Mercedes-Benz setzt auf CO2-Pooling mit Geely

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Mercedes-Benz wird zur Einhaltung der verschärften CO₂-Vorgaben in der EU für das Jahr 2025 wohl hunderte Millionen Euro zahlen müssen. Mercedes-Finanzvorstand Harald Wilhelm bezifferte die Summe auf einen „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“. Damit dürfte das Unternehmen zwischen 100 und 300 Millionen Euro für Emissionsgutschriften aus dem Verkauf elektrischer Volvo- und Polestar-Modelle an den Pooling-Partner Geely zahlen, so Automotive News in einem aktuellen Bericht.

Bei der Präsentation der Geschäftszahlen und des Kapitalmarkttags betonte Wilhelm, dass dies für 2025 keine größeren Sorgen bereiten sollte. Die neuen EU-Regeln verlangen, dass mindestens 20 Prozent der verkauften Autos in Europa elektrisch sind. Wird das Ziel verfehlt, drohen Strafen von 95 Euro pro Auto und Gramm CO₂ über dem vorgegebenen Grenzwert. Branchenweit könnten sich die Bußgelder auf bis zu 15 Milliarden Euro summieren, so Automotive News. Eine Aussage, die wir so nicht stehen lassen können. Diese Behauptung hat zuletzt die NGO Transport & Environment zerpflückt und kam zu dem Schluss, dass es am Ende nicht mehr als eine Milliarde Euro sein dürfte.

Viele Hersteller setzen auf Emissionspools, um Strafen zu vermeiden. Mercedes schloss sich mit Smart, dem Joint Venture mit Geely, zusammen. Tesla betreibt den größten Pool, zu dem unter anderem Stellantis, Toyota, Ford, Mazda und Subaru gehören. Volkswagen, BMW und Renault hingegen haben keinen solchen Pool gebildet. Renault-Chef Luca de Meo erklärte, dass die neuen CO₂-Ziele das Betriebsergebnis um 500 Millionen Euro belasten würden. Renault wolle stattdessen Rabatte auf Elektroautos anbieten und die Preise für Verbrenner-Modelle erhöhen, um die Vorgaben einzuhalten.

De Meo kritisierte das System und bezeichnete es als „surreal“, dass europäische Hersteller Geld an nicht-europäische Wettbewerber zahlen müssen, um die Vorschriften zu erfüllen. Er sieht die Strategie von Renault als klügeren Ansatz. Mercedes-Chef Ola Källenius verteidigte hingegen die Teilnahme am Pool mit Geely als wirtschaftlich sinnvolle Lösung, um Strafzahlungen zu vermeiden. Die Kosten seien niedriger als die anfallenden Strafen, sagte er. Källenius bezeichnete den Pool als Übergangslösung, bis neue Elektroautos auf den Markt kommen. Wichtige Modelle wie der neue CLA und der GLC sollen dabei helfen, den Elektroauto-Anteil zu steigern. Innerhalb der nächsten 36 Monate möchte Mercedes diese Strategie umsetzen und die CO₂-Ziele aus eigener Kraft erreichen.

Die weltweiten Elektroauto-Verkäufe von Mercedes gingen 2024 um 23 Prozent auf rund 185.000 Einheiten zurück. BMW konnte dagegen etwa 427.000 Elektroautos absetzen und erwartet, die europäischen CO₂-Vorgaben ohne externe Hilfe zu erfüllen. Källenius sieht bei Mercedes vor allem die Pkw-Transporter als Herausforderung. Diese, meist mit Dieselmotoren ausgestatteten Modelle, fügten 2024 zehn Gramm CO₂ zum Flottenausstoß hinzu. Die hohe Rentabilität der Transporter macht es schwierig, schnelle Änderungen vorzunehmen. Källenius verwies auf die kommende Van.EA-Plattform für elektrische Transporter als mögliche Lösung.

Quelle: Automotive News – Mercedes says emissions pool with Volvo in Europe is ‘rational’ choice

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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egon_meier:

„De Meo kritisierte das System und bezeichnete es als „surreal“, dass europäische Hersteller Geld an nicht-europäische Wettbewerber zahlen müssen, um die Vorschriften zu erfüllen“

Es ist surreal, dass die europäische Hersteller es nicht selbdt schaffen, die Vorschriften zu erfüllen. Das gilt hochspeziell für Renault.

Ansonsten ist das Nicht-Pooling – wieder am Beispiel Renault – sehr vernünftigt wenn man als Konsequenz BEV verbilligt und Verbrenner teurer macht.

Ergo: Die C02-Vorschriften sind ein voller Erfolg.

Tom 1:

Es ist eine Schande und Ignoranz der Autobauer in EU immer noch so faule Geschäfte zu machen.

DoDo:

Und dabei mussten sie sich nicht mal anstrengen. Dieses Schlupfloch hat man ihnen doch garantiert von vorne herein so geöffnet. Umso höher ist das Gejammer, vermutlich gehört das zum Spiel dazu.

Wolfbrecht Gösebert:

Wenn Ola Källenius bei Mercedes vor allem die Pkw-Transporter als Herausforderung sieht und sagt, dass besonders „die hohe Rentabilität“ der Transporter es schwierig mache, schnelle Änderungen vorzunehmen,
und
wenn Renault-Chef Luca de Meo das System kritisiert und es als „surreal“ bezeichnet, dass europäische Hersteller Geld an nicht-europäische Wettbewerber zahlen müssen, „um die Vorschriften“ zu erfüllen,

so ignorieren beide damit doch nur aus reiner Gewinn-Betrachtung geflissentlich, dass es dem Erdklima völlig EGAL ist, auf welchem Fleckchen Erde klimaschädliche Gase (und das ist nicht nur CO₂!) in die Umwelt gelangen und WER damit WELCHE Gewinne macht …

Hersteller, die künftig die seit vielen, vielen Jahren bekannten Quoten erfüllen, haben aber immerhin (zu Recht) nicht darauf vertraut, dass es der mafiaähnlich agierenden Auto-Lobby in Europa schon gelingen würde, die eigentlich absehbaren Konsequenzen DOCH noch zu verschieben, hinauszuzögern bzw. abzuschwächen!

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