Großbritannien erstmals an der Spitze des E-Automarktes

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Automobil-Analyst Matthias Schmidt führt in seinem aktuellen Report aus, dass seit 2012 in Westeuropa über elf Millionen elektrifizierte Autos – E-Autos und Plug-in-Hybride (PHEV) – registriert wurden. In diesem Jahr werden noch einige Hunderttausende reine Elektroautos mehr hinzukommen. Eventuell aber nicht mehr mit Deutschland an der Spitze.

Auch der Blick auf die deutsche E-Auto– und PHEV-Produktion fällt derzeit nicht positiv aus. Der Anteil der deutschen E-Fahrzeug-Produktion an der Gesamtproduktion fiel im Januar auf 28,4 Prozent aller neuen Modelle, die von deutschen Linien rollten. Dies markierte den ersten Monat seit März 2023, in der Pkw mit Stecker unter die 30-Prozent-Grenze fielen.

Bislang war es Deutschland, das das größte Elektroauto-Marktvolumen in Europa für sich beansprucht hat. Mit Streichung sämtlicher staatlich geförderten Kaufanreize für 2024 kam es immer mehr zum Abschwung. Dies wird voraussichtlich zu einem Rückgang der Neuzulassungen um 14 Prozent oder 74.000 weniger E-Autos führen, was insgesamt 451.000 Einheiten entspricht, so Schmidt. Somit lässt sich auch die Verlangsamung in der Produktion erklären.

Insgesamt dürfte dies dazu führen, dass Deutschland den Top-Rang in Europas Elektroauto-Markt abgeben muss. Großbritannien hat bereits die Führung übernommen. 84.314 reine E-Autos wurden dort im ersten Quartal abgesetzt, ein Plus von 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Deutschland auf Rang zwei musste einen Abschwung von 14,1 Prozent hinnehmen und brachte es nur auf 81.337 E-Autos.

Frankreich reiht sich auf dem dritten Rang ein und brachte es auf 79.823 Einheiten. Somit sind die ersten drei Plätze recht nah aneinander. Unsere französischen Nachbarn haben dies einem Absatzplus von um die 23 Prozent zu verdanken. Sicherlich stark getrieben durch die staatlich geförderte “Sozialleasing”-Angebote für einkommensschwache Haushalte und eine Barprämie von 5000 Euro für neue Stromer unter 40.000 Euro. Nach Erreichen der 50.000 E-Autos, für die das Angebot gedacht war, kehrt hier nun aber wieder ein wenig Ruhe ein.

Wohingegen in Großbritannien weiterhin mit Wachstum zu rechnen ist, was hauptsächlich auf die Einführung der Zero Emission Vehicle (ZEV)-Vorschrift zurückzuführen ist. Diese Regelung könnte den Herstellern Anreize bieten, ihre Preise zu senken, um den Anteil der rein elektrischen Autos zu erhöhen und Strafzahlungen zu vermeiden.

Blicken wir nochmals auf die Daten. Hier zeigt sich, dass Belgien prozentual das höchste Wachstum aufwies. Deren E-Autoabsatz wuchs im ersten Quartal 2024 um satte 49,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den Niederlanden wuchs der E-Autoabsatz um 20,2 Prozent. Auf der Verliererseite steht Island. Das Land verzeichnete einen Absatzrückgang von 72,2 Prozent. In Summe haben 10 der 18 analysierten westeuropäischen Länder ein Zuwachs verzeichnen können.

Die ersten sechs Länder im Ranking brachten es auf 77 Prozent Anteil am Gesamtabsatz Europas. Neben Großbritannien, Deutschland und Frankreich waren dies noch Belgien, Niederlande und Norwegen. Wobei die Norweger, analog den Deutschen, ein Rückgang (-17,2 Prozent) hinnehmen mussten – allerdings in einem sehr gesättigten E-Auto-Markt, wo Stromer bereits knapp die Hälfte des Fahrzeugbestands ausmachen.

Quelle: Matthias Schmidt – Q1 Western European BEV deliveries by market

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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