Nissan schließt sich BYD beim CO₂-Pooling an

Nissan schließt sich BYD beim CO₂-Pooling an
Copyright ©

Nissan

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Nissan will ab 2025 seine CO₂-Flottenemissionen in Europa gemeinsam mit dem chinesischen Hersteller BYD ausweisen. Das geht aus EU-Dokumenten hervor, die Mitte Oktober veröffentlicht wurden, wie Automotive News Europe berichtet. Damit reagiert der japanische Autobauer auf die verschärften europäischen Klimavorgaben für die Jahre 2025 bis 2027. Ohne zusätzliche Maßnahmen drohen empfindliche Strafzahlungen.

Bislang hat Nissan seine Emissionen innerhalb der Allianz mit Renault und Mitsubishi gebündelt. Diese Kooperation endet jedoch zum Jahreswechsel. Ein Sprecher von Nissan erklärte gegenüber Automotive News Europe, man habe nach einer umfassenden Prüfung verschiedener Partner BYD ausgewählt. Ausschlaggebend seien die Verfügbarkeit von Emissionsgutschriften und die Wettbewerbsfähigkeit gewesen. Die Vereinbarung ermögliche es, „den Übergang zu emissionsfreien Autos nachhaltig voranzutreiben“.

BYD gilt als einer der größten Anbieter von elektrischen Autos weltweit und setzt in Europa ausschließlich auf batterieelektrische und Plug-in-Hybrid-Modelle. Für Nissan ist der Zusammenschluss daher ein strategisch sinnvoller Schritt, um die Flottenwerte zu senken. Während BYD über einen hohen Anteil emissionsarmer Fahrzeuge verfügt, bietet Nissan bislang nur eine begrenzte Auswahl an Elektroautos an. Der Ariya ist derzeit das volumenstärkste Modell der Marke, hinzu kommen der neu aufgelegte Leaf und der elektrische Micra, der auf einer Renault-Plattform basiert.

Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Dataforce verkaufte Nissan bis Ende August rund 11.700 Einheiten des Ariya in Europa. Insgesamt kamen 13.100 vollelektrische Autos auf einen Gesamtabsatz von rund 199.000 Einheiten. Das entspricht einem Anteil von etwa 6,5 Prozent. BYD erreichte im gleichen Zeitraum 95.500 Verkäufe, davon etwa 60 Prozent reine Elektroautos.

Viele Hersteller nutzen sogenannte Emissionspools, um gemeinsam die gesetzlichen Zielwerte einzuhalten. Diese Praxis wurde mit der Einführung strengerer EU-Grenzen 2020 populär und hat sich seitdem etabliert. Reine Elektroauto-Marken verfügen über überschüssige Emissionsgutschriften, die sie an andere Hersteller weitergeben können – gegen Bezahlung. Tesla hat damit ein eigenes Geschäftsmodell aufgebaut und erzielt einen erheblichen Teil seiner Gewinne durch den Verkauf solcher Zertifikate.

Der von Tesla geführte Pool in Europa umfasst derzeit unter anderem Toyota, Ford, Mazda, Subaru, Stellantis, Honda und Suzuki. Innerhalb des Stellantis-Verbunds beteiligt sich auch Leapmotor International, ein chinesisches Joint Venture, das in Europa ausschließlich vollelektrische und sogenannte Extended-Range-E-Autos anbietet. Ein weiterer großer Pool wird von Mercedes-Benz verwaltet und schließt Smart, Volvo und Polestar ein.

Auch andere Hersteller haben sich inzwischen für Kooperationen entschieden. Der südkoreanische Anbieter KG Mobility, ehemals SsangYong, hat laut EU-Unterlagen eine Vereinbarung mit dem chinesischen Elektroautohersteller Xpeng getroffen. Die europäischen Behörden erlauben solche Zusammenschlüsse bis Ende des Jahres, wobei sie zunächst nur für den Absatz des Jahres 2025 gelten. Renault hingegen plant nach eigenen Angaben derzeit keine neue Pooling-Vereinbarung.

Quelle: Automotive News – Nissan to pool CO2 emissions in Europe with BYD in effort to avoid EU fines

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

Autopreneur über Europas Antwort auf Preisdruck aus Asien

Autopreneur über Europas Antwort auf Preisdruck aus Asien

Sebastian Henßler  —  

Autopreneur Philipp Raasch erklärt, wie Chinas Marktverschiebung Europas Hersteller unter Druck setzt und warum Partnerschaften jetzt überlebenswichtig sind.

Diese 7 E-Autos waren 2025 die Könige unserer Toplisten

Diese 7 E-Autos waren 2025 die Könige unserer Toplisten

Daniel Krenzer  —  

Regelmäßig betrachten wir in unseren Toplisten unterschiedliche Tugenden von E-Autos – welche tauchten dort 2025 in Summe wohl am häufigsten auf?

Renault Rekordfahrt: 7,8 kWh Verbrauch bei mehr als 100 km/h

Renault Rekordfahrt: 7,8 kWh Verbrauch bei mehr als 100 km/h

Michael Neißendorfer  —  

Mit einer ungewöhnlichen Rekordfahrt hat Renault kurz vor Jahresschluss die Leistungsfähigkeit moderner Elektromobilität unter Beweis gestellt.

BYD Atto 2 PHEV: Kompakt-SUV mit klarer Hybrid-Strategie

BYD Atto 2 PHEV: Kompakt-SUV mit klarer Hybrid-Strategie

Wolfgang Gomoll  —  

BYD bringt den Atto 2 als Plug-in-Hybrid nach Europa. Bis zu 1000 km Reichweite sollen ihn für Diesel-Fahrer interessant machen. Wir sind ihn gefahren.

Das ändert sich 2026 für Autofahrer

Das ändert sich 2026 für Autofahrer

Michael Neißendorfer  —  

In Deutschland wie auch im Ausland gibt es einige Dinge, die Autofahrer beachten sollten. Manch Verbrenner-Fahrer dürfte sich Gedanken über Spritkosten machen.

Elektro-Remake einer Ikone: Morris JE soll nun tatsächlich produziert werden

Elektro-Remake einer Ikone: Morris JE soll nun tatsächlich produziert werden

Michael Neißendorfer  —  

Nach mehreren Verzögerungen soll der Morris JE nun tatsächlich produziert werden. Dank einer Förderung der walisischen Regierung.