Jaguar wird ab 2025 rein elektrisch und Land Rover bekommt mehr Submarken

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JLR | Symbolbild

Stefan Grundhoff
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  —  Lesedauer 3 min

JLR (Jaguar Land Rover) stellt sich nach turbulenten Jahren neu auf. Ab 2025 soll es bei Jaguar selbst nur noch Elektromodelle geben. Doch das ist längst nicht alles, denn neben Range Rover werden Defender und Discovery zu Submarken.

So manchem BWL-Professor dürften die Pläne von Jaguar Land Rover – kurz JLR – die Haare zu Berge stehen lassen. Die Marke Land Rover als Mutter der Geländemodelle von JLR wird zukünftig nur noch als Dachmarke im Hintergrund auftreten. Nachdem das Topmodell Range Rover seit Jahren faktisch eine eigene Marke ist, gehen die indischen Briten nunmehr in die Vollen.

Land Rover selbst als traditionsreiches Label im Markennamen soll vergessen sein, denn die anderen beiden Modellfamilien Discovery und Defender sollen neben Range Rover ebenfalls gleichrangige Marken werden. Vergessen der traditionelle Ansatz, dass die einzelnen Produkte mit ihren entsprechenden Qualitäten zunächst das Produkt und in erster Linie die übergeordnete Marke stärken sollten. Dabei ist genau genommen weder Land Rover noch Jaguar Land Rover die eigentliche Dachmarke, denn über JLR rangiert der indische Autokonzern Tata Motors und darüber der Weltkonzern der Tata Gruppe. JLR erzielte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2023/24 weltweit einen Rekordumsatz von 24,7 Milliarden Euro – ein Plus vom 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die brit-geneigten Autokunden sollte das im Alltag kaum betreffen, denn es bleibt zunächst vieles beim Alten. Zumindest bei den beiden bekannten Modellen Land Rover Defender und Range Rover. Der Defender war im Jahre 2023 nicht nur in Deutschland das erfolgreichste Modell des Konglomerats, auch wenn er mit dem rustikalen Offroad-Kantholz vergangener Zeiten nicht mehr gemein hat als den Namen. Er hat mit seinem Design und den Qualitäten auf sowie abseits befestigter Pisten längst die Rolle der coolen 4×4-Allzweckwaffe übernommen. Interessant für all jene, die keinen weich gespülten SUV mit Frontantrieb und Van-Image wollen, sondern einen der zumindest könnte – wenn man nur wollte.

Nach den zahlreichen Verschiebungen soll in diesem Jahr noch die überfällige Version des elektrischen Range Rover auf den Markt kommen und das bekannte Antriebsportfolio aus Diesel, Benziner und Plug-in-Hybrid ergänzen. Von den einst geplanten sechs neuen Elektromodellen von Land- / Range Rover bis zum Jahre 2030 könnten je nach Marktentwicklung unter Umständen nur vier übrig bleiben. Je nachdem, wie sich die weltweite Nachfrage der Steckermobile entwickelt.

Jaguar wird ab 2025 zur reinen Elektromarke

Noch mehr tut sich jedoch bei Jaguar – von einigen nach inhaltsleeren Jahren bereits totgesagt. Nachdem der bereits weitgehend fertig entwickelte Jaguar XJ nach Phaeton-Vorbild kurzerhand eingeschläfert wurde, wird für das bekannte Produktportfolio mit leistungsstarken Verbrennern in F-Pace und F-Type in diesem Herbst Schluss sein. Obschon die Elektroverkäufe derzeit nahezu weltweit stocken, wird Jaguar ab Mitte 2025 zur reinen Elektromarke.

Das Erste von zunächst drei neuen Modellen soll ein viertüriger Gran Turismo werden, der gegen einen Audi E-tron GT oder einen Porsche Taycan antreten könnte – mit mehr Platz im Fond. Der noch namenlose Elektro-GT ist auf der neu entwickelten JEA-Plattform unterwegs und soll in Solihull gefertigt werden. Mit einer höheren Leistung als jeder bisherige Jaguar, einer elektrischen Reichweite von bis zu 700 Kilometern und Preisen über 150.000 Euro wird der neue Jaguar auf der neuartigen Jaguar Electric Architecture aufbauen.

Zukünftig werden sich Jaguar und Land- / Range Rover jedoch keine Plattformen mehr teilen. Der Range Rover Electric auf der MLA-Plattform (Modular Longitudinal Architecture) kommt ebenfalls aus Solihull, während die Fahrzeuge auf der vollelektrischen EMA-Plattform der Midsize-SUV in Halewood gefertigt werden. Das Motorenwerk in Wolverhampton wird parallel zum sogenannten Electric Propulsion Manufacturing Center umgebaut. Um das alles zu ermöglichen, will Tata in den kommenden fünf Jahren mehr als 18 Milliarden Euro in Fertigung, Fahrzeugentwicklung und digitale Technologien stecken. Bis 2039 will JLR ganz nebenbei emissionsfrei sein.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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