Es gibt Autos, die überraschen weniger durch ihr Design und mehr durch das, was sie im Alltag leisten. Der Hyundai Inster gehört genau in diese Kategorie. Auf den ersten Blick wirkt er mit seiner kantigen Front, den Pixel-Leuchten und der kastigen Silhouette mehr eigenwillig als elegant. Als klassischer Vertreter des A-Segments bleibt er deutlich unter vier Metern Länge und zeigt, wie konsequent Hyundai das Thema Raumaufteilung durchdacht hat.
Während des zweiwöchigen Testzeitraums im Raum Heidelberg habe ich erlebt, dass sich selbst sperrige Teile wie ein Ikea-Regal ohne größere Mühe verstauen lassen – und wir reden hier nicht von einem kleinen Regal. Der Inster ist ein Platzwunder, der weit mehr Möglichkeiten bietet, als seine Abmessungen vermuten lassen.
Auch auf der Straße hat der Kleinwagen überrascht. Über 900 Kilometer, verteilt auf Stadtfahrten, Landstraßen und Autobahnetappen, bestätigte er immer wieder seinen sparsamen Charakter. Die Verbräuche blieben konstant niedrig, selbst wenn es flotter voranging. Damit unterstreicht der Inster, dass er nicht über Charme oder Prestige überzeugen will, sondern über echten Alltagsnutzen. Für ein Auto, das bewusst im Einstiegssegment positioniert ist, ergibt sich ein Gesamtpaket, das mit Praxistauglichkeit überzeugt – auch wenn er optisch sicher nicht jedermanns Geschmack trifft.
Kleinwagenformat, großes Staunen: Hyundai Inster überrascht im Alltag
Der Inster basiert auf einer verlängerten Version der K1-Plattform, die auch beim südkoreanischen Verbrenner Casper zum Einsatz kommt. Mit 3,82 Metern Länge, 1,61 Metern Breite und 1,57 Metern Höhe bleibt der Inster klar im A-Segment, nutzt seine Proportionen aber geschickt aus. Die kurzen Überhänge und der lange Radstand geben ihm trotz kompakter Maße einen erwachsenen Auftritt. Hyundai spricht von einem E-SUV für Stadt und Land – ein Begriff, der bei dieser Größe vielleicht überzogen wirkt, aber dennoch zeigt, dass man den Inster nicht nur auf den urbanen Einsatz beschränken möchte.
Die Front mit den markanten Pixel-Tagfahrlichtern und der geraden Linienführung wirkt eigenständig, allerdings gibt es serienmäßig nur Halogen-Scheinwerfer. Erst in höheren Ausstattungslinien wie der von mir gefahrenen Prime-Version sind Voll-LED erhältlich. Gerade im Dunkeln macht das einen deutlichen Unterschied, denn die Ausleuchtung ist deutlich besser.
Mein Testwagen stand zudem auf 17-Zoll-Leichtmetallrädern, die das Auto optisch deutlich aufwerten und ihm im Vergleich zu kleineren Radgrößen mehr Präsenz verleihen. Optional lassen sich auch eine Dachreling oder ein Glasdach konfigurieren, die den Inster noch praktischer beziehungsweise hochwertiger wirken lassen.
Frontlader statt Seitenstecker – praktisch im Alltag, mit kleinen Kompromissen
Der vorn mittig platzierte Ladeanschluss hat sich im Alltag als durchaus praktisch erwiesen. Die Wege sind kurz, die Zugänglichkeit ist gut und es entfällt das Nachdenken, an welcher Seite das Kabel eingesteckt werden muss. Nur an manchen Schnellladesäulen, wo die Position des Kabels ungünstig war, zeigte sich, dass das Handling nicht immer optimal ist. Leider fehlt ein Frunk, sodass das Ladekabel im Kofferraum verstaut werden muss und dort Platz wegnimmt.
Gleichzeitig zeigt sich aber, wie durchdacht Hyundai den Innenraum konstruiert hat. Die Flexibilität im Innenraum gehört zu den größten Stärken des Inster. Die Rückbank lässt sich nicht nur umklappen, sondern auch um 16 Zentimeter nach vorn oder hinten verschieben. So entsteht wahlweise mehr Beinfreiheit im Fond oder zusätzlicher Stauraum im Kofferraum. Die Lehnen sind mehrfach verstellbar, was längere Fahrten für Mitfahrende deutlich angenehmer macht.
