japanische Autohersteller Nissan hat nun offiziell seine Finanzergebnisse für das am 31. März 2025 zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2024 bekanntgegeben. Die Lage ist ernst, wie bereits vorab bekannt wurde, weltweit stehen 20.000 Jobs zur Debatte. Von April 2024 bis einschließlich März 2025 hat Nissan weltweit 3,35 Millionen Autos verkauft, fast 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Der konsolidierte Nettoumsatz stieg leicht auf auf 12,6 Billionen Yen, knapp 77 Milliarden Euro. Unterm Strich aber machte Nissan einen Verlust von vier Milliarden Euro.

Nissan erwartet weitere Herausforderungen infolge von intensivem Wettbewerb, Wechselkurs-Schwankungen und Inflation. Im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik versucht Nissan, die Folgen abmildern: Hierfür räumt das Unternehmen den in den USA gefertigten Modellen Vorrang ein, optimiert lokale Kapazitäten, strukturiert die zollbelastete Produktion um und arbeitet eng mit Zuliefern zusammen, um schnell und lokal auf die Marktanforderungen reagieren zu können. Aufgrund der möglichen Auswirkungen von Zöllen sind die Prognosen für Betriebsergebnis, Nettogewinn und Free Cashflow für das neue Geschäftsjahr noch nicht definiert.

Mit „Re:Nissan“ hat der neue CEO Ivan Espinosa, erst seit Anfang April im Amt, einen Sanierungsplan vorgestellt, mit dem Nissan pro Jahr umgerechnet mehr als drei Milliarden Euro einsparen will – und der entschlossene und schmerzhafte Maßnahmen zur Leistungssteigerung und zur Schaffung eines schlankeren, widerstandsfähigeren Unternehmens umfasst, das sich schneller an Marktveränderungen anpassen können soll.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der schon seit mehreren Jahren kriselnde Autohersteller die Streichung von 9000 Stellen angekündigt, nun sollen es im Rahmen des neuen Plans sogar 20.000 eingesparte Arbeitsplätze bis zum Jahr 2027 werden, was etwa 17 Prozent der Belegschaft und jedem sechsten Job entspricht. Zudem sollen sieben von 17 Auto- und Motorenwerken geschlossen werden, auch in der japanischen Heimat. Das dort in Kyushu geplante Werk für E-Auto-Batterien soll erst gar nicht gebaut werden. Insgesamt soll die Produktionskapazität in den kommenden zwei Jahren von bislang knapp vier Millionen auf nur noch 2,5 Millionen Autos gesenkt werden, um wieder dauerhaft profitabel werden zu können.

„Angesichts der herausfordernden Entwicklung im Geschäftsjahr 2024 und steigender variabler Kosten, verschärft durch ein unsicheres Umfeld, müssen wir die Selbstverbesserung mit größter Dringlichkeit und Geschwindigkeit priorisieren und eine Profitabilität anstreben, die weniger vom Volumen abhängt“, so CEO Ivan Espinosa. Zum Geschäftsjahr 2026 wolle Nissan wieder profitabel sein.

Weniger Plattformen, schnellere Entwicklung

Ein zentraler Aspekt der Transformation ist auch die Neuausrichtung der Lieferkette. Nissan wird seine Zulieferer neu strukturieren, um mehr Volumen für weniger Lieferanten zu sichern, Ineffizienzen zu beseitigen und veraltete Standards zu hinterfragen. Zudem soll die Komplexität in der Produktion deutlich verringert werden, die Anzahl der Fahrzeugplattformen soll von 13 auf 7 reduziert werden. Gleichzeitig soll die Entwicklungszeit neuer Modelle von 37 auf nur noch 30 Monate beschleunigt werden, um schneller auf Marktbedürfnisse reagieren zu können.

Nissan will künftig wieder enger mit seinen Partnern zusammenarbeiten, um Modelle zu entwickeln, die das Portfolio ergänzen und individuelle Marktbedürfnisse erfüllen können. Mehrere Projekte mit den Allianzpartnern Renault und Mitsubishi laufen bereits, darunter das kürzlich angekündigte Projekt gemeinsam mit Mitsubishi für ein neues Elektroauto auf Basis der nächsten Leaf-Generation für den nordamerikanischen Markt. Zudem wollen Nissan und Honda ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Fahrzeugintelligenz und Elektrifizierung fortsetzen.

Eine Fusion mit dem ebenfalls schwächelnden japanischen Rivalen Honda war Anfang des Jahres geplatzt, weil Nissan seine Selbstständigkeit nicht aufgeben wollte. Nun muss Nissan beweisen, wie es sich aus eigener Kraft retten kann. Der Plan dafür beinhaltet mehrere schmerzhafte Einschnitte. Ohne wird es aber nicht mehr funktionieren.

Quelle: Nissan – Pressemitteilungen vom 13.05.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Dalan:

Falsch Ams Autotest des neuen Geländewagen schauen. Plugin Hybride mit Chademo Anschluss

Pedro G.:

Nissan WAR der billig Anbieter im asiatischen Raum das ist jetzt vorbei das machen jetzt die Chinesen ⁉️

Jan:

Er kennt Nissan nicht.

Tom:

Das stimmt nur bedingt.
Nissan hat schon viele Jahre Probleme, sie haben eben vieles verschlafen. Und es ist auch ihr japanischer Stolz, zusehen an den immer wieder aufflammenden Streitigkeiten mit Partner Renault.

…und Chademo hat nur ihr erstes und erfolgreiches Modell „Leaf“.

Gregor:

NIssan wer? Keine Ahnung, spielt die Marke noch irgendeine Rolle?

Dalan:

Nissan ist nach der Übernahme des Pleitekandidaten Mitsubishi selbst Pleite. Und wer in Europa noch E Autos mit Chademo Ladenschluss anbietet, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

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