Nissan Ariya Nismo e-4orce im Test: Sichtlich erstarkt

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Stefan Grundhoff
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Der Ariya sollte für Nissan in schweren Zeiten zum elektrischen Hoffnungsträger werden. Doch der Konkurrent von VW ID.5, Kia EV6 oder Peugeot e-408 tut sich schwer, bei den Kunden Rad zu fassen. Jetzt soll die Sportversion des Ariya Nismo für einen dynamischen Stimmungsumschwung sorgen.

In Sachen Namenszusätze ihrer Modelle kommen die Autohersteller auf immer seltsamere Ideen. Mit Grammatik und Orthographie haben es die meisten Marketingabteilungen ohnehin nicht, doch Nissan setzt mit der Sportversion des Ariya einen kreativen Höhepunkt. Offiziell trägt der 320 kW / 435 PS starke Elektro-Allradler die Bezeichnung Nissan Ariya Nismo e-4orce. Vielleicht wäre etwas weniger Extravaganz bei der Nomenklatur hilfreich gewesen. Das gilt eingeschränkt auch für das Design, denn der Ariya macht es jenem Kunden, der einen elektrischen Mittelklasse-SUV sucht, nicht leicht, ihn auf den ersten Blick ins Herz zu schließen. Gerade die Front ist betont polarisierend – nicht einfach, um in der Volumenklasse ein echter Bestseller zu werden.

Technisch ist dem 4,66 Meter langen Ariya ebenso wenig vorzuwerfen wie der Sportversion, die mit 320 kW und imposanten 600 Nm maximalem Drehmoment nennenswert mehr Dampf hat, als ein vergleichbares Sportmodell aus dem Volkswagen-, Renault- oder Stellantis-Konzern. Der Schub, den der Japaner über die beiden Achsen auf die Fahrbahn bringt, ist allemal imposant, weil es typischerweise für ein Elektromodell ohne Verzögerung losgeht – und wie. Der Imagespurt 0 auf Tempo 100 in knapp fünf Sekunden dürfte im Alltag niemanden interessieren, doch der Zwischenschub von 80 auf 120 km/h in 2,4 Sekunden lesen sich so imposant wie er sich fährt.

Die Sportreifen vom Typ Michelin Pilot Sport V verzahnen sich mit dem groben Fahrbahnbelag, während die Entwickler gut daran getan zu haben, die Kraftverteilung bei dem sportlichsten Modell auf 40:60 zugunsten der Hinterachse verlagert zu haben. So spurtet der mindestens 63.990 Euro teure Japaner noch imposanter und glänzt insbesondere bei dem feuchten Fahrbahnbelag auch aus Kurven mit einer eindrucksvollen Leistungsentfaltung. Wenig imposant für eine Topversion mit Sportabzeichen und entsprechendem Zierrat innen wie außen ist jedoch die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und eine wenig mitteilungsfreudige Lenkung.

Die beiden Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse werden von einem 91 kWh großen Batteriepaket mit Energie versorgt, von dem 87 kWh nutzbar sind und dank des Normverbrauches von 24,5 kWh / 100 für eine Reichweite von rund 420 Kilometern sorgen. Das ist angesichts der Wettbewerber nicht nur ein zu hoher Verbrauch, sondern insbesondere eine zu geringe Reichweite. Ärgerlicher denn je, weil das maximale Ladetempo mit gerade einmal 130 kW für ein Elektroauto dieser Klasse im Modelljahr 2026 deutlich zu langsam ist.

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Diese Rahmendaten werden auch vom gut abgestimmten Sportfahrwerk und dem kraftvollen Antriebsstrang nicht vollends überspielt, denn das generelle Angebot des über 2,3 Tonnen schweren Ariya Nismo passt, doch ein geringerer Verbrauch und mehr Reichweite bei diesem Akkupaket wären an sich selbstverständlich. Einige Wettbewerbern bieten noch mehr Dynamik, geringere Verbräuche und Powernachtanken Dank 800-Volt-Bordnetz. Immerhin kann der Japaner am AC-Lader bis zu 22 Kilowatt verarbeiten.

Überzeugender schlägt sich der Nissan Ariya Nismo im Innenraum. Die Sportsitze sind bequem, der Seitenhalt ist überzeugend und die beiden Displays sorgen für eine einfache Bedienung. Das Platzangebot geht durch den 2,78 Meter langen Radstand in Ordnung, doch für einen Elektro-SUV der Mittelklasse dürfte es nicht allein mein Schulterfreiheit, sondern auch weniger Hartplastik im Innern geben. Der nur 415 Liter große Laderaum lässt sich durch Umlegen der Rückbank auf knapp 1300 Liter erweitern – das ist gewaltig. Serienmäßig beim Nismo: das Tech-Paket, das besserem Sound und ein Head-Up-Display in den Crossover bringt.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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