Besonders clever fand ich die Möglichkeit, auch die Vordersitze vollständig nach unten zu klappen: So entsteht in Kombination mit der umgelegten Rückbank eine durchgehende Fläche von mehr als zwei Metern Länge. In der Praxis heißt das, dass sich der Inster spontan in einen kleinen Camper verwandeln lässt – sei es für eine Übernachtung unterwegs oder den Transport besonders sperriger Teile.
In meinem Test war es kein Problem, ein komplettes Ikea-Regal unterzubringen (zerlegt natürlich), und selbst größere Kartons oder lange Bretter passten ohne Umstände hinein. Der Inster kann somit durchaus als Platzwunder beschrieben werden. Der Kofferraum fasst je nach Konfiguration zwischen 238 und 1059 Liter.
Digital trifft auf klassisch – ein Cockpit für Puristen und Pragmatiker
Im Innenraum verfolgt Hyundai beim Inster einen klar funktionalen Ansatz. Schon beim Einsteigen fällt das aufgeräumte Cockpit ins Auge, das moderne digitale Technik mit klassischen Bedienelementen kombiniert. Zwei 12,3-Zoll-Displays – einmal als Instrumentencluster, einmal für das Infotainment – bilden das Herzstück. Sie liefern scharfe Anzeigen, reagieren flott auf Eingaben und sind ab der Prime-Ausstattung serienmäßig integriert.
Gerade im Alltag erweist sich die Kombination mit physischen Tasten für Klima, Lautstärke oder Schnellzugriffe als Vorteil: Man muss nicht durch Menüs wischen, sondern kann wesentliche Funktionen blind bedienen. Das steigert nicht nur die Sicherheit, sondern macht den Inster auch für Fahrer:innen attraktiv, die den Trend zu immer mehr Touchflächen kritisch sehen. Wovon übrigens die Hersteller selbst auch wieder ein wenig mehr abrücken.
Bei den Materialien zeigt sich, dass Hyundai trotz des niedrigen Einstiegspreises Wert auf Details legt. Zwar dominiert Hartplastik, doch es wirkt solide verarbeitet und macht den Innenraum robust. Gleichzeitig fließen nachhaltige Komponenten in die Konstruktion ein. So bestehen Teile der Türverkleidungen aus Zuckerrohr-Biowerkstoffen, während in den Radkästen recyceltes Gummi von Altreifen zum Einsatz kommt. Auch der Dachhimmel enthält Fasern aus recyceltem PET. Diese Mischung sorgt zwar nicht für Oberklasse-Feeling, vermittelt aber das Gefühl, dass der Inster über seinen Preispunkt hinaus durchdacht ist – und dass selbst ein Kleinwagen zum Träger von Nachhaltigkeitsideen werden kann.
Mehr als nur Stadtauto: Assistenzsysteme wie in höheren Klassen
Während das Interieur insgesamt funktional geprägt ist, zeigt sich gerade bei den Assistenzsystemen, dass Hyundai den Inster keineswegs nur als einfaches Stadtauto verstanden wissen will. Schon ab der Prime-Ausstattung sind Features an Bord, die man sonst eher aus höheren Segmenten kennt. Dazu gehören ein adaptiver Tempomat, der zuverlässig Abstand hält, eine Spurhaltehilfe, die den Wagen auch auf längeren Autobahnetappen sauber in der Spur hält, sowie eine Verkehrszeichenerkennung, die Tempolimits verlässlich ins Cockpit überträgt. Im Test arbeitete das System bis 140 km/h stabil – ein Wert, der in dieser Fahrzeugklasse nicht selbstverständlich ist und den Inster auch auf der Langstrecke komfortabel macht.
Ergänzt wird das durch eine überraschend gute Geräuschdämmung. Dank doppelter Verglasung blieb der Geräuschpegel im Innenraum selbst bei Autobahntempo angenehm niedrig. Gerade dieser Punkt hebt den Inster von vielen direkten Wettbewerbern ab: Er wirkt erwachsener, leiser und weniger stressig auf langen Fahrten, als es seine Größe und Preisklasse vermuten lassen würden.
Hyundai Inster: Agil in der Stadt, komfortabel auf dem Land, stabil auf der Autobahn
Genau dieser erwachsene Eindruck setzt sich auch bei den Fahreindrücken fort. Besonders in der Stadt spielt der Inster seine Stärken aus. Mit einer Länge von nur 3,82 Metern und einem Wendekreis von 10,6 Metern ließ er sich in engeren Straßen und selbst in vollen Parkhäusern mühelos manövrieren. Der 85 kW starke Elektromotor spricht direkt an, sodass man an Ampeln flott mitschwimmt und kleine Lücken im Verkehr problemlos nutzen kann. Gerade im Stop-and-go-Verkehr empfand ich die fein abgestuften Rekuperationsstufen, bis hin zum echten One-Pedal-Drive, als großen Vorteil. Sie ermöglichen eine sehr präzise Fahrweise, bei der man häufig kaum noch das Bremspedal benötigt.
Auf der Landstraße zeigte sich der Inster ebenfalls von einer positiven Seite. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt und filtert Unebenheiten überraschend souverän heraus. Schlaglöcher oder Querrillen, die in dieser Fahrzeugklasse schnell poltrig wirken können, bügelte er zuverlässig glatt. In schnelleren Kurven neigt sich die Karosserie zwar spürbar zur Seite, doch bleibt das Auto berechenbar und sicher beherrschbar. Wer den Inster flott durch Kurven bewegt, merkt klar, dass er auf Alltag und Komfort ausgelegt ist – sportliche Ambitionen gehören nicht zu seinem Charakter. Für ein Auto dieser Größe wirkt das aber stimmig und unterstreicht den Anspruch, ein verlässlicher Alltagsbegleiter zu sein.
Auf der Autobahn überzeugte mich vor allem das Zusammenspiel aus Geräuschdämmung und Stabilität. Selbst bei konstant 120 km/h blieb der Geräuschpegel im Innenraum angenehm niedrig, die doppelte Verglasung macht hier einen echten Unterschied. Der Inster wirkte auch bei Seitenwind ruhig und lag stabil in der Spur, was ihn auf längeren Etappen deutlich entspannter fahren lässt, als man es von einem A-Segment-E-Auto erwarten würde. Gleichzeitig blieb er sparsam: Auf meiner Teststrecke lagen die Verbräuche zwischen 14 und 15 kWh/100 km, was Reichweiten um die 300 Kilometer ermöglichte. Das sind Werte, die ich über den gesamten Testzeitraum hinweg mehrfach reproduzieren konnte.
Schnell genug geladen – für den Alltag mehr als ausreichend
Beim Laden zeigt sich, dass Hyundai den Inster trotz seiner Einstufung als Kleinstwagen mit einer soliden Technik ausgestattet hat. Serienmäßig lädt er mit 11 kW AC dreiphasig, was im Alltag praktisch bedeutet: Über Nacht an der heimischen Wallbox ist die Batterie von leer auf voll geladen (fünf Stunden benötigt er hierfür). Wer öffentliche Schnelllader nutzt, bekommt bis zu 85 kW geboten. In meinem Test lag die Ladezeit von 10 auf 80 Prozent bei rund 31 bis 32 Minuten – kein Spitzenwert, aber für diese Fahrzeugklasse ein ordentliches Resultat.
Auch wenn der Inster nicht die ganz großen Reichweiten erzielt, sind Zwischenstopps kalkulierbar und dauern nicht unnötig lang. Die Batterie-Vorkonditionierung, die in höheren Ausstattungen verfügbar ist, dürfte im Winter für zusätzliche Sicherheit sorgen, da die Ladeleistung bei kalten Temperaturen erfahrungsgemäß spürbar sinkt.
Preislich startet der Inster in Deutschland bei rund 24.000 Euro, die von mir getestete Prime-Version liegt bei etwa 31.000 Euro. Damit positioniert sich Hyundai klar im Einstiegssegment der Elektromobilität – und bietet ein Paket, das mehr Alltagstauglichkeit bereithält, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Ausgehend von der Einstiegsvariante wohlgemerkt.
Disclaimer: Der Hyundai Inster wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei für den Zeitraum von zwei Wochen von Hyundai zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.